Mönch Arsenios Vliangoftis: Yoga und Meditation*
grad. in Theologie (Dr.) und Philosophie
grad. in Theologie (Dr.) und Philosophie
„… Sie stehen im Gegensatz zur orthodoxen christlichen Askese, besonders zum Gebet, und sind damit nicht zu vereinbaren…“
Unsere
Zeiten sind Zeiten außerordentlicher spiritueller Verwirrung und
Apostasie vom Willen Gottes. Der Vater dieses Zustandes ist der Teufel,
der die Menschen, die er in die Verirrung führt, benutzt, um seinen
menschenmörderischen Plan durchzuführen. Diese Verwirrung wird vor allem
von Gruppierungen gefördert, die dem sogenannten „Neuen Zeitalter des
Wassermanns“ („New Age of Aquarius“) angehören. Ihr grundlegendes Dogma
lautet: „Alle Religionen sind gleich, sie alle sind Wege, die zu
demselben Ziel führen“ – so sagen sie. Unser Herr Jesus Christus
widerlegt sie jedoch, wenn Er im Evangelium sagt: "Ich bin der Weg und
die Wahrheit und das Leben" (Jh 14,6). Folglich sind die Wege zur
Rettung nicht viele, sondern nur einer allein: Christus und Seine
Kirche.
Die
Boten der Verwirrung identifizieren das christliche Gebet mit Yoga und
Meditation. Dies sind Techniken der östlichen Religionen und des
Okkultismus.
Mit dem folgenden, glaube ich, wird diese Verwirrung geklärt werden.
Askese
wurde von unserem Herrn Jesus Christus Selbst im heiligen Evangelium
gesetzmäßig niedergelegt. Askese ist das Mittel, das Ziel des
christlichen Lebens zu erlangen, das darin besteht, sich von
Leidenschaften zu befreien und mit Gott vereint zu werden
(Vergöttlichung – Theosis – durch Gnade). Zu den Arten von Askese
gehören Fasten, Nachtwachen, Gebet, aufrichtige Reue und Beichte, Demut;
das Abschneiden des eigenen Willens gegenüber dem Willen Gottes; indem
man nicht den eigenen (nichtvorhandenen) Kräften vertraut, sondern nur
Gottes Macht; indem man Gott alle guten Dinge und jeglichen Fortschritt,
den man auf dem Pfad der Tugend macht, zuschreibt, während man sich
selbst die Schuld für seine Sünden gibt. Wir sollten dem noch das
Studium des Wortes Gottes hinzufügen und die bewußte Teilnahme an den
Mysterien (Sakramenten) der Kirche – besonders am Mysterium der Reue und
Beichte und am Mysterium der Göttlichen Eucharistie. Askese ist nicht
nur für Mönche und Kleriker, sondern für jeden Christen, wie es klar im
heiligen Evangelium und in den Leben der Heiligen unserer Kirche zu
sehen ist. Dieser Weg der Askese ist der Pfad, dem die Millionen der
Heiligen unseres Glaubens gefolgt sind und folgen. Im wesentlichen
bedeutet Askese, daß der Mensch das „Ich will“ von sich aus zur
Verfügung stellt; während das „Ich kann“ vom Allmächtigen Gott von
Seiner Seite aus zur Verfügung gestellt wird.
Auf
diese Weise wird der kranke Mensch von der Sünde geheilt. Diese Art von
Heilung wird nur innerhalb des spirituellen Krankenhauses erlangt, das
„die Kirche“ genannt wird. Um die Heilung zu erlangen, ist Askese
unbedingt notwendig.
Innerhalb
der orthodoxen Tradition der Therapie wird Askese nicht als Technik
betrachtet. Sie ist auch nicht eine Summe von Praktiken.
Im
Gegenteil, sie ist unsere aufrichtige Antwort auf Gottes Liebe. Mit
anderen Worten, das, was menschlich möglich ist, um sein Inneres zu
reinigen, damit die Gnade Gottes kommen kann, um in uns zu wohnen.
Überhaupt ist es Gott, Der den ersten Schritt unter-nimmt, um dem
Menschen zu begegnen, und nicht der Mensch, der danach trachtet, Gott zu
finden. Und so kommen wir nun zu einem kritischen Punkt.
Es
gibt gewisse Ähnlichkeiten zwischen orthodoxer Askese und der im
nichtorthodoxen Bereich praktizierten Askese, die einen Menschen
verwirren können, der bei der scheinbaren Ähnlichkeit zwischen Bäumen in
bezug auf ihr Blattwerk stehenbleibt, doch nicht die Unterschiede sehen
kann, die zwischen ihren Ästen, ihren Wurzeln und besonders ihren
Früchten bestehen.
Gebet
ist das Gespräch der Seele mit Gott. Ein Gebet, das der Mönchstradition
sehr vertraut ist, ist das Jesus-Gebet („Herr Jesus Christus, erbarme
Dich meiner“); es wurde stets und wird nach wie vor von allen
gottliebenden Seelen gepflegt, nicht nur von Mönchen.
Die
äußeren Ähnlichkeiten der sogenannten psychosomatischen Methode des
mentalen Gebets mit den Techniken der Meditation haben dazu geführt, daß
über dieses Thema, vor allem in den letzten Jahren, viel geschrieben
wurde. Wir sollten hier nicht vergessen, daß es stets die Fälschung ist,
die etwas Ursprüngliches (Original) nachahmt. Der Teufel kann sich
sogar in einen Engel des Lichts verwandeln, um zu betrügen...
Worin
besteht also im allgemeinen die sogenannte „psychosomatische Methode“?
Grundsätzlich in folgendem: Der Mensch setzt sich auf einen niedrigen
Schemel mit gebeugtem Kopf, so daß er einen Punkt auf der Brust fixieren
kann, ein wenig unterhalb des Herzens, und dann versucht er, seinen
Atem mit dem Jesus-Gebet zu koordinieren. Er versucht dabei, seinen
Geist auf die Worte und Inhalte des Gebets zu fokussieren und sein Herz
damit zu erwärmen. Dies wird jedoch nicht wie ein Rezept vorgeschlagen –
weder von allen Lehrern des mentalen Gebets noch von jenen, die es
studieren möchten.
(Wir
dürfen auch nicht vergessen, daß das Gebet, obgleich hilfreich, nicht
das Ziel an sich ist. Doch auf dieses Detail werden wir später noch
eingehen.)
Auf
der anderen Seite wird Meditation vom Hindu-Guru Sathya Sai Baba
definiert als „die Methode, durch die sich der Geist zu konzentrieren
lernt“ (Sri Sathya Sai Baba, „Meditation“, Sri Sathya Sai Publications,
Athen 1984, S. 8, zitiert nach Vr. Antonios Alevizopoulos in seinem Buch
„Meditation oder Gebet?“, S. 56).
In
diesem in-bezug-Setzen des mentalen Gebets zur Meditation kann man
einen unehrlichen Ansatzpunkt beobachten. Es ist der Versuch, den
Anschein zu erwecken, als hätten wir zwei Pfade – wenn auch verschieden,
doch tief unten eng verbunden –, die zu demselben Ziel führen würden;
daß wir also angeblich zwei verschiedene Traditionen haben, die im
wesentlichen dieselbe Erfahrung beschreiben würden. Leider halten sogar
Professoren orthodoxer theologischer Fakultäten diese Sicht aufrecht –
wie zum Beispiel Prof. Savvas Agourides (siehe den Artikel betitelt „The
experience of divine light by Orthodox Hesychasts and enlightenment in
Zen Buddhism“ – eine Einführung zur Konferenz über Gott und Gottes
Entsprechungen, organisiert vom Rat der Weltreligionen in Assisi,
Italien, am 16. Mai 1990). Die Erklärung besteht darin, daß Herr
Agourides leider ein Mitglied der „Vereinigungskirche“ des koreanischen
Pseudomessias Sun Myung Moon ist.
Natürlich
liegt dieser Versuch, Verwirrung zu stiften, innerhalb des
synkretistischen Rahmens, in dem das sogenannte „Neue Zeitalter des
Wassermanns“ die Dinge sieht. Wie zuvor erwähnt, verkünden sie, daß
„alles dasselbe“ sei, um jene in die Irre zu führen und zu Anhängern zu
machen, die anderswo keine Stütze finden. Tief unten jedoch glauben sie
selbst nicht wirklich an diese ihre Aussage, da sie davon überzeugt
sind, daß ihr Glaube zum Neuen Zeitalter dazugehöre und sie sich
folglich auf einer höheren, weiter entwickelten Stufe befänden als wir
Christen. (Ihren Annahmen gemäß sind wir im Alten Zeitalter
steckengeblieben, das heißt, im „Fische-Zeitalter“, das ihrer Meinung
nach das „Zeitalter des Christentums“ gewesen sei!)
Wir
könnten sehr viel mehr Dinge über die Wahrnehmung Gottes, der
Menschheit und der Welt sagen, auf der das christlich orthodoxe Gebet
basiert. Auf der anderen Seite könnten wir ähnlich viele Dinge sagen
bezüglich der Wahrnehmung Gottes, der Menschheit und der Welt, die Yoga
und Meditation voraussetzt. Diese beiden Wahrnehmungen sind völlig
gegensätzlich zueinander und gänzlich unvereinbar. Für uns Christen ist
Gott eine Person; Er hat den Menschen aus Liebe geschaffen, wobei der
Mensch ebenfalls Person ist. Gott hat auch die Welt aus Liebe geschaffen
und sorgt sich um sie, wie Er sich auch umso mehr um den Menschen
sorgt. Im Gegensatz dazu ist Gott den Religionen des Ostens und des
„Neuen Zeitalters“ gemäß ein unpersönliches Überbewußtsein, das mit dem
Universum identifiziert wird. Mit anderen Worten haben wir hier einen
„Pantheismus“. Weiterhin ist der Mensch – ihnen zufolge – wie ein
Tropfen, der aufgelöst werden muß im Ozean jenes unpersönlichen
Gott-Universums. Freiheit und Verantwortung existieren nicht gemäß der
anti-christlichen Wahrnehmung dieses „Neuen Zeitalters“. Sie versichern,
alles sei festgelegt auf der Grundlage des blinden Karma-Gesetzes und
der Reinkarnation (was natürlich kein Gesetz ist, sondern ein religiöser
Glaube der östlichen Religionen und des Okkultismus). Gemäß diesem
Irrglauben tritt die Seele nach unserem physischen Tod angeblich in
einen anderen Körper ein – ungeachtet dessen, ob es sich dabei um einen
Tier- oder Menschenkörper handelt. Sie kann angeblich sogar in eine
Pflanze oder in einen Stein eintreten, da ja im Wesen alles dasselbe
ist, ihrer Theorie gemäß.
Damit erachten wir diese wichtige Zwischenbemerkung als abgeschlossen.
Der
orthodoxe Standpunkt zu jener irrigen Annahme, daß Meditation und Gebet
angeblich dasselbe seien, ist der folgende (wieder-gegeben im Buch „The
Power of the Name“ von S. E. Bischof von Diokleia Vater Kallistos Ware,
Professor an der Universität Oxford):
„Neben
Ähnlichkeiten gibt es auch Unterschiede. Alle Bilder haben Rahmen, und
alle Bilderrahmen haben gewisse gemeinsame Merkmale. Worauf es aber
ankommt, ist das Bild, nicht der Rahmen. Im Fall des Jesus-Gebets sind
die physischen Techniken wie der Rahmen, während die innere Anrufung
Christi das Bild im Rahmen ist. Der ‘Rahmen‘ des Jesus-Gebets ähnelt
sicherlich verschiedenen nicht-christlichen ‘Rahmen‘, doch das sollte
uns nicht unempfindlich gegenüber der Einzigartigkeit des Bildes darin
machen, gegenüber dem unverwechselbar christlichen Inhalt des Gebets.
Der wesentliche Punkt ist im Jesus-Gebet nicht die Wiederholung an sich,
auch nicht, wie wir sitzen und atmen, sondern zu wem wir sprechen; und
in diesem Fall sind die Worte eindeutig an den Menschgewordenen Erlöser
Jesus Christus, den Sohn Gottes und Sohn der Maria, gerichtet.“
Und
er fährt fort: „Das Jesus-Gebet ist nicht einfach ein Mittel, das uns
hilft, uns zu entspannen oder zu konzentrieren. Es ist nicht einfach ein
Stück vom ‘christlichem Yoga‘, eine Art von ‘Transzendentaler
Meditation‘ oder ein ‚christliches Mantra‘, auch wenn einige es so zu
deuten versucht haben. Es ist im Gegenteil eine Anrufung, die sich auf
besondere Weise an eine andere Person richtet – an den Menschgewordenen
Gott, Jesus Christus, unseren persönlichen Retter und Erlöser. Das
Jesus-Gebet ist daher weitaus mehr als eine isolierte Methode oder
Technik. Es existiert in einem bestimmten Zusammenhang, und wenn es aus
diesem Zusammenhang herausgelöst wird, verliert es seine angemessene
Bedeutung.
“
Und er fährt fort: „Der Zusammenhang des Jesus-Gebets ist an erster
Stelle einer des Glaubens. Die Anrufung des Namens setzt voraus, daß
derjenige, der das Gebet spricht, an Jesus Christus als Sohn Gottes und
Erlöser glaubt. Hinter der Wiederholung einer Form von Worten muß ein
lebendiger Glaube an den Herrn Jesus existieren – an Denjenigen, Der Er
wirklich ist und an das, was Er für mich persönlich getan hat.
Vielleicht
ist der Glaube in vielen von uns sehr unsicher und schwankend;
vielleicht besteht er zusammen mit Zweifeln; vielleicht finden wir uns
oft gezwungen, zusammen mit dem Vater des mondsüchtigen Kindes
auszurufen: ‘Herr, ich glaube: Hilf meinem Unglauben‘ (Mk 9,24). Doch es
sollte zumindest ein gewisser Wunsch bestehen, zu glauben; zumindest
sollte inmitten aller Ungewißheit ein Funken der Liebe zu Jesus
vorhanden sein, Den wir noch so unvollkommen kennen. Zweitens ist der
Zusammenhang des Jesus-Gebets einer der Gemeinschaft. Wir rufen den
Namen nicht als getrennte Individuen an, die sich nur auf ihre eigenen
inneren Ressourcen verlassen, sondern als Mitglieder der Gemeinschaft
der Kirche. Schriftsteller wie der hl. Barsanuphios, der hl. Gregor von
Sinai oder Bischof Theophan sahen es als selbstverständlich an, daß
diejenigen, denen sie das Jesus-Gebet nahelegten, getaufte Christen
waren, die regelmäßig am sakramentalen Leben der Kirche durch Beichte
und Heilige Kommunion teilnahmen. Keinen Augenblick betrachteten sie die
Anrufung des Namens als Ersatz für die Sakramente, sondern sie gingen
davon aus, daß jeder, der es verwendet, ein praktizierendes und
kommunizierendes Mitglied der Kirche ist.“ (S. 66-68)
Und
als Ergänzung zu diesen Gedanken: Unser Ziel beim Beten ist, mit der
Person unseres Herrn Jesus Christus zu kommunizieren, und diese
Kommunikation kann gewiß nicht in Gußformen gepreßt werden, um mit Ihm
vereint zu sein (ohne daß diese Vereinigung unsere persönliche
Andersheit abschafft), während es das Ziel der Meditation ist, das
individuelle Selbst aufzulösen, wie sich ein Wassertropfen im Ozean des
„universalen Überbewußtseins“, das keine Person ist, auflöst.
In
der Meditation wendet man sich nicht an eine besondere Person, mit der
man in Liebe verbunden ist; stattdessen wendet man sich an „das Selbst“,
im Glauben, daß man selbst im Wesen Gott ist. Dies ist natürlich eine
dämonische Täuschung und Verirrung. Sie haben im Verlangen, sie
durchzusetzen, sogar die Worte Christi selbst falsch interpretiert und
verdreht: Das Reich Gottes ist in euch (Lk 17,21), ungeachtet dessen,
daß dieses Zitat nicht beinhaltet, daß der Mensch von Natur aus Gott sei
– wie die irregeleiteten „New Agers“ fälschlich glauben und verkünden.
Es beinhaltet, daß, wenn jemand getauft ist, die ungeschaffene göttliche
Gnade (die Energie des Heiligen Geistes) in ihm wohnt, und daß
derjenige, der die Göttliche Gnade in sich hat, von nun an einen
Vorgeschmack auf das Reich Gottes hat.
Meditation
ist daher nicht eine Bewegung, das Selbst zu verlassen, oder eine
Bewegung, sich von seinem Egoismus zu befreien – also, mit anderen
Worten, eine Bewegung der Liebe –, sondern sie ist eine
selbstzentrierte, kurzschlußhafte Tätigkeit.
In
der Meditation konzentriert man sich auf ein sogenanntes
Meditationsobjekt. Gemäß den Anhängern der Meditation könnte dies die
Form des Buddha sein, eine Kerzenflamme oder jedes andere Objekt (und
wir könnten hinzufügen, warum nicht die Form des Luzifer, wenn dies
hilft, die eigene Meditation zu „inspirieren“ und zu „fördern“).
Wenn
sich jene, die Meditation praktizieren, Christen nähern, um diese zu
Jüngern zu machen, dann sagen sie ihnen, daß sie genausogut ihre
Aufmerksamkeit auf Jesus Christus konzentrieren können. Und auf diese
Weise schaffen sie Verwirrung; sie geben dem Begriff „Christus“ eine
andere Bedeutung. Für sie ist Jesus Christus nicht der vollkommene Gott
und vollkommene Mensch, wie wir dies glauben. Sie beziehen sich auf Ihn,
als sei Er einfach nur einer unter vielen anderen „großen Lehrern“,
doch vor allem behaupten sie, Er sei ein „Zustand“ in uns! Sie sagen,
wir alle seien „Christus von Natur aus“. Doch wir Orthodoxen glauben
nicht an die dämonische Lüge, daß wir angeblich Götter von Natur aus
seien; wir glauben, daß wir mit Gottes Hilfe darum kämpfen, Christus
ähnlich zu werden, und daß wir folglich durch Gottes Gnade gottähnlich
werden, so wie es die Heiligen sind. Der Unterschied ist gewaltig. Im
Fall der Meditation fördern sie die diabolische Lüge der Selbsterlösung,
die im Gegensatz zu dem steht, was im Gebet der Fall ist, wo der Mensch
durch die Kommunion der Liebe und der Unterordnung unter den einen und
einzigen, den Heiligen und Dreieinen Gott geheiligt wird.
Diejenigen,
die Meditation propagieren, sprechen auch von einem „Überschreiten des
Meditationsobjekts“. Doch dieses angebliche „Überschreiten des
Meditationsobjekts“ ist dem orthodoxen Gebet völlig fremd und nicht
damit vereinbar. Für uns ist Jesus Christus nicht ein Meditationsobjekt,
noch besteht unser Ziel darin, Ihn zu überschreiten, um einen „Zustand
des reinen Bewußtseins“ zu erreichen oder eine „tiefere Bewußtheit des
Selbst“ (siehe auch im Buch von Vr. Antonios Alevizopoulos „Meditation
oder Gebet?“)
Ein
weiterer Punkt, den wir betonen müssen, besteht darin, daß man mit den
Techniken der Meditation das Selbst zu extremen Höhen des Stolzes
erhebt, während man mit Gebet das Selbst erniedrigt. Man stößt andere
nicht vor den Kopf und, wenn man sein eigenes Selbst gründlich
kennengelernt und die Gegenwart der Göttlichen Gnade erfahren hat, hält
man sich in der Tat für den schlechtesten Menschen, den es gibt –
niedriger als die vernunftlosen Tiere. „Niedriger als alle Schöpfung“,
wie wir im Buch der Altväter („Gerontikon“) lesen.
Während
der Mensch, der meditiert, glaubt, daß er im Wesen Gott sei, ist er
nicht in einem Zustand, der ihm gestatten würde, die Worte zu äußern:
„Erbarme Dich meiner“ – die Schlüsselworte des mentalen Gebets. Mit
anderen Worten ist der Anhänger des Dogmas „Ich will und ich kann“ des
„positiven Denkens“ des New Age nicht in der Lage, das Selbst demütig
werden zu lassen.
Überdies
führt Meditation den Meditierenden in einen Zustand der Selbsthypnose.
Seine Beharrlichkeit darin, mit dem Objekt seiner Meditation verbunden
zu werden (dies ist das Hauptziel der Meditation) ist nichts anderes als
ein Fall von Phantasie; eine Phantasie, die – gemäß der orthodoxen
therapeutischen Behandlungsweise – aufgelöst werden muß. Diese Bewegung
im Bereich der Phantasie (oder eher, im Bereich, wo das Reale und das
Phantasierte vermengt werden) kann den Punkt erreichen, an dem
Situationen erzeugt werden, die in den Raum der Psychiatrie gehören. Ein
Beispiel ist der Fall eines [Meditations]-Jüngers, der versuchte (mit
der „Kraft des Geistes“, wie er glaubte), einen Zug anzuhalten. Das
Ergebnis war natürlich der Verlust seines Lebens. Es gibt eine Vielzahl
ähnlicher herausragender Fälle. Für eine in die Tiefe gehende
Untersuchung der Bewegung des „positiven Denkens“ würde ich das Buch von
Vr. Antonios Alevizopoulos empfehlen: „Selbstbewußtsein,
Selbstverwirklichung, Rettung“ [in gr.].
Askese
ist keine Technik. Dies wurde offensichtlich durch den Vergleich
zwischen dem mentalen Gebet und der Meditation. Sie ist nicht ein
Mittel, durch die wir auf Gottes Freiheit Erpressung ausüben können.
Askese ist in der orthodoxen Tradition kein Selbstzweck. Sie ist ein
Mittel, wobei unser Bestreben darin besteht, mittels der Askese unsere
Leidenschaften abzutöten, nicht aber, dem Körper Schaden zuzufügen. Abba
Poimen hatte im „Gerontikon“ gesagt: „Wir sind nicht unterwiesen
worden, Körperzerstörer zu sein, wohl aber Leidenschaftszerstörer“
(„Asteras“ Publikationen, S. 101).
Auf
der Grundlage dessen, daß Askese nicht Selbstzweck ist – wie zuvor
betont –, strebt der Orthodoxe nicht danach, Lichter oder Visionen zu
sehen oder „Erfahrungen“ zu haben oder Wunder zu vollbringen. Wo und
wann immer Fälle von „Visionenanbetung“ oder „Wunderanbetung“
auftauchen, sollten wir wissen, daß diese definitiv Abweichungen vom
orthodoxen phronema (Gewissen) und Ethos sind. Ein Orthodoxer wird die
„Erfahrungen“ ablehnen, die der Teufel bereit hält, um sie „hier und
jetzt“ und ungebeten (und erst recht, wenn man ihn darum bittet)
anzubieten. Es gibt einen weiten, klaffenden Abgrund zwischen einem
wahren Propheten (das heißt, einem orthodoxen Heiligen) und einem
okkultistischen Zauberer, Fakir, Beschwörer oder einem
Übersinnlichen/“Medium“. Um hier einen kleinen Einschub einzufügen,
möchte ich kurz die grundlegenden Punkte dieser Unterschiede zitieren,
wie sie von Vater Antonios Alevizopoulos in seinem Buch „Okkultismus,
Guruismus, New Age“ (S. 282-286) analysiert wer-den:
1. Ein Prophet, ein Heiliger, ernennt sich nicht selbst, sondern wird von Gott ernannt.
2.
Ein wahrer Prophet ist sich seiner Bedeutungslosigkeit bewußt, während
ein Zauberer, ein Beschwörer voller dämonischer Selbsterhebung ist.
3. Ein wahrer Prophet öffnet kein „Geschäft für Dienstleistungen“, noch wird er von Menschen eingeladen; er geht zu ihnen.
4.
Das wahre prophetische Wort ist normalerweise nicht willkommen bei
denen, an die es gerichtet ist, und es provoziert sie – es schmeichelt
ihnen nicht, und
5. Der Inhalt der Botschaft des wahren Propheten ist nicht neu; sie ist alt, und sie ist vergessen worden.
Um
nun also zu dem Thema der Visionen und „Erfahrungen“ zurückzukehren,
können wir hinzufügen, daß: Natürlich kann die Gnade Gottes die
Geläuterten und Würdigen aufsuchen, wo und wann immer es ihr
wünschenswert erscheint, entweder für sie oder für die Erbauung des
Leibes Christi, das heißt, der Kirche. Doch können diese Erfahrungen
nicht erpreßt werden, noch sind sie Selbstzweck.
Die
Heiligen raten uns, nach Reue zu streben – die ebenfalls eine Gabe
Gottes ist – und die nach dem hl. Isaak dem Syrer erhabener ist als alle
anderen Tugenden: „…denn ihr Werk kann niemals zu Ende gebracht werden;
es ist nutzbringend für jeden, sowohl für die Sünder als auch für die
Gerechten, die die Rettung zu erlangen wünschen (Homilie 55 „Über
Leidenschaften“, hg. Priestermönch Joachim Spetsieris, S. 220). Es
sollte also die Reue sein, nach der wir trachten, und nicht die
Fähigkeit, Wunder zu vollbringen – die, wenn es uns an Demut mangelt,
uns ernsthaft schaden oder sogar zerstören kann.
Die
Art und Weise, mit der die Heiligen die Versuchung vermeiden,
„Erfahrungen“ zu begehren, besteht darin, ein demütiges Gewissen zu
bewahren.
Im
Leben des Altvaters Paisios vom Heiligen Berg – der 1994 entschlief –
wird folgendes Geschehnis erwähnt: Eines Abends, als er wach und betend
in seiner Hütte lag, dachte er, das Dach der Hütte wäre dabei, sich weit
zu öffnen, und Christus würde dort erscheinen und ihn segnen. „Mein
Gott, wer bin ich, daß ich so würdig wäre, Dich zu sehen?“, war der
demütige Gedanke, der ihm sofort in den Sinn kam. Daraufhin verschwand
die Vision, die der Teufel ihm zu zeigen vorbereitete, wie ein Blitz.
Das
Kriterium für die Wahrhaftigkeit der orthodoxen Askese besteht darin,
daß sie mit Gewissenhaftigkeit vollbracht wer-den sollte (ein Detail,
das Altvater Paisios besonders betonte) und mit Liebe, mit Demut und
Unterscheidungsvermögen, und natürlich ohne unserem persönlichen Willen
zu folgen – mit anderen Worten, daß es mit Gehorsam geschieht, und, in
der Tat, mit einem „freudigen Gehorsam“, um sich an die Worte eines
anderen großen Altvaters unserer Zeit zu erinnern, der nun entschlafen
ist: Vater Porphyrios.
Man
kann möglicherweise leicht fünfhundert Metanien vollbringen, während
man seinen eigenen Willen bewahrt, seine eigene Meinung, sein eigenes
Urteilsvermögen und sich selbst vertraut. Doch nur einhundert Metanien
mit Gehorsam zu vollbringen, ist viel schwerer, denn in diesem Fall
richtet der Teufel Hindernisse auf und führt Krieg gegen denjenigen,
während der Teufel im ersten Fall ihn in Wahrheit noch stärkt und
kräftigt.
Den
Unterschied zwischen der orthodoxen Askese auf der einen Seite und der
dämonischen „Askese“ auf der anderen kann man aus folgender Erzählung
aus dem „Gerontikon“ sehen, die Abba Makarios dem Ägypter zugeschrieben
wird:
Einmal,
als Abba Makarios von den Sümpfen zu seiner Zelle zurückging, beladen
mit Palmwedeln, wurde er auf dem Weg vom Teufel angesprochen, der eine
Sichel hielt. Und obwohl dieser versuchte, den Altvater damit zu
schlagen, konnte er ihm keinen Schaden zufügen. So bemerkte er: „Ich
finde viel Widerstand in dir, Makarios. Das macht mich unfähig, dir zu
schaden. Und doch, was immer du tust, kann ich auch. Du fastest? Ich
esse gar nichts. Du hältst Nachwachen? Ich schlafe überhaupt nicht. Doch
du hast etwas, das ich nicht habe.“ „Und was ist das?“, fragte ihn Abba
Makarios. Und der Teufel antwortete: „Deine Demut. Das ist es, was mich
entmachtet.“ („Gerontikon“, hg. in modernem Griechisch von Vas.
Pentzas, ASTERAS Publikationen, S. 152)
Nach
allem bislang Erwähnten glaube ich, daß die orthodoxe Askese und
besonders das Gebet keine Ähnlichkeit oder Wesensverwandtschaft mit Yoga
und Meditation haben, die von den östlichen Religionen und den
Gruppierungen des sogenannten „Neuen Zeitalters des Wassermanns“
gepflegt werden. Jene, die anderes behaupten, verführen entweder die
Menschen, indem sie die New-Age Verwirrung durch Häresien fördern oder
selbst Opfer dieser Verwirrung werden. Der einzig sichere Weg, nicht
durch Häresien betrogen zu werden, besteht darin, bewußt und organisch
zur Orthodoxen Kirche zu gehören, die die einzige Arche der Rettung für
die Menschheit ist, da sie unverändert das Evangelium und die Tradition
bewahrt hat, die uns der Heilige Geist durch die heiligen Apostel und
ihre Nachfolger vermacht hat. Nur dann wird der Mensch durch die
Göttliche Gnade geschützt sein, erleuchtet vom Heiligen Geist und sicher
geleitet zur Rettung.
*
Vr. Arsenios Vliangoftis (Vliagkoftis, Βλιαγκόφτης) grad. in Theologie
(Dr.) und Philosophie, ist Bevollmächtigter der hl. Metropolie von
Kassandria für Fragen der Häresie und Beauftragter der Griech. Orth.
Kirche für die Problematik der Sekten; Herausgeber der Zeitschrift
Parakatathiki („Vermächtnis“) und bekannter Verfasser zahlreicher Bücher
und Beiträge zu gegenwärtigen Themen der Orthodoxie. Der vorliegende
Artikel erschien in: "DIALOGOS" magazine, issue No.22 (2000) Quelle: http://www.oodegr.com/english/anatolikes/boudismos/yoga_meditation.htm
Diese deutsche Übersetzung von Johannes A. Wolf ist erschienen in DER
SCHMALE PFAD, Band 38, Dezember 2011, Hg. Johannes A. Wolf, Apelern,
Deutschland. www.orthlit.de
Quelle: http://www.orthlit.de/
Text (Original Griechisch): http://www.impantokratoros.gr/E3BA0C74.el.aspx
http://www.impantokratoros.gr/zoga-meditation.de.aspx
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