Σελίδες

Δευτέρα 5 Νοεμβρίου 2012

Hl. Johannes von Kronstadt: „Was sucht ihr?“


Hl. Johannes von Kronstadt

„Was sucht ihr?“ [1]
Der heilige Apostel Christi Andreas war ursprünglich ein Jünger des heiligen Johannes des Täufers, der die Menschen vorbereitete auf den Empfang des Messias. Als der Erlöser heraustrat aus der Wildnis, sagte der Vorläufer zum Volk: „Seht das Lamm Gottes“ (Joh 1,36). Andreas folgte Ihm sogleich nach. Da wandte Sich der Herr um, und als Er ihn zusammen mit dem anderen Jünger des Johannes sah, fragte Er sie: „Was sucht ihr?“ Sie antworteten: „Meister, wo wohnst Du?“ Er sagte zu ihnen: „Kommt und seht.“ Die Jünger sahen, wo Er wohnte, und sie verbrachten den Tag bei Ihm (Joh 1,37-39). Kurz danach rief der Herr den Andreas und seinen Bruder Petrus, Ihm zu folgen, und Er sagte ihnen, dass sie Menschenfischer werden würden zur Rettung vieler. Von jener Zeit an blieben sie bei Christus. Sie waren Ihm treu bis ans Ende und gaben ihr  Leben hin aus Liebe zu Ihm.

Liebe Brüder und Schwestern, an diesem Tag möchte ich euch dieselbe Frage stellen: „Was sucht ihr?“ Warum seid ihr in die Kirche gekommen heute? Was suchen wir alle in unserem Leben? Suchen wir Christus, so wie Er einst gesucht wurde von den einfachen Fischern, zu denen der Apostel Andreas gehörte?
Was suchen die Menschen im Leben? Gesundheit, Reichtum, Erfolg, Bekanntschaften, Freunde, Prestige, weltliche Genüsse aller Art, eitles Wissen....  Nur wenige suchen Christus den Erlöser. Einige mögen es sogar seltsam finden, Christus zu suchen. Sie sagen: „Wir nennen uns Christen nach dem Namen Christi, wir sehen Seine heilige Ikone bei uns zuhause und in der Kirche, wir rufen Seinen geliebten Namen an und hören ihn in Gottes Tempel.“ Und so scheint es, dass für uns keine Notwendigkeit besteht, Christus zu suchen. Die Menschen suchen, was sie nicht haben, was ihnen fehlt. Wir aber scheinen Christus zu haben.
Es stimmt - wir haben Ikonen Christi, doch wir haben nicht Christus Selbst. Wir haben Seinen Namen, doch nur auf unseren Lippen, nicht in unseren Herzen. Wir kennen Ihn, doch nur in Worten, nicht in Taten. Hierin liegt, meine Lieben, ein großer Unterschied. Derselbe Unterschied wie jener zwischen dem Schatten und dem Gegenstand, der den Schatten wirft. Doch Christus kann man nur mit dem Herzen wahrhaftig kennen, in unserem inneren Menschen, in unserer Seele. Denn Christus, als Gott, ist Geist, „Der überall ist und alles erfüllt“.
„Das Reich Gottes ist in euch“ (Lk 17,21), sagt der Herr. Der heilige Apostel Paulus wünschte sich sehnlichst, dass Christus in den Herzen der Christen wohnen möchte. Er schrieb:
„Möge Gott gemäß dem Reichtum Seiner Herrlichkeit euch gewähren, dass ihr mit Macht gestärkt werdet von Seinem Geist im inneren Menschen, dass Christus in euren Herzen wohne kraft des Glaubens“ (Eph 3,16-17).
Wir müssen zugeben, dass die meisten von uns Christus nicht in unseren Herzen haben. Unsere Herzen sind vielmehr besetzt von dem, was in Gegensatz steht zu Christus, unserem Gott und Erlöser, von dem, was in Gegensatz steht zu unserem eigenen Wohl und die Rettung unserer Seelen behindert. Und aus diesem Grund führen wir nicht ein echtes christliches Leben.
Was ist es, das unsere Herzen besetzt? Gott allein, Der die Herzen und die Nieren prüft (Ps 7,10), sieht zur Gänze, was in unseren Herzen ist, ihre Verstrickungen. Würde der Herr uns gewähren, den ganzen Abgrund unserer Herzen zu sehen, würden wir uns mit Abscheu abwenden von jener enormen Anhäufung von Schmutz. Möge jeder von uns in sein Herz blicken und vor seinem Gewissen als Zeugen bekennen, was es ist, das unsere Herzen mehr als alles andere erfüllt. Leidenschaften, Sünden, freiwillige und unfreiwillige - sind nicht sie die ständigen Bewohner unseres Herzens?
Wo aber wohnt Christus? In reinen Herzen. In Herzen, die demütig sind und zerknirscht, wo Er nicht betrübt wird durch Zweifel und Unglauben, durch Gleichgültigkeit Ihm gegenüber, unserem Gott und Erlöser. Wo nicht der vergänglichen Süße der Sünde der Vorzug gegeben wird. Wo die Götzen der Leidenschaften hinausgetrieben worden sind. Wo nicht dem Gottesreich die rohe Materialität vorangestellt wird. In Christen, die ihre Gedanken immer wieder zum Himmlischen wenden, wie es solchen geziemt, die für den Himmel erschaffen wurden, für die Ewigkeit. In denen, die Gottes Wahrheit suchen, die jeden Tag und zu jeder Stunde achten auf Seine Gebote. Hier ist es, wo Christus wohnt. Und was tut Er dort? Ach, wenn wir nur wüßten (und einige wissen es selbstverständlich), was Er in jenen Seelen tut, die Seiner ständigen Gegenwart würdig sind – welche Erquickung, welches Glück, welche Freunde Er ihnen verschafft, welch paradiesische Seligkeit Er ihnen zu kosten gibt, während sie noch auf Erden sind!...
Nachdem der heilige Apostel Andreas Christus angenommen hatte, übergab er sich zur Gänze an Ihn, und was immer ihm widerfuhr an Schwierigkeiten, Leiden, Nöten und Verfolgungen – unvermeidlich bei der Verkündigung des Evangeliums –, er blieb Christus treu und ertrug alles aus Liebe zu Ihm, sogar die Kreuzigung. 
Es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir Christus suchen – und Ihn finden. Ohne Christus, wer wird uns erlösen von unseren Sünden, die uns täglich und stündlich umgarnen, und von den ewigen Qualen? Nur der Sohn Gottes hat auf Erden die Macht, Sünden zu vergeben. Er allein hat die Schlüssel zur Hölle und zum Tod, die Schlüssel zum Himmelreich  und zum Leben.
Christus zu finden ist nicht schwer. Er ist überall und füllt die Welt mit Sich Selbst. Durch den Propheten Jeremias sagt Gott zu uns: „Ein naher Gott bin Ich..., nicht ein ferner Gott“ (Jer 23,23). Sobald Er sieht, dass unsere Herzen geneigt sind, Seine Gnade zu empfangen, tritt Er unverzüglich ein und bringt Frieden und Trost mit Sich. „Siehe, Ich stehe vor der Tür“, sagt der Herr, „und klopfe an. Will einer Meine Stimme hören und die Türe öffnen, werde Ich eintreten bei ihm und Mahl halten mit ihm und er mit Mir“ (Offb 3,20). O wie oft spricht Er mit Seinen treuen Dienern wie mit wahren Freunden! Christus Selbst sucht dich – wenn du nur dein Herz hinneigst zu Ihm, wirst du Ihn sicher finden.
Doch wie werden wir erkennen, ob wir Christus gefunden haben und Ihm nahe sind? Die Christus Nahen wenden sich oft zu Ihm hin im Gebet mit Glauben und mit Liebe. Oft wiederholen sie aus ganzem Herzen Seinen allgeliebten Namen, oft rufen sie Ihn um Hilfe an. Oft lesen sie Sein Wort oder lauschen ihm mit kindlicher Einfachheit und Liebe. Sie suchen häufige Vereinigung mit Ihm in Seinen lebenspendenden Mysterien. Sie sind zufrieden mit dem, was sie haben, und nehmen hin, was immer ihnen geschieht. Sie mühen sich ihren Kräften gemäß um die Erfüllung von Christi  Geboten....Es kommt vor, dass sie auch Prüfungen zu durchstehen haben, die der liebende Meister zuläßt, damit ihre Herzen geläutert werden möchten von jeder sündigen Unreinheit. Jene, die bei Christus sein wollen, dürfen nicht weglaufen vor Prüfungen, sondern selbst in Zeiten der Freude nicht abstehen vom Tragen ihres Kreuzes.
Meine lieben Brüder und Schwestern! Sucht Christus mit Glauben und mit Liebe. Vergeßt nicht, dass Er Sein Leben hingegeben hat am Kreuz um unsertwillen, um uns zu befreien von Sünde und ewiger Qual und um in unseren Herzen zu wohnen, damit wir große Freude haben möchten. Vergeßt nicht – alle sind wir zum Preis Seines Blutes losgekauft worden, und es ziemt sich, dass wir Ihm angehören als unserem Erlöser.
Unsere Tage sind gezählt. Jeder Stundenschlag der Uhr erinnert uns daran, Ihn zu suchen, Der die Zeit erschaffen hat und Der Selbst über dem Maß der Zeit steht. Er allein ist imstand, uns herauszufischen aus dem alles verschlingenden Strom der Zeit... Jeder Stundenschlag sagt uns: Hab acht! Jetzt hast du eine Stunde weniger bis zum Überschreiten der Schwelle zum Leben nach dem Tod, das weder Tage noch Stunden kennt. Laß dich nicht verführen von der momentanen Süße der Sünde, die zerfließt wie ein Traum und die Seele leer zurückläßt, krank und bange. Sie stiehlt kostbare Zeit und verdirbt sie auf immer. Verlier keine Zeit mit nutzlosen Beschäftigungen oder Müßiggang. Jeder von euch hat ein von Gott gegebenes Talent, das er zu nutzen gerufen ist. Beschäftigt euch mit dem Erwerb unvergänglichen Reichtums im Reich der Himmel. Nehmt euch ein Beispiel an den Tausenden, die euch vorausgegangen sind und ewige Ruhe und Freude erlangt haben durch ihr unablässiges Bemühen in diesem vergänglichen Dasein, durch Schweiß und Tränen. Beeilt euch, die Sünde in allen ihren Kundgebungen zu entwurzeln aus eurem Innern, mit der Hilfe Christi des Erlösers. Erinnert euch – der Mensch erntet, was er sät (Gal 6,7), gemäß dem unwandelbaren Gesetz von Gottes Gerechtigkeit.
Deshalb, solange noch Zeit ist, laßt uns eilen, um Christus zu finden und kraft des Glaubens eine Wohnstatt schaffen für Ihn in unseren Herzen, damit wir nicht dem Feuer der Gehenna zum Opfer fallen, wie geschrieben steht: „Bleibt einer nicht in Mir, wird er hinausgeworfen wie die Rebe, und sie verdorrt, und man sammelt sie ein und wirft sie ins Feuer und sie verbrennen“ (Joh 15,6). Amen.



Quelle: www.prodromos-verlag.de


[1] Der folgende Text ist eine Homilie des hl. Johannes v. Kronstadt (1829-1908, s. Das Synaxarion am 20. Dezember) zum Fest des Hl. Apostels Andreas des Erstberufenen. Ins Deutsche übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011, aus der englischen Fassung von „Orthodox America“, die ausgeht vom russischen Originaltext in Dushepolezny Sobesednik, Hl. Berg Athos November 1899.
http://www.impantokratoros.gr/was-sucht-ihr.de.aspx

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