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Πέμπτη 27 Ιουνίου 2013

Geistiges Wissen und profane Gesinnung


Geistiges Wissen und profane Gesinnung
Hl. Symeon der Neue Theologe
Geistiges Wissen und profane Gesinnung
[1]
Die Hl. Schrift ist ein versiegelter Schatz
1. Brüder und Väter, das geistige Wissen ist gleich einem Haus, errichtet inmitten des weltlichen und hellenischen[2] Wissens, worin wie in einem festgefügten und sorgfältig verschlossenen Kasten das Verständnis der von Gott inspirierten Schriften und deren unaussprechlicher Reichtum hinterlegt sind. Diesen Reichtum vermag keiner je zu erblicken, der das Haus betritt, es sei denn, der Kasten werde ihm geöffnet. Die menschliche Weisheit ist außerstand, diesen Kasten zu öffnen, und deshalb bleibt der in ihm hinterlegte Reichtum des Hl. Geistes jedwelchem  der in der Welt lebenden Menschen unbekannt.  Selbst wenn sich ein Mensch den ganzen Kasten auf die Schultern laden und mit sich tragen würde − der darin hinterlegte Schatz bliebe ihm dennoch unbekannt.
Das heißt selbst wenn er die Gesamtheit der Heiligen Schriften liest und auswendig kennt und sie wie einen einzigen Psalm in sich trägt, die darin verborgene Gabe des Heiligen Geistes bleibt ihm dennoch unbekannt. Denn weder erschließt sich der Inhalt des Kastens durch den Kasten,  noch auch erschließt sich der Inhalt der Schrift durch die Schrift. Wie also? Hör zu.

Wie der Schatz erschlossen wird
2. Du siehst einen kleinen Kasten, allseits sicher verschlossen, und auf Grund seines Gewichts sowie seiner äußeren Pracht folgerst du und glaubst vielleicht auch auf Grund dessen, was du von anderen gehört hast, dass er in seinem Inneren  einen Schatz birgt, und deshalb nimmst du ihn an dich und gehst schnell weg damit. Doch welchen Nutzen hast du davon, sag mir, wenn du ihn versiegelt und verschlossen mit dir herumträgst und ihn nicht öffnest? Nie in deinem Leben wirst du den Schatz in seinem Innern sehen, das Funkeln seiner Edelsteine, den Glanz seiner Perlen, das Strahlen seines Goldes. Welchen Nutzen hast du, wenn du nicht gewürdigt wirst, auch nur ein klein wenig davon zu nehmen, um etwas zu kaufen zu deiner Ernährung oder Bekleidung, sondern, wie wir sagten, den Kasten rundum versiegelt mit dir herumträgst, gefüllt mit einem unermeßlich kostbaren Schatz, während du selbst hungerst und dürstest und entblößt bist? Überhaupt keinen Nutzen hast du davon.
3. Begreife, Bruder, dass dasselbe auch für die geistigen Dinge gilt. Verstehe unter dem Kasten das Evangelium Christi sowie die übrigen der göttlichen  Schriften, in denen, verschlossen und versiegelt, das ewige Leben enthalten ist und mit ihm die unaussprech-lichen und für die leiblichen Augen unsichtbaren ewigen Güter, gemäß dem Wort des Herrn: "Erforscht die Schriften, denn in ihnen ist das ewige Leben" (Joh 5,39). Und was den Menschen betrifft, der den Kasten auf seinen Schultern trägt, so verstehe darunter denjenigen, der alle Schriften auswendig kennt und sie ständig in seinem Munde führt. Er trägt sie mit sich wie in einem Kasten, nämlich im Gedächtnis der Seele, mit den Gebo-ten Gottes als Edelsteinen (s. Ps 18,11) - denn die Worte Christi sind Licht und sind Leben (s. Joh 6,63), wie Er Selbst sagt: "Wer nicht an den Sohn glaubt, wird das Leben nicht schauen"  (Joh 3,36)  -, und mit den Geboten zusammen die Tugenden als Perlen. Denn von den Geboten stammen die Tugenden, und aus den Tugenden folgt die Offen-barung der Mysterien, die der Buchstabe verbirgt und verhüllt.
Denn durch das Erfüllen der Gebote werden die Tugenden erlangt, und durch das Üben der Tugenden werden die Gebote erfüllt, und so öffnet sich uns durch sie die Tür des Wissens (s. Lk 11,52), besser gesagt - nicht durch sie, sondern durch Den, Der gesagt hat: "Wer Mich liebt, wird Meine Gebote halten, und Mein Vater wird ihn lieben, und Ich werde Mich ihm zeigen" (Joh 14,21-23). Und wenn Gott in uns Wohnung nimmt und in uns wandelt (s. 2 Kor 6,16) und Sich uns wahrnehmlich zeigt, dann werden wir auch das im Kasten Enthaltene, das heißt die in der Heiligen Schrift verborgenen göttlichen Mysterien bewußt schauen. Auf andere Weise ist es nicht möglich - und niemand täusche sich in dieser Sache!  -, den Kasten des Wissens zu öffnen und sich der darin enthaltenen Güter zu erfreuen oder die Teilhabe an und Anschauung derselben zu erlangen.

Was der Schatz ist
Was aber meine ich mit diesen Gütern? Die vollkommene Liebe zu Gott und zum Nächsten, die Verachtung aller sichtbaren Dinge, die Abtötung des Fleisches und seiner Glieder, die der Erde zugehörig sind (Kol 3,5), einschließlich der bösen Begierde, sodass wir wie der Tote, der nicht das geringste mehr begehrt und empfindet, nie wieder die geringste Spur von einer bösen Begierde oder einem  leidenschaftlichen Gefühl empfinden, noch auch das Übel der tyrannischen Bedrängung, sondern allein die Gebote Christi des Erlösers in unserem Gedächtnis bewahren. Weiter meine ich die Unsterblichkeit, die Unverweslichkeit, die unvergängliche Herrlichkeit, das ewige Leben, das Reich der Himmel, die Sohnschaft kraft der Wiedergeburt im Heiligen Geist, sodass wir Götter werden der Stellung und der Gnade nach, Erben Gottes und Miterben Christi  (Röm 8,17), und zusammen mit alledem den Geist[3] Christi erlangen (1 Kor 2,16) und kraft diesem Gott und Christus Selbst in Seiner Göttlichkeit bewußt in uns wohnen und wandeln sehen (s. 2 Kor 6,16).
4. All  dessen sowie der  unaussprechlichen und unausdrückbaren Dinge, die darüber hinausgehen, werden jene, die die Gebote Gottes hören und sie tun (s. Mt 7,24), gewürdigt und in Fülle teilhaftig durch das Öffnen des besagten Kastens, das heißt durch das Öffnen der geistigen Augen und das Schauen dessen, was in der göttlichen Schrift verborgen ist. Die anderen aber, die unwissend sind in allen diesen Dingen und sie nicht erfahren haben, kosten nichts von deren Süße, von deren ewigem Leben, stützen sie sich doch bloß auf ihre Gelehrtheit in den Heiligen Schriften. Eben diese ist es, die sie dereinst anklagen und verurteilen wird bei ihrem Auszug aus der Welt, weit eher als jene, die überhaupt nichts gehört haben von den  Heiligen Schriften. Denn verblendet durch ihre [geistige] Unwissenheit, verdrehen einige dieser Leute sämtliche göttlichen Schriften, indem sie sie entsprechend ihrer Leidenschaften mißdeuten, weil sie sich selbst empfehlen wollen (s. 2 Kor 10,12), geradeso als ob sie  auch ohne die genaue Einhaltung der Gebote Christi gerettet werden könnten, womit sie den Sinn der Heiligen Schriften zur Gänze verleugnen.

Der Heilige Geist allein ist es,
Der den Schatz der Mysterien öffnet
5. Und es kann nicht anders sein, denn wie wäre es möglich, dass jene, die zugeben, die Gegenwart des Heiligen Geistes, Sein Strahlen, Seine Erleuchtung, Sein Innewohnen in ihnen nie gekannt zu haben, das zu erfahren und zu wissen oder auch nur bis zu einem gewissen Grad zu begreifen vermöchten, was versiegelt und verschlossen ist, unsichtbar und unbekannt für alle Menschen, was allein durch den Heiligen Geist eröffnet und nur durch diese Offenbarung  für uns sichtbar und erfahrbar wird? Wie könnten sie je dazu gelangen, jene Mysterien zu erfassen - sie, die niemals in sich die von Ihm gewirkte Umschmelzung, Erneuerung, Veränderung, Neuschaffung und Wiedergeburt erfahren haben?  Die noch nicht getauft worden sind im Heiligen Geist (s. Mt 3,11), wie vermöchten sie die Veränderung der in Ihm Getauften zu erfahren? Die nicht geboren worden sind von oben (s. Joh 3,3), wie der Herr sagt, wie vermöchten sie die Herrlichkeit der von dorther Geborenen, der aus Gott Geborenen und zu Kindern Gottes Gewordenen (s. Joh 1,13) zu kennen? Sie, die solches nicht erleiden wollten, sondern sich diese Herrlichkeit aus Nachlässigkeit entgehen ließen - denn die Macht, sie zu erlangen, hatten sie wohl empfangen - , kraft welchen Wissens, sag mir, wären sie imstand, zu begreifen oder auch nur  zu erahnen, zu was jene anderen geworden sind?
6.  Gott ist Geist (Joh 4,24), unsichtbar, unsterblich, unzugänglich, unbegreiflich, und zu solchen macht Er jene, die aus Ihm geboren werden, dem Vater gleich, Der sie geboren hat, faßbar und sichtbar nur dem Leibe nach, in allem anderen aber Gott allein bekannt und Gott allein kennend, besser gesagt, von Gott allein gekannt sein wollend (s. Gal 4,9),  zu Dem hinzuschauen sie sich immerdar sehnen und von Ihm angeschaut zu werden sie allezeit dürsten.
Andererseits, geradeso wie die des Lesens Unkundigen unfähig sind, die Bücher so zu lesen wie die Kundigen, so auch sind diejenigen, die nicht gewillt waren, die Gebote Christi in die Tat umzusetzen, außerstand, jemals die Offenbarung des Heiligen Geiste so zu empfangen wie jene, die diese Gebote mit großer Sorgfalt eingehalten und erfüllt und um ihretwillen ihr eigenes Blut vergossen haben. Denn ebensowenig wie ein Mensch, der ein versiegeltes und verschlossenes Buch nimmt, das darin Geschriebene  zu sehen oder zu begreifen vermag, solange das Buch versiegelt bleibt,  hätte er auch alle Weisheit der Welt erlernt, so wenig auch vermag einer, der, wie wir schon sagten, sämtliche Heiligen Schriften im Munde führt, jemals die in ihnen verborgene mystische und göttliche Herrlichkeit zu erfahren und zu schauen, wenn er nicht alle Gebote Gottes erfüllt und den Paraklet in sich empfängt, Der ihm die Worte öffnet wie ein Buch und ihm die darin gegenwärtige Herrlichkeit  auf mystische Weise zeigt. Mehr noch - Der ihm die darin verborgenen Güter Gottes offenbart, zusammen mit dem ewigen Leben, aus dem sie strömen.
Diese Güter sind für alle Verächter und Nachlässigen verhüllt und zur Gänze unwahrnehmbar. Und dies zu Recht, haben sie doch alle ihre Sinne an die Nichtigkeit dieser Welt geheftet und sich den Genüssen des Daseins sowie den Schönheiten  der Körper verschrieben, das verfinsterte Auge der Seele allezeit dorthin gerichtet, sodass sie unfähig sind, die noetische Schönheit der unaussprechlichen Güter Gottes wahrzunehmen und zu betrachten.

Blind sogar noch für die eigene Blindheit
7.   Wessen leibliche Augen krank sind, erträgt es nicht, auch nur für eine kurze Weile einen hellen Sonnenstrahl anzuschauen, sondern sobald er seinen Blick auf diesen richtet, verliert er sogleich auch noch die geringe Sehkraft, die er besaß. So auch ergeht es demjenigen, dessen seelische Augen krank und dessen Sinne mit Leidenschaften behaftet sind. Er ist nicht imstand, die Schönheit oder Anmut eines Körpers leidenschaftslos und ohne Schaden zu betrachten, sondern selbst den relativen Frieden der Gedanken und die zeitweilige Ruhe der üblen Lust, die er zuvor genossen haben mochte, verliert er, indem er beim Betrachten der Leidenschaft verharrt.
Deshalb vermag ein solcher Mensch nicht einmal die eigene Krankheit zu erkennen. Betrachtete er sich selbst als krank, müßte er annehmen, dass es andere gibt, die gesund sind, und so würde er vielleicht einmal soweit kommen, dass er sich selbst tadelt als einzige Ursache seines Zustands, und das Nötige unternehmen, um frei zu werden von seiner Leidenschaft. Stattdessen aber betrachtet er alle Menschen als gleicherweise mit Leidenschaften behaftet, stellt sich selbst in eins mit diesen und argumentiert, es sei unmöglich für ihn, höher zu stehen als alle anderen.
Was folgt daraus? Dass er an der Leidenschaft stirbt, der Elende, weil er sich nicht befreien will von diesem Übel. Denn wollte er es, vermöchte er es auch, hat er doch von Gott die Kraft dazu empfangen. Denn alle, die wir in Seinem Namen getauft worden sind, haben von Ihm die Macht empfangen, die frühere Niedrigkeit und Verderbtheit abzulegen wie ein altes Gewand, Söhne Gottes zu werden und Christus anzuziehen (s. Gal 3,27). 

Laßt uns Christus nachfolgen
8.   Möge Gott uns davor bewahren, Brüder, denjenigen nachzueifern, die sich in einem solchen Zustand befinden und so gesinnt sind, verdorrt und öde, Erdenmenschen. Laßt uns vielmehr Christus nachfolgen, Der für uns gestorben und auferstanden ist und uns erhoben hat in die Himmel. Seinen Fußspuren laßt uns immerdar nachfolgen. indem wir uns reinigen vom Makel der Sünde durch die Metanie und anlegen das lichte Gewand der Unsterblichkeit des Heiligen Geistes, in Christus Selbst unserem Gott, Dem alle Herrlichkeit,  Ehre und Anbetung gebührt in die Ewen der Ewen. Amen.
Quelle:http://www.prodromos-verlag.de/


[1]  Dies ist die 24. der insgesamt 34 erhaltenen Katechesen des heiligen Symeon des Neuen Theologen (949-1022, siehe Das Synaxarion am 12. März), gerichtet an die Mönche des Klosters des Hl. Mámas in Konstantinopel, dem er 979-1005 als Higumen vorstand. Griech. Urtext unter dem Titel "Περί γνώσεως πνευματικής, και ὅτι ο ἐγκεκρυμμένος τοῦ Πνεύματος  θησαυρός ἐν τῷ γράμματι τῆς θείας Γραφής οὐ πᾶσιν εὔδηλóς ἐστι καὶ τοῖς βουλομένοις, ἀλλά μόνοις τοῖς τὸν διανοίγοντα τὸν νοῦν κτησαμένοις εἰς τὸ συνιέναι τας Γραφάς" ("Über das geistige Wissen und darüber, dass der im Buchstaben der göttlichen Schrift verborgene Schatz des Hl. Geistes nicht allen offen zu Gesichte steht, selbst denen nicht, die es möchten,  sondern nur denen, die Denjenigen besitzen, Der den Sinn öffnet zum Verstehen der Schriften [s. Lk 24,45]") in EPE-Philokalia Bd. 19Δ'. Deutsche Übersetzung, unter Berücksichtigung der franz. Fassung in SC 113, vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2010.
[2]  Als "hellenisch" bezeichneten die Hl. Väter der alten Zeit das, was den nichtchristlichen, heidnischen und profanen Weltanschauungen und Philosophien entspricht, die sich auf menschliche Erkenntnisse und Theorien stützen, ohne Bezug zur göttlichen Offenbarung.
[3] Gr. νοῦς.
http://www.impantokratoros.gr/geistiges-wissen.de.aspx

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