Warum ich das Papsttum verließ
Ierodiakon Paul de Ballester-Convallier
Ierodiakon Paul de Ballester-Convallier
1. Wie alles begann
Meine Konversion zur
Orthodoxie begann eines Tages, als ich die Bibliothek des Klosters, zu
dem ich gehörte, neu ordnete. Dieses Kloster gehört zum
Franziskanerorden und befindet sich in meinem Heimatland, Spanien.
Während ich verschiedene alte Artikel, die die Heilige Inquisition
betrafen, einsortierte, stieß ich auf einen wirklich eindrucksvollen
Artikel, aus dem Jahre 1647. Dieser Artikel beschrieb eine Entscheidung
der Heiligen Inquisition, die jeden Christen als häretisch
exkommunizierte, der es zu glauben wagte, es akkzeptierte oder anderen
predigte, daß sich der Apostel Paulus auf seine apostolische Autorität stützt.
Es war dieser schreckliche
Fund, den mein Verstand nicht begreifen konnte. Ich versuchte meine
Seele sofort damit zu beruhigen, daß es sich vielleicht um einen
Druckfehler oder eine Fälschung handelte, was in der Westlichen Kirche
jener Zeit, als die Artikel geschrieben wurden, nicht so unüblich war.
Meine Unruhe und Überraschung wurden jedoch größer, nachdem ich
nachgeforscht hatte und die Bestätigung erhielt, daß die Entscheidung
der Heiligen Inquisition, auf die sich der Artikel bezog, authentisch
war. Tatsächlich hatten die Päpste Johannes XXII und Clemens VI bereits
während zwei früheren Gelegenheiten, insbesondere 1327 und 1331 jeden
verdammt und exkommuniziert, der es zu leugnen wagte, daß der Apostel
Paulus während seines ganzen apostolischen Lebens völlig der kirchlichen
monarchischen Autorität des ersten Papstes und Königs der Kirche,
nämlich dem Apostel Petrus, untergeordnet war. Und viel später hatten
die Päpste Pius X im Jahr 1907 und Benedikt XV im Jahr 1920 dieselben
Exkommunikationen und Verdammungen wiederholt.
Ich musste also
jede Möglichkeit eines unbedachten falschen Zitates oder einer
Fälschung in dieser Hinsicht ausschließen. So war ich nun mit einem
ernsthaften Gewissenskonflikt konfrontiert.
Für mich persönlich war es
unmöglich zu akkzeptieren, daß der Apostel Paulus irgendeinem
päpstlichen Befehl unterstellt war. Die Unabhängigkeit seines
apostolischen Wirkens unter den Nationen, im Gegensatz zu dem, was das
apostolische Werk des Petrus unter den Beschnitten charakterisierte, war
für mich die unerschütterliche Tatsache, die aus der Heiligen Schrift
sprach.
Für mich war es völlig
klar, wer er war, denn die exegetischen Werke der Väters ließen im Bezug
darauf nicht den leisesten Zweifel. Der Heilige Chrysostomos schreibt:
„Paulus erklärt seine Gleichberechtigung mit dem Rest der Apostel und
sollte nicht nur mit all den anderen verglichen werden, sondern mit dem
ersten unter ihnen, um zu beweisen, daß jeder dieselbe Autorität hatte".
Wahrhaftig, die Väter stimmen alle darin überein, daß „all die anderen
Apostel waren wie Petrus, d.h. daß sie mit derselben Ehre und Autorität
ausgestattet waren". Es war unmöglich, daß einer über die anderen eine
höhere Autorität ausübte, denn der Titel des Apostels, den jeder besaß,
war die „höchste Autorität, der Gipfel der Autoritäten". Sie waren alle
Hirten, denn die Herde war eine. Und die Herde wurde von den Aposteln in
gegenseitiger Übereinstimmung gehütet.
Die Sache war also
kristallklar. Abgesehen davon, stand die lateinische Lehre im Gegensatz
zur Situation. Auf diese Weise erfuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben
ein furchtbares Dilemma. Was konnte ich sagen? Auf der einen Seite war
die Bibel und die Heilige Tradition und auf der anderen Seite die
Lehre der Kirche? Gemäß der lateinischen Theologie ist es für unsere
Rettung nötig zu glauben, daß die Kirche eine reine Monarchie ist, deren
Monarch der Papst ist. So erklärte die Vatikanische Synode offiziell,
indem sie über alle früheren Überzeugungen zusammen abstimmte, daß „wenn
jemand behauptet..., daß Petrus (der für den ersten Papst gehalten
wird) nicht von Christus zum Führer der Apostel und sichtbarem Haupt der
ganzen Kirche eingesetzt wurde...sei er exkommuniziert".
2. Ich wende mich an meinen Beichtvater
In dieser seelischen Unruhe
wandte ich mich an meinen Beichtvater und beschrieb ihm unbefangen meine
Situation. Er war einer der bekanntesten Priester des Klosters. Er
hörte mir traurig zu und war sich bewusst, daß es sich um ein
schwieriges Problem handelte. Nachdem er einige Minuten nachgedacht und
vergeglich nach einer annehmbaren Lösung gesucht hatte, sagte er mir
schließlich folgendes, das ich - ich gestehe es - nicht erwartet hatte.
„Die Bibel und die Väter
haben dir geschadet, mein Kind. Stell Sie beiseite und beschränke dich
darauf, der unfehlbaren Lehre der Kirche zu folgen und lass nicht zu,
daß du ein Opfer solcher Gedanken wirst. Erlaube niemals einem Geschöpf
Gottes, wer immer es auch sein mag, deinen Glauben an Gott und die
Kirche zu erschüttern."
Diese Antwort gab er sehr
deutlich, und das ließ meine Verwirrung wachsen. Ich hielt immer daran
fest, daß besonders das Wort Gottes das Einzige ist, das niemals
beiseite gestellt werden kann. Ohne mir die Zeit zum Antworten zu
lassen, fügte mein Beichtvater hinzu: „Ich gebe dir statt dessen eine
Liste bekannter Autoren, in
deren Werken dein Glaube sich beruhigt und gestärkt wird". Er fragte
mich, ob ich noch „etwas Interessanteres" zu fragen hätte und beendete
damit unser Gespräch.
Ein paar Tage später verließ
mein Beichtvater das Kloster, um eine Predigtreise zu Kirchen unseres
Ordens zu unternehmen. Er hinterließ mir die Liste der Autoren, mit der
Empfehlung sie zu lesen. Und er bat mich, ihn über meine Fortschritte
beim Lesen brieflich auf dem Laufenden zu halten.
Obwohl seine Worte mich nicht
im mindesten überzeugten, sammelte ich diese Bücher und begann sie so
objektiv und aufmerksam wie möglich zu lesen. Bei der Mehrzahl der
Bücher handelte es sich um theologische Texte und Handbücher zu
päpstlichen Entscheidungen ebenso wie zu Ökumenischen Synoden. Ich
widmete mich den Studien mit echtem Interesse und hatte nur die Heilige
Schrift als meinen Führer, „Dein Gesetz ist meinem Fuß eine Leuchte, ein
Licht für meine Pfade" (Ps. 118 V105).
Als ich mit den Studien
dieser Bücher vorankam, verstand ich mehr und mehr, daß ich das Wesen
meiner Kirche nicht kannte. Als ich mich zum Christentum bekehrt hatte,
wurde ich getauft, sobald ich meine enzyklischen Studien abgeschlossen
hatte, dann fuhr ich mit philosophischen Studien fort, und, ich bezeuge
es, ich war gerade erst am Anfang meiner theologischen Studien. Es
handelte sich für mich um eine völlig neue Wissenschaft. Bis dahin waren
Christentum und die Lateinische Kirche für mich ein Amalgam, etwas
völlig Unteilbares. In meinem monastischen Leben war ich nur mit ihrem
Äußeren beschäftigt, und ich hatte keinen Grund, in der Tiefe die Basis
und die Gründe der organischen Struktur meiner Kirche zu untersuchen.
3. Die absurde Lehre über den Papst
Genau in der Sammlung von
Artikeln, die mein geistlicher Vater klug zusammengestellt hattte,begann
sich das wahre Wesen des monarchischen Systems, das als die Lateinische
Kirche bekannt ist, zu entwirren. Ich glaube eine Zusammenfassung ihrer
Merkmale ist nicht überflüssig:
Vor
allen Dingen ist die christliche Kirche für die Katholiken „nichts
anderes als eine absolute Monarchie", deren Monarch der Papst ist, der
in all ihren Aspekten als solcher fungiert. Auf diese päpstliche
Monarchie „ist die ganze Macht und Stabilität der Kirche gegründet" was
anders „nicht möglich gewesen wäre". Das Christentum ist völlig auf das
Papsttum gestützt. Und noch mehr, „das Papsttum ist der wichtigste
Faktor des Christentums", d.h. „es ist sein Gipfelpunkt und seine
Essenz."
Die monarchische Autorität
des Papstes als erhabenem Führer und sichtbarem Haupt der Kirche,
Eckstein, Universalem Unfehlbarem Lehrer des Glaubens, Stellvertreter
(Vikar) Gottes auf Erden, Hirte der Hirten und erhabenem Hierarchen, ist
völlig dynamisch und dominant und umfasst alle Lehren und juristischen
Rechte, die die Kirche hat. „Göttliches Recht" ist ausgedehnt über alle
und individuell über jeden Getauften auf der ganzen Welt. Diese
diktatorische Autorität kann jederzeit über alles und jeden Christen auf
der ganzen Welt ausgeübt werden, ob Laie oder Kleriker, und in jeder
Kirche, welchem Bekenntnis und welcher Sprache sie angehören möge, in
Anbetracht dessen, daß der Papst der erhabene Bischof jeder kirchlichen
Diözese auf der ganzen Welt ist.
Menschen, die sich weigern
diese ganze Autorität anzuerkennen und die sich nicht blindlings fügen,
sind schismatisch, häretisch, gottlos und frevelhaft, und ihre Seelen
sind bereits der ewigen Verbannung geweiht, denn für unsere Rettung ist
es nötig, daß wir an die Einrichtung des Papsttums glauben und uns ihm
und seinen Repräsentanten fügen. Auf diese Weise verkörpert der Papst
jenen imaginären Führer, der von Cicero prophezeit wurde und von dem er
schrieb, daß alle ihn als heilig anerkennen müssen.
Es heißt immer in der
Lateinischen Lehre, „akkzeptieren, daß der Papst das Recht hat, in alle
geistlichen Angelegenheiten eines jeden Christen einzugreifen und zu
urteilen, um so mehr hat er das Recht, dasselbe in Bezug auf dessen
weltliche Angelegenheiten zu tun. Er kann nicht darauf beschränkt
werden, nur durch geistliche Bußen zu urteilen, die ewige Rettung derer,
die sich ihm nicht fügen, zurückweisend, sondern er hat auch das Recht,
Autorität über die Gläubigen auszuüben. Denn die Kirche hat zwei
Schwerter, Symbole ihrer geistlichen und weltlichen Macht.
Das erste von ihnen ist in der Hand des Klerus, das andere in der Hand
der Könige und Soldaten, jedoch unterstehen auch diese dem Willen und
Dienst des Klerus".
Der Papst behauptet,
daß er der Stellvertreter von Ihm sei, dessen „Königreich nicht von
dieser Welt ist", von Ihm, der den Aposteln verbot die Könige dieser
Welt nachzuahmen, die „die Völker erobern", er ernennt sich selbst zu
einem weltlichen König und führt so den Imperialismus Roms fort. Zu
anderen Zeiten war er tatsächlich Herr über große Gebiete geworden, er
erklärte anderen christlichen Königen blutige Kriege, um sich weitere
Ländereien anzueignen, oder sogar um seinen Hunger nach mehr Reichtum
und Macht zu befriedigen. Er besaß viele Sklaven. Er spielte eine
zentrale und oftmals entscheidende Rolle in der politischen Geschichte.
Die Pflicht der christlichen Herren ist es, angesichts „des von Gott
ernannten Königs" zurückzutreten, ihm ihr Königtum und ihren
politisch-kirchlichen Thron zu übergeben, „der geschaffen wurde, um alle
anderen Throne der Welt zu veredeln und zu verankern." Heute ist die
weltliche Hauptstadt des Papstes auf Vatikanstadt beschränkt. Sie
besteht aus einer autonomen Nation mit diplomatischer Vertretung in den
Regierungen beider Hemisphären, mit einer Armee, Waffen, Polizei,
Gefängnissen, Währung etc.
Und als Krone und Gipfel
der Allmacht des Papstes besitzt er ein weiteres zuverlässiges Privileg,
das selbst die gemeinsten Götzendiener sich nicht einmal vorstellen
konnten -das unfehlbare göttliche Recht, gemäß der dogmatischen
Bestimmung der Vatikanischen Synode, die 1870 stattfand. Von da an „muss
die Menschheit die Worte an ihn richten, die sie zuvor an den Herrn
gerichtet hat: „Du hast Worte ewigen Lebens". Von nun an ist es nicht
mehr nötig, daß der Heilige Geist die Kirche „in alle Wahrheit" führt.
Die Heilige Schrift ist nicht mehr nötig, noch die Heilige Tradition,
denn jetzt gibt es einen Gott auf Erden, der auf die Unfehlbarkeit
gegründet ist. Der Papst ist das einzige Gesetz der Wahrheit, der sogar
Dinge im Gegensatz zum Urteil der ganzen Kirche ausdrücken kann, der
neue Dogmen erklären kann, die die Gläubigen akkzeptieren müssen, wenn
sie nicht von ihrem Heil abgeschnitten werden wollen. „Es hängt nur von
seinem Willen und seiner Absicht ab, was immer er in der Kirche als
heilig zu erachten wünscht", und die Dekrete müssen „als kanonische
Sendschreiben" erachtet, geglaubt und befolgt werden. Da er ein
unfehlbarer Papst ist, muss ihm blind gehorcht werden. Kardinal
Bellarmine, der von der Lateinischen Kirche zum Heiligen erklärt wurde,
sagt es einfach: „Wenn der Papst eines Tages Sünden auferlegt und
Tugenden verbietet, ist die Kirche verpflichtet zu glauben, daß diese
Sünden gut sind und die Tugenden schlecht".
4. Die Antwort meines Beichtvaters
Nachdem
ich all diese Bücher gelesen hatte, fühlte ich mich wie ein Fremder in
meiner Kirche, deren organisatorische Zusammensetzung keinerlei
Beziehung zu der Kirche hat, die der Herr durch die Apostel und ihre
Jünger gegründet und organisiert hat, und dazu, wie sie von den Heiligen
Vätern beabsichtigt war. In diesem Glauben schrieb ich meinen ersten
Brief an meinen Superior: „Ich habe Ihre Bücher gelesen. Ich werde den
göttlichen Rechtfertigungen nicht zuwiderhandeln,
um den menschlichen Lehren zu folgen, die überhaupt keine Grundlage in
der Heiligen Schrift haben. Solche Lehren sind ein Band der Dummheit
durch das Papsttum. Durch die Überlieferungen der Heiligen Schrift
können wir das Wesen der Kirche verstehen und nicht durch menschliche
Entscheidungen und Theorien. Die Wahrheit des Glaubens entspringt nur
der Heiligen Schrift und der Tradition der ganzen Kirche".
Die Antwort kam schnell: „Du hast meinen Rat nicht befolgt," beklagte
sich mein Ältester, „und so Deine Seele dem gefährlichen Einfluß der
Heiligen Schrift preisgegeben, der wie Feuer verbrennt und schwärzt,
wenn er nicht leuchtet. In solchen Situationen wie der Deinen, haben die
Päpste gesagt, daß es ein skandalöser Fehler für jemanden ist, wenn er
glaubt, daß alle Christen die Heilige Schrift lesen können, und die
Theologen versichern uns, daß die Heilige Schrift „eine dunkle Wolke"
ist. Denn es ist ein heterodoxes Dogma an die Erleuchtung und die
Klarheit der Bibel zu glauben, behaupten unsere unfehlbaren Führer. Was
die Tradition angeht, halte ich es nicht für nötig Dich daran zu
erinnern, daß wir in Fragen des Glaubens vor allem dem Papst folgen
sollen. Der Papst ist in diesem Fall mehr wert als Tausende von
Augustinussen, Hieronymussen, Gregoriusse, Chrysostomusse...".
Dieser Brief erreichte es
eher meine Meinung zu stärken als sie zu zerstören. Es war unmöglich für
mich, die Heilige Schrift unter den Papst zu stellen. Indem sie die
Heilige Schrift angriff, verlor meine Kirche jede Glaubwürdigkeit vor
mir, und sie wurde eins mit den Häretikern die „durch die Heilige
Schrift erwählt, sich gegen sie wenden". Das war der letzte Kontakt, den
ich mit meinem Ältesten hatte.
5. Der Papst ist Alles und die Kirche ist Nichts
Jedoch
hörte ich hier nicht auf. Ich hatte bereits begonnen „aufgrund der
Entgleisung meiner Kirche zu entgleisen". Ich hatte einen Weg
eingeschlagen, den ich nicht abbrechen durfte, bis ich eine positive
Lösung gefunden hatte. Das Drama jener Tage war es, daß ich mich vom
Papsttum entfremdet hatte, daß ich mich aber keiner anderen kirchlichen
Wirklichkeit zuwendete. Orthodoxie und Protestantismus waren damals vage
Ideen für mich und die Zeit und die Gelegenheit waren noch nicht für
mich gekommen, um mich zu vergewissern daß sie etwas bieten könnten, um
meine Qual zu lindern. Abgesehen von all dem fuhr ich fort, meine Kirche
zu lieben, die mich zu einem Christen gemacht hatte, und ich trug ihr
Zeichen. Ich musste noch tiefer nachdenken, um langsam, mit
Schwierigkeiten und Kummer, zu dem Schluß zu kommen, daß die Kirche, die
ich liebte, nicht Teil des päpstlichen Systems war.
In der Realität existiert
tatsächlich keine Autorität der Kirche und der Bischöfe gegenüber der
Monokratie der Macht des Papstes. Denn, gemäß der Lateinischen Theologie
„existiert die Autorität der Kirche nur, wenn sie durch den Papst
charakterisiert und mit ihm im Einklang ist. In allen anderen Fällen ist
sie ungültig". Auf diese Weise ist es dasselbe, ob der Papst mit der
Kirche oder ob der Papst ohne die Kirche ist, mit anderen Worten, der
Papst ist alles und die Kirche ist nichts. Sehr richtig schrieb Bischof
Maren, „Es wäre genauer gewesen, wenn die Katholiken, wenn sie das
‚Credo' rezitieren, sagen würden, ‚und an den einen Papst' anstatt ‚und
an eine ... Kirche'".
Die
Wichtigkeit und Funktion der Bischöfe in der Lateinischen Kirche sind
nicht mehr als die von Repräsentanten der Päpstlichen Autorität, der
sich die Bischöfe ebenso fügen, wie die gläubigen Laien. Dieses
Regime versuchen sie mit Berufung auf das 22. Kapitel des
Johannesevangeliums aufrechtzuerhalten, das gemäß der lateinischen
Auslegung „der Herr vertraut dem Apostel Petrus, dem ersten Papst, das
Hüten Seiner Lämmer und Seiner Schafe an", d.h. er übergibt ihm die
Aufgabe des Obersten Hirten, mit exklusiven Rechten über alle Gläubigen,
die die Lämmer sind, und über all die anderen, Apostel und Bishöfe,
d.h. die Schafe.
Die
Bischöfe sind in der lateinischen Kirche jedoch nicht einmal Nachfolger
der Apostel, denn das Dogma besagt: „Die apostolische Autorität
verlöschte mit den Aposteln und wurde nicht an ihre Nachfolger, die
Bischöfe, weitergegeben, nur die Päpstliche Autorität des Petrus, d.h.
die des Papstes." Die Bischöfe, die keinerlei apostolische Autorität
geerbt haben, haben also keine andere Autorität als diejenige, die ihnen
nicht direkt von Gott sondern vom Erhabenen Hohenpriester Roms gegeben
ist.
Und
die Ökumenischen Synoden haben ebenfalls keinen anderen Wert als den,
der ihnen vom Bischof von Rom gegeben wird, „denn sie können nichts
anderes sein als Konferenzen der Christenheit, die unter der
Authentizität und Autorität des Papstes einberufen werden". Es würde
genügen, wenn der Papst die Halle der Synode verlassen und sagen würde,
„Ich bin nicht mehr dabei", um dafür zu sorgen, daß von diesem Moment an
die Ökumenische Synode keinerlei Gültigkeit mehr hätte.Wenn sie nicht
vom Papst autorisiert und für gültig erklärt ist, wer könnte diese
Autorität den Gläubigen auferlegen?
6. Die entsetzliche Antwort eines Jesuiten
Während
dieser Zeit gab ich meine Studien beinahe auf, ich nutzte die Stunden,
die mein Orden mir gewährte, um mich in meine Zelle zurückzuziehen, um
über nichts anderes als über mein großes Problem nachzudenken.
Monatelang studierte ich die Struktur und die Organisation der frühen
Kirche, direkt in den apostolischen und patristischen Quellen. All diese
Arbeit konnte jedoch nicht völlig im Verborgenen getan werden. Es war
offensichtlich, daß mein äußeres Leben sehr in Mitleidenschaft gezogen
war von dieser großen Sorge, die all mein Interesse überwältigt und all
meine Kraft geschwächt hatte. Ich verpasste niemals eine Gelegenheit,
mich außerhalb des Klosters zu erkundigen, was immer helfen konnte,
Licht in mein Problem zu bringen. So begann ich über dieses Thema mit
bekannten kirchlichen Bekannten zu diskutieren, gemäß dem Vertrauen,
das ich in ihre Offenheit und ihr Herz hatte. Auf diese Weise würde ich
fortwährend die Eindrücke und Meinungen zu diesem Thema empfangen, die
für mich immer interessant und wichtig waren.
Ich fand die meisten
dieser Kleriker fanatischer vor, als ich es erwartet hatte. Obwohl sie
sich der Absurdität der Lehre über den Papst zutiefst bewusst waren,
blieben sie in der Idee stecken: „Die geforderte Unterwerfung unter den
Papst verlangt eine blinde Zustimmung unserer Ansichten", und gemäß dem
anderen Grundsatz des Gründers der Jesuiten: "Damit wir immer die
Wahrheit besitzen und niemals der Täuschung verfallen, sind wir
verpflichtet uns immer auf die unwandelbare Grundlage zu verlassen, daß
das, was wir als weiß sehen in Wirklichkeit schwarz ist, wenn es uns die
Hierarchie der Kirche sagt." Mit dieser fanatischen Voreingenommenheit
vetraute mir ein Priester der Gesellschaft Jesu folgenden Gedanken an:
„Ich
gebe zu, daß das was Sie mir sagen, zutiefst logisch, sehr klar und
wahr ist. Was jedoch uns, die Jesuiten betrifft, so geben wir zusätzlich
zu den drei Versprechen am Tag unserer Tonsur noch ein viertes. Dieses
vierte Versprechen ist wichtiger als das Versprechen der Keuschheit,
des Gehorsams und der Armut. Es ist das Versprechen, daß wir dem Papst
immer völlig untertan sind. So ziehe ich es vor mit dem Papst zur Hölle
zu gehen, als mit all Ihren Wahrheiten ins Paradies."
7. „Vor ein paar Jahrhunderten hätten Sie in den Feuern der Heiligen Inquisition gebrannt"
Gemäß
der Meinung der meisten von ihnen, war ich ein Häretiker. Ein Bischof
schrieb mir: „Vor ein paar Jahrhunderten, hätten die Ideen, die sie
haben, ausgereicht, sie auf die Scheiterhäufen der Heiligen Inquisition
zu bringen".
Jedoch beabsichtigte ich
trotz all dem im Kloster zu bleiben und mich ausschließlich dem
geistlichen Leben hinzugeben und die Verantwortung für den Betrug und
dessen Korrektur der Hierarchie zu überlassen. Aber konnten die
wichtigen Dinge der Seele auf einem Weg künstlichen Lebens sicher sein,
wo die Willkür des Papstes neue Dogmen und falsche Lehren über das
religiöse Leben der Kirche auftürmen konnte? Überdies, da die Reinheit
der Lehre mit Unwahrheiten über den Papst gebildet war, wer konnte mir
versichern, daß dieser Fleck sich nicht auf andere Teile des
evangelischen Glaubens ausbreiten würde.
So ist es nicht
verwunderlich, wenn die heiligen Männer in der Lateinischen Kirche
begannen Alarm zu schlagen, indem sie Dinge sagten wie: „Wer weiß ob die
geringeren Mittel des Heils, die uns überfluten, nicht
dazu führen unseren einzigen Retter Jesus zu vergessen...? Heutzutage
erscheint unser geistliches Leben wie ein Baum mit vielen Zweigen und
Blättern, wo die Seelen nicht mehr wissen, wo der Stamm ist, der alles
trägt, und wo die Wurzeln, die sie nähren."
Auf
diese Weise haben wir unsere Religiosität dekoriert und überladen, so
daß Sein Angesicht, der „der Fokus des Themas" ist, sich in den
„Dekorationen" verliert. Da ich also überzeugt war, daß das geistliche
Leben im Schoß der Päpstlichen Kirche mich Gefahren aussetzen würde,
entschloß ich mich den entscheidenden Schritt zu tun. Ich verließ das
Kloster und nach einer kleinen Weile erklärte ich, daß ich nicht mehr
zur Lateinischen Kirche gehörte. Einige Andere schienen darauf
vorbereitet zu sein mir zu folgen, aber im letzten Moment erwies sich
keiner vorbereitet, seine Position in der Kirche so radikal zu opfern,
mit der Ehre und Anerkennung die sie genossen.
So verließ ich also die
Lateinische Kirche, deren Führer, vergessend daß das Königreich des
Sohnes Gottes „nicht von dieser Welt" ist und daß „er, der in ein Bistum
gerufen ist, nicht zu einer hohen Position oder Autorität gerufen ist,
sondern zum Diakonat der ganzen Kirche", stattdessen ihn nachahmt, der
„in seinem Stolz wünschte wie Gott zu sein und so seine wahre Ehre
verlor und sich mit einer falschen bekleidete" und „sich in den Tempel
Gottes als Gott setzte". Bernard De Klaraval schrieb zurecht an den
Papst: „Es gibt kein schrecklicheres Gift für Sie, kein gefährlicheres
Schwert, als den Durst und die Leidenschaft zu herrschen". Nachdem ich
das Papsttum verlassen hatte, folgte ich der Stimme meines Gewissens,
die die Stimme Gottes war. Und diese Stimme sagte mir, „Verlasse sie..., damit du nicht teilhast an ihren Sünden und nicht von ihr verwundet wirst".
8. Im Schoß der Orthodoxie
Als
meine Trennung vom Papsttum in kirchlichen Kreisen weiter bekannt wurde
und immer mehr begeisterte Antwort in spanischen und französischen
protestantischen Kreisen erhielt, wurde meine Position gefährlicher.
Unter
der Korrespondenz, die ich erhielt, waren zahlreiche drohende und
anonyme Schmähbriefe. Man beschuldigte mich, daß ich eine antipäpstliche
Welle um mich herum schaffen wollte, und daß ich durch mein Beispiel
„römisch-katholische Kleriker „die in dogmatischer Hinsicht krank waren"
und die öffentlich eine Sympathie für meinen Fall gezeigt hatten in die „Apostasie", den Abfall führen würde.
Diese Tatsache zwang mich
Barcelona zu verlassen und mich in Madrid niederzulassen, wo ich - ohne
mein Suchen - von Anglikanern aufgenommen wurde, und durch sie in
Kontakt mit dem Weltkirchenrat kam.
Ohne daß ich es wollte,
begann sich ein immer größer werdender Kreis von Menschen um mich zu
sammeln, von denen die meisten gegen den Papst eingestellt waren. Diese
Situation setzte mich den Behörden aus, weil, an vertraulichen Treffen,
bei denen ich mich einverstanden erklärt hatte teilzunehmen, einige
römisch-katholische Kleriker teilzäunehmen begannen, die allgemein für
„ihren fehlenden und schwächenden Glauben bezüglich des Primates und der Unfehlbarkeit des Höchsten Hierarchen Roms" bekannt waren.
Die fanatische Rachsucht,
die einige Anhänger des Papstes gegen meine Person hegten, sah ich an
jenem Tag voll zum Ausdruck gebracht und ihren Höhepunkt erreichen, als
ich öffentlich auf eine detaillierte ekklesiologische Dissertation
antwortete, die sie mir als einen ultimativen Schritt gesandt hatten, um
mich aus der „Falle der Häresie" zu befreien, in die ich gefallen war.
Das Werk, das apologetischen Charakter hatte, trug den expressiven
Titel: Der Papst, Vikar unseres Herrn auf Erden. Und der
Slogan, mit dem die Argumente in diesem Buch endeten, war folgender:
„Aufgrund der Unfehlbarkeit des Papstes, sind die römisch-katholischen
Christen heutzutage die einzigen Christen, die sich ihres Glaubens
sicher sein können".
In den Spalten einer
portugiesischen Buchrezension antwortete ich: „In Wirklichkeit sind Sie
die einzigen Christen, die sich aufgrund dieser Unfehlbarkeit nicht
sicher sein können, was man morgen von ihnen zu glauben verlangt." Mein
Artikel endete mit folgendem Satz: „Auf dem Weg, den ihr geht, werdet
ihr bald den Herrn den Vikar des Papstes im Himmel nennen".
Bald nachdem ich in Buenos
Aires meine Studien in drei Bänden veröffentlicht hatte, setzte ich den
Rangeleien mit den Papisten ein Ende. In dieser Studie hatte ich alle
Klauseln aus der patristischen Literatur der ersten vier Jahrhunderte
gesammelt, die sich direkt oder indirekt auf die „Primat-Klauseln" (Matt
16, 18-19; Jh 21, 15-17; Lk 22, 31-32) bezogen. Ich bewies, daß die
Lehren über den Papst völlig fremd waren und im Gegensatz zu den
Auslegungen standen, die von den Vätern zu diesem Thema gegeben worden
waren. Und die Auslegung der Väter ist genau die Regel, gemäß der wir die Heilige Schrift verstehen.
Während dieser Periode,
wenn auch durch unabhängige Situationen, kam ich zum ersten Mal in
Kontakt mit der Orthodoxie. Bevor ich beginne die Ereignisse zu weiter
zu erzählen, muß ich gestehen, daß meine Ideen über die Orthodoxie eine
bemerkenswerte Entwicklung vom Beginn meiner geistlichen Odysee an
erfuhren. Bestimmte Diskussionen, die ich mit orthodoxen Polen, die
durch mein Land kamen, über kirchliche Themen hatte, und die
Informationen, die ich vom Weltkirchenrat in Bezug auf die Existenz und
das Leben von orthodoxen Kreisen im Westen erhielt, riefen mein echtes
Interesse hervor. Außerdem begann ich verschiedene russische und
griechische Bücher und Zeitschriften aus London und Berlin zu bekommen,
sowie einige preisgekrönte Bücher, die von Archimandrit Benedikt
Katsenavakis aus Neapel, Italien besorgt wurden. So wuchs mein Interesse
an der Orthodoxie.
Langsam, langsam begann ich
auf diese Weise meine innere Voreingenommenheit gegenüber der Orthodoxen
Kirche zu verlieren. Diese Voreingenommenheit präsentierte die
Orthodoxie als schismatische, ohne geistliches Leben, eine entleerte
Gruppe kleiner Kirchen, die nicht die Eigenschaften der wahren Kirche
Christi hatte. Und das Schisma, das sie abgetrennt hatte, „hatte den Teufel zu ihrem Vater und den Stolz des Patriarchen Photios zu ihrer Mutter gemacht".
Als ich also begann mit einem
angesehenen Mitglied der Orthodoxen Hierarchie im Westen in Austausch
zu treten - dessen Namen mir, wie ich glaube, nicht zu veröffentlichen
erlaubt ist, aufgrund meiner persönlichen Kriterien, die auf diese
originalen Informationen gegründet waren - ich war also völlig frei von
jeder Voreingenommenheit gegenüber der Orthodoxie und ich konnte sie
geistlich objektiv anschauen. Ich merkte bald und und sogar mit
freudiger Überraschung, daß meine negative Haltung gegenüber dem
Papsttum völlig mit der kirchlichen Lehre der Orthodoxie übereinstimmte.
Der angesehene Hierarch stimmte dem in seinen Briefen zu, hielt sich
aber zurück sich deutlicher auszudrücken, denn er war sich bewusst, daß
ich in einer protestantischen Umgebung lebte.
Die Orthodoxen im Westen
sind überhaupt nicht anfällig für Proselytismus. Erst als unsere
Korrespondenz genügend weitergeführt worden war, empfahl mir der
orthodoxe Bischof das herrliche Buch von Sergei Boulgakov mit dem Titel
„Orthodoxie" zu lesen, und die nicht weniger tiefe Dissertation mit dem
selben Titel vom Metropoliten Seraphim. In der Zwischenzeit hatte ich
selbst ausdrücklich an das Ökumenische Patriarchat geschrieben.
In diesen Büchern fand ich
mich selbst. Da war nicht ein einziger Absatz, der nicht völlig auf die
Übereinstimmung meines Gewissens traf, so viel in diesen Werken und in
anderen, die sie mir zusammen mit ermutigenden Briefen senden würden -
nun sogar aus Griechenland. Ich erkannte klar, wie die Orthodoxe Lehre
tief und rein auf das Evangelium gegründet ist, und daß die Orthodoxen
die einzigen Christen sind, die glauben, wie die Christen in den
Katakomben und die Kirchenväter des Goldenen Zeitalters es getan haben.
Sie sind die einzigen, die mit heiligem Rühmen das patristische Wort
„Wir glauben, was immer wir von den Aposteln empfangen haben"
wiederholen können.
Während dieser Zeit schrieb ich zwei Bücher, eines mit dem Titel Das Konzept der Kirche gemäß den westlichen VäternEuer Gott, Unser Gott und Gott.
Diese Bücher sollten in Süd-Amerika herausgegeben werden, aber ich
setzte ihre Veröffentlichung nicht fort, um der protestantischen
Propaganda keinen einfachen und gefährlichen Angriffspunkt zu bieten. und ein anderes mit dem Titel
Von orthodoxer Seite riet
man mir, meine ausschließlich negative Position gegenüber dem Papsttum
loszulassen, und mein persönliches „Ich glaube" (Credo) zu prägen, aus
dem sie ersehen konnten, wie weit entfernt ich sowohl von der
Anglikanischen wie von der Orthodoxen Kirche war.
Es
war eine schwierige Aufgabe, die ich in den folgenden Sätzen
zusammenfasste: „Ich glaube an alles, was in den Kanonischen Büchern des
Alten und Neuen Testaments eingeschlossen ist, gemäß der Auslegung der
kirchlichen Tradition, d.h. der Ökumenischen Synoden, die wahrhaft
ökumenisch waren, und an die einstimmige Lehre der Heiligen Väter, die als solche katholisch anerkannt sind".
Von da an begann ich zu
verstehen, daß die Sympathie der Protestanten mir gegenüber abkühlte,
abgesehen von den Anglikanern, die sich durch einen irgendwie sinnvollen
Konservatismus leiten ließen. Und erst jetzt, obwohl spät, wie immer,
begann das Orthodoxe Interesse sich zu zeigen und mich zur Orthodoxie
als einen „eventuellen Katechumenen" hinzuziehen.
Die Zusicherungen eines
polnischen Universitätsprofessors, den ich kannte, festigten meine
Überzeugung, daß die Orthodoxie auf die bedeutungsvollen Wahrheiten der
Christenheit gestützt ist. Ich verstand, daß jeder Christ anderer
Konfessionen gefordert ist, einen beträchtlichen Teil des Glaubens zu
opfern, um zu voller dogmatischer Reinheit zu gelangen, und nur ein
orthodoxer Christ braucht dies nicht zu tun. Denn nur er lebt und bleibt
in der Substanz des Christentums und in der offenbarten und
unveränderten Wahrheit.
So
fühlte ich mich nicht mehr allein gegenüber dem allmächtigen römischen
Katholizismus und der Kälte, die die Protestanten mir gegenüber an den
Tag gelegt hatten. Da waren 280 Millionen Christen, die zur Orthodoxen
Kirche gehörten und mit denen ich mich im Glauben verbunden fühlte, im
Osten und auf der Welt verteilt.
Der
Vorwurf der theologischen Mumifizierung der Orthodoxie hatte für mich
keine Bedeutung, denn ich hatte nun verstanden, daß diese feste und
stabile Beharrlichkeit der orthodoxen Lehre kein geistlich erstarrter
Fels war, sondern ein immerwährender Strom, wie der Lauf eines
Wasserfalls, der immer derselbe zu bleiben scheint, doch dessen Wasser
sich ständig ändern.
Langsam,
langsam begannen mich die Orthodoxen als einen der ihren zu betrachten.
„Das wir mit diesem Spanier über die Orthodoxie sprechen ist kein
Proselytismus", schrieb ein berühmterArchimandrit. Sie und ich nahmen
wahr, daß ich bereits im Hafen der Orthodoxie angekommen war, daß ich
endlich frei im Schoß der Mutter Kirche atmete. Während dieser Zeit war
ich orthodox ohne es zu merken, und wie die Jünger, die nach Emmaus
gingen und dem göttlichen Lehrer nahe waren, war ich eine Strecke
gegangen, während der ich der Orthodoxie nahe war, ohne daß ich erst am
Ende die Wahrheit auf überzeugende Weise erkannte.
Als
ich mir dieser Wirklichkeit sicher war, schrieb ich dem Ökumenischen
Patriarchat und dem Erzbischof von Athen durch das Apostolische Diakonat
der Kirche Griechenlands eine lange Dissertation meines Falls. Und da
ich nun nichts mehr mir Spanien zu tun hatte, wo heutzutage keine
orthodoxe Gemeinde existiert, verließ ich mein Heimatland und ging nach
Frankreich, wo ich bat, in die Orthodoxe Kirche aufgenommen zu werden,
nachdem ich der Frucht meines Wechsels zuvor noch einige Zeit zum Reifen
gelassen hatte. Während dieser Zeit vertiefte ich weiterhin meine
Kenntnis der Orthodoxie und stärkte meine Beziehung zu ihrer Hierarchie.
Als ich mir völlig sicher war, unternahm ich den entscheidenden Schritt
und wurde offiziell in der wahren Kirche Christi als ihr Mitglied
aufgenommen. Ich wünschte mir, dieses große Ereignis in Griechenland zu
erleben, dem bekannten Land der Orthodoxie, wohin ich gekommen war um
Theologie zu studieren. Seine Seligkeit, der Erzbischof von Athen
empfing mich väterlich. Seine Liebe und sein Interesse übertrafen all
meine Erwartungen. Ich sollte dasselbe vom damaligen Protosynkelos der
Heiligen Erzdiözese und gegenwärtigen Bischof Dionysios von Rogon sagen,
der mir väterliche Liebe zeigte. Es ist unnötig zu ergänzen, daß in
einer solchen Atmosphäre der Liebe und Wärme, die Heilige Synode nicht
lange brauchte, um meine kanonische Aufnahme im Schoß der Orthodoxen
Kirche zu beschließen. Während der heiligen Zeremonie, die die ganze
Nacht währte, wurde ich mit dem Namen des Völkerapostels geehrt, und
anschließend wurde ich als Mönch im Heiligen Penteli Kloster
aufgenommen. Bald darauf empfing ich die Tonsur als Diakon durch Seine
Exzellenz, den Bischof von Rogon.
Seither
lebe ich in der Liebe, der Sympathie und dem Verständnis der
Griechischen Kirche und all ihrer Glieder. Ich erbitte von all ihren
Gebeten und ihrer geistlichen Unterstützung, daß ich mich der Gnade, die
mir vom Herrn geschenkt wurde, allezeit würdig erweise.
Aus der Zeitschrift „Theodromia", Ausgabe 1, Jan.-März 2006
Referenz
Dieser Artikel des
Ierodiakons P. Paul Ballester-Convollier wurde in zwei
aufeinanderfolgenden Artikeln im „Kivoto" Magazin, Juli 1953, S. 285-291
und Dez. 1953, S. 483-485 veröffentlicht. Der frühere
Franziskaner-Mönch, der zur Orthodoxie konvertiert war, wurde zum
Titularbischof von Nazianz der Diözese von Nord- und Südamerika mit Sitz
in Mexiko ernannt. Dort erlitt der Bekenner des Orthodoxen Glaubens das
Martyrium. Die Nachricht seiner Ermordung erschien auf der Titelseite
der Tageszeitung „Kathemerini" (Samstag, 4. Feb. 1984), „DER GRIECHISCH
ORTHODOXE BISHOF PAUL WURDE IN MEXIKO ERMORDET. Wie aus Mexiko-Stadt
bekannt wurde, starb vorgestern der Bischof von Nazianz, Paul Di
Ballester, der griechischen Erzdiözese von Nord- und Südamerika. Er
wurde von einem 70 Jahre alten Mexikaner, einem früheren Mitglied des
Militärs und psychisch Kranken getötet. Es sollte hervorgehoben werden,
daß Bischof Paul aus Spanien kam, als Erwachsener in die Orthodoxe
Kirche aufgenommen wurde und sich als Hirte und Autor auszeichnete. Die
Mexikanischen Behörden schließen die Möglichkeit nicht aus, daß der
Mörder durch irgendeine Art von Fanatismus zu dieser Tat getrieben
wurde.
Übersetzung: Sr. Matthaia
http://www.impantokratoros.gr/BB172CDF.de.aspx
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