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Τρίτη 25 Ιουνίου 2013

Über das Kostbare und Lebenspendende Kreuz


Über das Kostbare und Lebenspendende Kreuz
Hl. Gregor Palamas
 Über das Kostbare und Lebenspendende Kreuz [1]
Homilie zum 3. Sonntag der Großen Fastenzeit

Das Kreuz Christi im Alten Bund
1. Das Kreuz Christi wurde auf verborgene Weise seit ältester Zeit vorangekündigt und in Figuren angedeutet, und keiner wurde je mit Gott versöhnt ohne die Kraft des Kreuzes. Nachdem unsere Ureltern im Paradies Gottes durch das Essen vom Baum das Gebot übertreten hatten, lebte die Sünde auf, wir aber starben und erlitten vor dem leiblichen Tod den Tod der Seele, der Trennung ist von Gott. All unser Leben nach der Übertretung war ein Leben in Sünde, ein Leben dem Fleische nach. Die Sünde "ordnet sich dem Gesetz Gottes nicht unter, noch auch ist sie imstand dazu, und die dem Fleisch gemäß Lebenden können Gott nicht gefallen" (Röm 8,7).

 2.  Wie der Apostel sagt, "das Wollen des Fleisches ist gegen den Geist gerichtet und das Wollen des Geistes gegen das Fleisch" (Gal 5,17). Gott aber ist Geist, das Gute und die Tugend Selbst, und unser Geist ist Seinem Bild und Seiner Ähnlichkeit gemäß, jedoch verdorben durch die Sünde. Wie könnte irgendeiner von uns allen erneuert und mit Gott versöhnt werden ohne Beseitigung der Sünde und der fleischlichen Lebensart? Dies mithin ist das Kreuz Christi - die Beseitigung der Sünde.
Deshalb gab einer unserer gotttragenden Väter, als er von einem Ungläubigen gefragt wurde, ob er an den Gekreuzigten glaube, zur Antwort: "Ja, an Den, Der die Sünde gekreuzigt hat." Gott Selbst bezeugt, dass viele Seine Freunde waren, sowohl vor dem Gesetz als auch nach der Einführung des Gesetzes, als das Kreuz noch nicht offen erschienen war. Auch David der König und Prophet bestätigt, dass es zu seiner Zeit Freunde Gottes gab, sagt er doch: "Deine Freunde, o Gott, hielt  ich in  großer Ehre" (Ps 138,17). Wie es kommt, dass es vor dem Kreuz schon Gottesfreunde gab, will ich euch nun zeigen, wenn ihr mir gottesfürchtig und aufmerksam euer Ohr zu leihen geruht.
3.  Obwohl der Mann der Sünde, der Sohn der Gesetzwidrigkeit (s. 2 Thess 2,3), der Antichrist, meine ich, noch nicht erschienen ist, sagt der von Christus geliebte Theologe: " Geliebte, schon  ist der Antichrist da" (s. 1 Joh 2,18). So auch war das Kreuz schon gegenwärtig in den Genera-tionen, die seinem Erscheinen vorausgingen. Der große Paulus lehrt uns deutlich, dass der Antichrist schon jetzt unter uns ist, noch bevor er erschienen ist, sagt er doch, dass "sein Geheimnis wirkt in uns" (s. 2 Thess 2,7). Desgleichen war auch das Kreuz Christi, obwohl es noch nicht zum Vorschein gekommen war, in unseren Vorvätern gegenwärtig. Denn sein Geheimnis wirkte in ihnen.

Das Mysterium des Kreuzes
im Leben von Abraham und Moses
4. Um nicht zurückzugehen bis Abel, Seth, Enos, Enoch, Noah und den anderen bis Noah, die Gott wohlgefielen, sowie denen, die ihnen nahe waren, will ich mit Abraham anfangen, der zum Vater vieler Völker wurde, der Juden dem Fleische nach, von uns selbst aber dem Glauben nach. Um mithin mit diesem unserem Vater dem Geiste nach anzufangen, mit seinem guten Anfang und seiner ersten Berufung durch Gott – welches war das erste Wort, das an ihn erging von Gott? "Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in ein Land, das Ich dir zeigen werde" (Gen 12,1). Dieses Wort trägt in sich das Mysterium des Kreuzes. Es ist eben das, was Paulus meint, wenn er sich des Kreuzes rühmt und sagt: "Gekreuzigt ist mir die Welt" (Gal 6,14). Für denjenigen, der seine Heimat und die Welt endgültig verlassen hat, sind irdische Heimat und Welt erstorben. Dies ist das Kreuz.
5.   Als Abraham noch nicht weggegangen war aus der Gesellschaft der Gottlosen, sagte Gott zu ihm: "Zieh weg aus deinem Land und komm in ein Land", nicht "das Ich dir geben werde", sondern "das Ich dir zeigen werde" (Gen 12,1), denn durch dieses Land wird ihm gleichsam ein anderes, geistiges Land gezeigt. Zu Moses aber, was sagt  nach dessen Weggang aus Ägypten und Aufstieg zum Berg die Stimme Gottes als erstes? "Löse die Schuhe von deinen Füssen"  (Ex 3,5). Dies ist ein weiteres Mysterium des Kreuzes, das dem vorhergehenden auf natürliche Weise  folgt.
"Du bist zwar weggezogen aus Ägypten,", sagt Gott zu Moses, "du hast den Dienst des Pharao verlassen, den Titel  'Sohn der Tochter des Pharao' verachtet, und soweit es von dir abhing, ist jene Welt des bösen Dienstes aufgelöst und abgetan. Doch du mußt noch etwas mehr tun." Was? Die Schuhe von deinen Füssen lösen, jene ledernen Gewänder ablegen, in die dich die Sünde gekleidet hat (s. Gen 3,21), durch die sie wirkt und die dich trennen vom Heiligen Land. Löse mithin dieses Schuhwerk von deinen Füssen, das heißt lebe nicht länger nach der Art des Fleisches und in Sünde, sondern leg ab und ertöte jene Lebensweise, die sich Gott widersetzt. Nicht länger herrsche in dir die fleischliche Gesinnung und das in den Gliedern wirkende Gesetz der Sünde, das dem Gesetz des Geistes widerstreitet (s. Röm 7,23ff) und denselben fesselt mit den Fesseln der Sünde, sondern besiegt sei all das und abgetötet durch die Kraft der Gottesschau.
Ist nicht das alles das Kreuz? Um es mit dem göttlichen Paulus zu sagen,  das Kreuz ist, das Fleisch zu kreuzigen "mitsamt den Leidenschaften und den Begierden" (Gal 5,24). 
6. "Löse  mithin",  sagt Er, "die Schuhe von deinen Füssen, denn der Grund, auf dem du stehst, ist heiliges Land" (Ex 3,5). Dieses Wort weist deutlich hin auf die Heiligung des Landes, die nach dem Erscheinen unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus durch das Kreuz gewirkt werden sollte. Damals nämlich schaute Moses in jenem erhabenen Anblick des mitten im Feuer nicht verbrennenden Dornbusches im voraus das künftige Erscheinen Christi.

Zwei Mysterien des Kreuzes
 Das Schauen des Kreuzes in Gott ist ein Mysterium, welches das vorhergehende noch übertrifft. Denn es sind deren zwei, wie der große Paulus und unsere göttlichen Väter andeuten. Der erstere, indem er nicht nur sagt: "Die Welt ist mir gekreuzigt", sondern überdies hinzufügt: "und ich der Welt" (Gal 6,14), die letzteren, indem sie uns gebieten, nicht voreilig auf das Kreuz zu steigen vor dem Kreuz,[2] womit sie zeigen, dass es zweierlei Reden vom Kreuz und zwei Mysterien des Kreuzes gibt.
7.  Das erste Mysterium des Kreuzes ist unser Auszug aus der Welt,  die Lösung von den leiblichen Verwandten, sofern diese ein Hindernis bilden für die Gottesfurcht und das derselben gemäße Leben, sowie die körperliche Arbeit, die nach Paulus' Worten ebenfalls von einigem Nutzen ist (s. 1 Tim 4,8). Indem wir jenen Dingen entfliehen, ist uns mithin die Welt gekreuzigt und mit ihr die Sünde.
Das zweite Mysterium des Kreuzes besteht darin, dass wir selbst uns der Welt und den Leidenschaften kreuzigen, sodass diese aus uns weichen. Es ist jedoch unmöglich, dass sie vollends aus uns weichen, sodass sie nicht einmal mehr in unseren Gedanken wirken, wenn wir nicht zur Gottesschau gelangen. Erst dann nämlich, wenn wir durch die Praxis [3] voranschreiten zur Gottesschau und unseren inneren Menschen kultivieren und läutern  auf der Suche nach dem in uns selbst verborgenen göttlichen Schatz, und schließlich das Gottesreich schauen, das in uns ist, erst dann sind wir der Welt und den Leidenschaften gekreuzigt. Denn durch dieses Schauen entsteht im Herzen eine Wärme, welche die bösen Gedanken vertreibt wie Fliegen und geistigen Frieden und Trost in die Seele bringt und dem Leib zur Heiligung verhilft, wie der Psalmist sagt: "Mein Herz erwärmte sich in mir, und in meiner Betrachtung entbrannte ein Feuer" (Ps 38,4).
Dies ist auch, was uns einer unserer gotttragenden Väter lehrt: "Kämpfe, so sehr du vermagst,, damit dein inneres Werk Gott gemäß sei, und so wirst du auch die äußeren Leidenschaften besiegen." [4] Zum selben ermuntert uns der große Paulus: "Wandelt im Geiste", sagt er, "und  ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen" (Gal 5,16). Deshalb auch gebietet er uns anderswo: "Steht aufrecht, die Lenden gegürtet mit Wahrheit"  (Eph 6,14), als solche, die durch den schauenden Geist den begehrenden Teil der Seele [zum Guten] stärken und zügeln und so die fleischlichen Gelüste vertreiben. Der große Petrus seinerseits zeigt uns mit aller Deutlichkeit, was jene "Lenden" sind und  jene "Wahrheit": "Indem ihr die Lenden eures Denkens gürtet", sagt er nämlich,  "und zur Gänze in Nüchternheit wandelt, könnt ihr hoffen auf die Gnade, die euch zuteil werden wird bei der Offenbarung Jesu Christi" (1 Petr 1,13).
8.   Weil es mithin nicht möglich ist, dass die bösen Leidenschaften und die Welt der Sünde vollends aus uns weichen, sodass sie nicht einmal mehr in unseren Gedanken wirken, solange wir nicht zur Gottesschau gelangt sind, ist auch die Gottesschau selbst ein Mysterium des Kreuzes, denn sie kreuzigt der Welt diejenigen, die ihrer würdig sind. So war auch jenes Schauen des brennenden und doch nicht verbrennenden Dornbusches, das Moses zuteil wurde, ein Mysterium des Kreuzes, und zwar eines, das erhabener und vollkommener war als jenes, das Abraham offenbart wurde.
 Wurde Moses also in das vollkommenere Mysterium des Kreuzes eingeweiht, Abraham jedoch nicht? Wo hätte es dafür einen Grund gegeben?  Zum Zeitpunkt seiner Berufung zwar wurde Abraham nicht eingeweiht, später aber, nach der Berufung, wurde er nicht nur einmal, sondern zweimal und oftmals eingeweiht, doch fehlt uns jetzt die Zeit, auf alle Einzelheiten einzugehen.

Abrahams Vision der Hl. Dreiheit
9Hier will ich euch nur an die höchst wunderbare Vision erinnern, als Abraham gewährt wurde, den Einen Gott mit aller Deutlichkeit in Drei Hypostasen zu schauen, obwohl Er damals noch nicht  als Solcher verkündet worden war. "Gott zeigte Sich ihm bei der Eiche von Mambre. Als er seine Augen erhob, sah er, und siehe, Drei Männer standen vor ihm, und er eilte zu ihnen hin" (Gen 18,1ff). Siehe, den Einen Gott schaute er als Drei. Denn "Gott zeigte Sich ihm", wie geschrieben steht. "Und siehe, Drei Männer", und nachdem er zu den Dreien hingeeilt ist, spricht er zu Ihnen wie zu einem Einzigen: "Herr, wenn ich Gnade gefunden habe vor Dir, geh nicht vorüber an Deinem Knecht" (Gen 18,3). Und die Drei  Ihrerseits sprechen zu ihm wie ein Einziger. "Und Er sagte zu Abraham: 'Wo ist Sarra, deine Frau? Wenn Ich übers Jahr zur selben Stunde wiederkehre, werde Ich zu dir kommen, und  Sarra, deine Frau, wird einen Sohn haben.' "  (Gen 18,9-10). Als aber die Greisin Sarra dies hörte, lachte sie. "Und der Herr sagte: 'Warum hat Sarra, deine Frau, gelacht?' "(Gen 18,13). Siehe, der Eine Gott ist in Drei Hypostasen, und jene Drei sind ein Einziger Herr. Heißt es doch: "Der Herr sagte".
10.  In Abraham wirkte das Mysterium des Kreuzes mithin auf diese Art. Was aber Isaak angeht, so war er selbst eine Figur[5] Dessen, Der ans Kreuz genagelt werden sollte,  wie Christus gehorsam bis in den Tod gegenüber dem Vater. Und jener Widder, der an seiner Stelle gegeben wurde (Gen 22,13), war eine Figur des Lammes Gottes, Das um unsertwillen zur Opferung dargebracht ward.  Selbst der Strauch,  an den der Widder gefesselt war, barg in sich das Myste-rium des Kreuzes in einer Figur, weshalb er Sabek-Strauch genannt wurde (Gen 22,13),[6] das heißt "Strauch der Vergebung", so wie man das Kreuz "Holz der Erlösung" nennt.

Das Mysterium des Kreuzes bei Jakob und Isaak
Das Mysterium und die Figur des Kreuzes finden sich  auch bei Jakob, dem Sohn Isaaks. Denn durch Holz und Wasser vermehrten sich seine Herden (Gen 30,37ff). Das Holz deutete hin auf das Holz des Kreuzes, das Wasser auf die göttliche Taufe, das in sich das Mysterium des Kreuzes birgt. "Denn im Tod Christi wurden wir  getauft" , sagt der Apostel (Röm 6,3). Auch Christus vermehrt Seine vernunftbegabten Herden auf Erden mit Hilfe von Holz und Wasser, des Kreuzes und der Taufe.
11.   Als Jakob in hohem Alter sich über das Ende seines Stabes beugte (Gen 47,31) und  seine beiden Enkel segnete, legte er ihnen seine Hände kreuzweise auf  (Gen 48,14), womit er mit aller Deutlichkeit die Figur des Kreuzes sichtbar machte. Doch auch sein ganzes Leben lang war das Mysterium des Kreuzes wirksam gewesen in ihm, denn er war gehorsam gegen seine Väter von Anfang an bis ans Ende, wofür er geliebt und gesegnet wurde von ihnen, jedoch gehaßt von Esau, und er ertrug  jede Prüfung mit Tapferkeit. Deshalb auch sagte Gott: "Jakob habe Ich geliebt, Esau aber gehaßt" (Mal 1,2-3 / Röm 9,13).
Etwas Ähnliches geschieht auch mit uns, meine Brüder. Denn derjenige, der sich seinen Vä-tern  dem Leibe und dem Geiste nach willig unterordnet, dem Gebot des Apostels gemäß, der sagt: "Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern" (Eph 6,1), ein solcher wird von Gott geliebt, als einer, der  hierin Seinem geliebten Sohn ähnlich ist. Doch der Ungehorsame ist Gott verhaßt als einer, der fern ist von der Ähnlichkeit mit Seinem geliebten Sohn. Dies zeigt auch der weise Salomo, sagt er doch, dass solches nicht nur mit Jakob und Esau geschah, sondern immerdar mit allen geschieht:  "Der gehorsame Sohn", schreibt er, "wird leben, der Ungehorsame aber verdirbt" (Spr 13,1).

Das höhere Mysterium des Kreuzes - die Gottesschau
12. Doch erlangte der Sohn des Gehorsams, Jakob, etwa nicht auch das höhere Mysterium des Kreuzes, jenes der Gottesschau, meine ich, durch das der Mensch auf vollkomme-nere Weise gekreuzigt wird, der Sünde stirbt und der Tugend lebt? Er selbst legt Zeugnis ab von seiner Gottesschau und Erlösung, sagt er doch: "Ich schaute Gott von Angesicht zu Angesicht, und meine Seele ward erlöst" (Gen 32,30).
Wo sind jene, die noch immer dem widerlichen Geschwätz der Häretiker anhangen, die in unseren Tagen aufgetreten sind?[7] Möchten sie vernehmen, dass Jakob Gott von Angesicht sah und nicht nur keineswegs sein Leben verlor, sondern wie er selbst sagt, erlöst wurde, obwohl Gott sagt: "Keiner wird Mein Angesicht schauen und leben" (Ex 33,20). Gibt es vielleicht zwei Götter, von denen der eine ein Angesicht hat, das von den Heiligen geschaut werden kann, der andere aber eins, das jenseits ist von allem Schauen? Weg mit solcher Blasphemie! Das Angesicht Gottes, das geschaut wird, ist Gottes Energie und Gnade zur Stunde Seiner Offenbarung an jene, die würdig sind. Sein Angesicht aber, das niemals geschaut wird, ist das, was man zuweilen Gottes Wesen nennt und jenseits allen Erscheinens und Schauens ist. Denn keiner hat je in der Hypostase und im Wesen des Herrn gestanden, wie die Schrift sagt (s. Jer 23,18), und Gottes Wesen weder je geschaut noch je zu beschreiben vermocht.
 So vertreiben denn die Gottesschau und das göttliche Mysterium des Kreuzes nicht nur die bösen Leidenschaften und die dieselben erzeugenden Dämonen aus der Seele, sondern auch die häretischen Meinungen. Sie beschämen deren Verteidiger und verstoßen sie aus dem Garten der heiligen Kirche Christi, innerhalb welchem uns jetzt gewährt worden ist, das Wirken der göttlichen Gnade und Energie des Kreuzes in den Vätern der Zeit vor dem Kreuz zu feiern und zu verkünden.
13.   So wie mithin das Mysterium des Kreuzes in Abraham wirkte und Isaak eine Figur des in der nachfolgenden Zeit Gekreuzigten war, so auch wirkte das Mysterium des Kreuzes im ganzen Leben Jakobs und so auch war Joseph, der Sohn Jakobs, Figur und Mysterium des Gottmenschen und Logos Gottes, der nach diesen Zeiten gekreuzigt werden sollte. Denn auch er wurde aus Neid zur Abschlachtung preisgegeben von seinen eigenen Brüdern, um derentwillen er von seinem Vater ausgesandt worden war, geradeso wie Christus nach ihm. Und wenn Joseph letztlich nicht getötet, sondern verkauft wurde, so ist daran nichts Sonderbares, denn auch Isaak wurde nicht hingeopfert, waren sie doch nicht die Wahrheit Selbst, sondern eine Figur der Wahrheit, Die kommen sollte.
Wir können jedoch, wenn es sein muß, hierin auch eine Figur des zweifachen Mysteriums der zweifachen Natur Jesu sehen, denn ihre Hinführung zur Opferung deutete hin auf die Passion des Gottmenschen, das Nichterleiden des Todes aber auf die Leidensunfähigkeit der Gottheit. Dasselbe könntest du auch bei Jakob und Abraham feststellen, denn beide wurden versucht und siegten, was aufs Deutlichste auch über Christus geschrieben steht.
 Von jenen vier Männern mithin, die sich vor der Einführung des Gesetzes auszeichneten durch ihre Tugend und Gottesfurcht, hatten zwei, nämlich Abraham und Jakob, das Mysterium des Kreuzes als wirkende Kraft in ihrem ganzen Leben, während die beiden anderen, Isaak und Joseph, das Mysterium des Kreuzes durch wunderbare Geschehnisse im voraus verkündeten.

Das Kreuz im Leben Mose, der Richter und der Propheten
14.  Und was geschah mit Moses, der als erster von Gott das Gesetz empfing und es den anderen übermittelte? Wurde nicht er selbst noch vor dem Gesetz durch Holz und Wasser gerettet, indem man ihn in einem Holzkörbchen den Fluten des Nils aussetzte (s. Ex 2,3ff)? Und rettete er nicht das israelitische Volk durch Holz und Wasser [8] (s. Ex 14,15ff), wobei er mit dem  Holz im voraus das Kreuz andeutete und mit dem Wasser die göttliche Taufe? Sagt doch auch Paulus, der Seher der Mysterien, mit aller Deutlichkeit: "Alle wurden sie in Moses getauft in der Wolke" (s. 1 Kor 10,2). Er bezeugt auch, dass Moses schon vor den Ereignissen mit dem Meer und dem Stab freiwillig das Kreuz Christi ertrug, sagt er doch: "Er erachtete die Schmach Christi höher als die Schätze Ägyptens" (Hebr 11,26). Die Schmach aber, die Christus seitens der Toren erlitt, war das Kreuz, wie derselbe Paulus etwas weiter unten sagt: "Christus erduldete das Kreuz, ohne der Schmach zu achten" (Hebr 12,2).
Des weiteren zeigte Moses im voraus mit aller Deutlichkeit auch die Figur und das Zeichen selbst des Kreuzes sowie die Rettung durch diese Figur. Denn nachdem er seinen Stab aufgepflanzt hatte, streckte er seine Arme aus über demselben und formte damit sich selbst zum Kreuz, und durch diesen Anblick schlug er Amalek sogleich in die Flucht (s. Ex 17,8ff). Doch auch indem er die kupferne Schlange der Breite nach auf einer Stange anbrachte, richtete er mit Zuversicht die Figur des Kreuzes auf und gebot den von Schlangen gebissenen Juden, zu diesem hinzublicken als einem Mittel der Rettung, und so wurden sie geheilt von den Schlangenbissen (s. Num 21,4ff).
15.  Es fehlt mir die Zeit (s. Hebr 11,32ff), um im Einzelnen auch über Josua sowie die anderen Richter und Propheten zu reden, über David und jene nach ihm, die alle, bewegt durch das Mysterium des Kreuzes, Ströme zum Stillstand brachten (s. 2 Kön 19,24) die Sonne aufhielten in ihrer Bahn (s. Jos 10,13), Städte von Gottlosen dem Erdboden gleichmachten, sich als mächtig erwiesen im Kampf, Heere von Fremdstämmigen vernichteten, der Schneide des Schwertes entrieten, die Macht des Feuers löschten, die Rachen von Löwen verschlossen, Könige beschäm-ten, Anführer von Fünfzigerschaften [durch Feuer vom Himmel] zu Asche verbrannten (s. 4 Kön 1,13), Tote auferweckten, den Himmel verschlossen und wieder öffneten, indem sie die Wolken in ihm unfruchtbar und dann wieder fruchtbar machten (s. 3 Kön 17,1ff). Wenn Paulus sagt, dass alle diese Dinge durch den Glauben gewirkt wurden (Hebr 11,27ff), so deshalb, weil der Glaube Kraft zur Erlösung ist und alles möglich macht für den, der glaubt. Dasselbe wirkt aber ohne Zweifel auch das Kreuz Christi, sagt doch derselbe Paulus: "Das Wort vom Kreuz ist Torheit für
jene, die verlorengehen, doch für uns, die wir gerettet werden, ist es Kraft Gottes" (1 Kor 1,18).

Das Kreuz des Erlösers und unser Kreuz –die Nachfolge Christi und worin sie besteht
16.  Doch lassen wir nun all jene, die vor dem Gesetz und unter dem Gesetz lebten, hinter uns und kommen wir zum Herrn Selbst, "Dessentwegen und durch Den  alles ist" (Hebr 2,10). Sagte Er nicht schon vor dem Kreuz: "Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und Mir nachfolgt, ist Meiner nicht wert" (Mt 10,38)? Seht ihr, dass schon bevor das Kreuz aufgestellt wurde, das Kreuz das war, was rettet? Und als der Herr den Jüngern offen Seine Passion und Seinen Tod am Kreuz voraussagte und Petrus, der es nicht ertrug, solches zu hören, im Wissen um Seine Macht zu Ihm sagte: "Bewahre, Herr, solches soll Dir nicht geschehen"  (Mt 16,22), da tadelte Er ihn als einen, der in dieser Sache nicht göttlich, sondern menschlich denkt. Hierauf rief Er die Menge und Seine Jünger zu Sich und sagte zu ihnen: "Wer Mir nachfolgen will, verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach. Denn wer seine Seele retten will, wird sie verlieren, doch wer seine Seele verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird sie retten" (Mk 8,34-35).
17.   Er ruft also zusammen mit den Jüngern auch die Menge und verkündet und gebietet dann jene hohe und die Natur übersteigende Gesinnung, die in Wahrheit nicht von Menschen stammt, sondern von Gott. Damit zeigt Er, dass diese nicht nur von Seinen auserwählten Jüngern gefordert ist, sondern von jedem der an Ihn Glaubenden.
Christus nachfolgen bedeutet, Seinem Evangelium gemäß zu leben und sich als bewährt zu erweisen in jeder Tugend und Gottesfurcht. Und das Verleugnen seiner selbst, für denjenigen, der Ihm nachfolgen will, sowie das Aufsichnehmen des eigenen Kreuzes bedeutet, dass er sich selbst nicht schont, wenn die Zeit es verlangt, sondern bereit ist, um der Tugend und der Wahrheit der göttlichen Dogmen willen eines ruhmlosen Todes zu sterben.
Solches Verleugnen seiner selbst und die Bereitschaft, sich der letzten Entehrung und dem Tod preiszugeben, ist zwar erhaben und über der Natur, doch es ist nicht etwas Ungewöhnliches. Denn selbst die Könige der Erde nehmen in ihre Gefolgschaft niemals, und vor allem nicht in Kriegszeiten, solche auf, die nicht bereit sind,  für sie zu sterben. Was also ist  außergewöhnlich daran, dass auch der König der Himmel, da Er gemäß Seiner Verheißung herabgekommen ist auf die Erde, um Krieg zu führen gegen den gemeinsamen Feind des Menschengeschlechts, dasselbe verlangt von denen, die Ihm nachfolgen?
Zudem sind die Könige der Erde nicht imstand, jene wieder zum Leben zu erwecken, die im Krieg gefallen sind, noch auch dazu, den Tapferen unter ihnen eine entsprechende Belohnung zu verschaffen. Was könnte schon einer, der nicht mehr lebt, von ihnen empfangen? Jene hingegen, deren Tod um der heiligen Dinge willen erfolgte, haben ihre Hoffnung im Herrn. So schenkt denn der Herr denjenigen, die tapfer kämpften in Seiner Nachfolge, als Gegengabe das ewige Leben.
18.   Die Könige der Erde verlangen von ihren Gefolgsleuten, dass sie bereit sind, für sie zu sterben, der Herr aber hat Sich Selbst dem Tod hingegeben für uns. Und wenn Er uns gebietet, bereit zu sein zum Tod, so tut Er das nicht um Seinetwillen, sondern um unser selbst willen. Und um zu zeigen, dass der Tod um unser selbst willen ist, fügt Er hinzu: "Denn wer seine Seele retten will, wird sie verlieren, doch wer sie verliert um Meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird sie retten" (Mk 8,35).
 Was bedeutet das, "wer sie retten will, wird sie verlieren, und wer sie verliert, wird sie retten"?
Der Mensch ist zweifältig – der äußere Mensch, das heißt der Leib, und der innere Mensch, das heißt die Seele. Wenn mithin unser äußerer Mensch sich selbst dem Tod preisgibt, verliert er seine Seele, die sich trennt von ihm. Derjenige nun, der sie auf solche Weise verliert um Christi und des Evangeliums willen, der rettet und gewinnt sie in Wirklichkeit, denn damit verhilft er ihr zum himmlischen und ewigen Leben. Und bei der Auferstehung wird er sie in diesem Zustand zurückerhalten, und durch sie wird auch er selbst, in seinem Leibe, sage ich, himmlisch und ewig werden wie sie.
Derjenige hingegen, der an seinem Leben hängt und nicht bereit ist, auf solche Weise zu sterben, weil er diese vergängliche Welt liebt und was zu ihr gehört, der schadet seiner Seele und beraubt sie des wahren Lebens. Er verliert sie und überliefert sie zusammen mit sich selbst - o Schreck! - der ewigen Züchtigung. Deshalb sagt der Allerbarmende Herr, gleichsam wie in Trauer hierüber und hinweisend auf die Größe des Unheils: "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und Schaden nimmt an seiner Seele? Oder was könnte der Mensch geben als Gegenpreis für seine Seele?" (Mk 8,36). Denn weder sein Ruhm noch irgendetwas anderes von dem, was in dieser Welt als kostbar und begehrenswert gilt und dem er den Vorzug gegeben hat vor dem heilsamen Tod, wird hinabfahren mit ihm. Was in der Tat von alledem könnte als würdiger Gegenpreis erfunden werden für die vernunftbegabte Seele, deren die Welt in ihrer Gesamtheit nicht würdig ist?
19.   Selbst dann also, Brüder, wenn ein Mensch die ganze Welt zu gewinnen vermöchte, hätte er davon keinerlei Nutzen, wenn er dabei seine Seele verliert. Jeder aber vermag nur einen verschwindend kleinen Teil dieser Welt zu gewinnen, und wie groß ist das Übel, wenn er im Bemühen um diesen verschwindend kleinen Teil seine Seele verliert, weil er nicht bereit ist, die Gestalt und das Wort des Kreuzes auf sich zu nehmen und dem Spender des Lebens nachzufolgen! Denn Kreuz ist sowohl die verehrte Gestalt als auch das Wort davon.

Das  Fleisch kreuzigen samt den Leidenschaften und den Begierden
20.   Da das Wort und Mysterium des Kreuzes seiner sichtbaren Gestalt vorausging, wollen wir eurer Liebe das erstere zuerst darlegen. Besser gesagt, Paulus hat auch das schon vor uns dargelegt – Paulus, der sich des Kreuzes rühmte, der sich vorgenommen hatte, "nichts zu wissen außer dem Herrn Jesus, und Diesen als Gekreuzigten" (1 Kor 2,2). Was also sagt er?
Kreuz bedeutet, "das Fleisch zu kreuzigen samt den Leidenschaften und den Begierden" (s. Gal 5,24). Glaubt ihr etwa, er meine damit nur die Schwelgerei und die Leidenschaften des Unterbauchs?  Wäre dem so, wie könnte er dann den Korinthern schreiben: "Da es Streitereien gibt unter euch, seid ihr immer noch Fleischliche und wandelt nach der Art der Menschen?" (s. 1 Kor 3,3)? Folglich ist auch jener, der Ehren und Geld liebt oder auch einfach seinen eigenen Willen durchsetzen will und deshalb mit den anderen streitet, ein fleischlicher Mensch und wandelt dem Fleisch gemäß. Aus eben diesem Grund gibt es Streitereien, wie auch Jakobus der Herrenbruder schreibt: "Woher kommen die Kämpfe und Auseinandersetzungen unter euch, wenn nicht daher, dass eure Gelüste in euren Gliedern  im Widerstreit liegen? Ihr bemüht euch und könnt nicht erlangen, ihr streitet und führt Krieg" (s. Jak 4,1).
Das Fleisch kreuzigen samt den Leidenschaften und den Begierden bedeutet mithin, dass der Mensch untätig wird in allem, was Gott mißfällt. Selbst dann, wenn der Leib niedergedrückt  ist und bedrängt, muß jeder darum ringen, ihn hinaufzuheben auf die Höhe des Kreuzes. Was will ich damit sagen? Als der Herr auf  Erden war, lebte Er ein Leben der Besitzlosigkeit, und Er lebte es nicht nur, sondern Er verkündete es auch, indem Er sagte: "Wenn einer sich nicht löst von all seinem Besitz, kann er nicht Mein Jünger sein" (Lk 14,33).

Unverfälschte Verkündigung des Willens Gottes und wie man ihn erfüllt
21.  Möge keiner es unerträglich finden, Brüder, ich bitte euch, wenn er uns den guten und wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes unverfälscht verkünden hört. Noch auch soll er ärgerlich werden, weil er das Gebotene als undurchführbar erachtet, sondern er soll zuallererst begreifen, dass das Reich der Himmel mit Gewalt errungen wird und dass die Gewaltsamen es ergreifen (Mt 11,12). Er soll auch auf Petrus hören, den ersten unter den Aposteln, da er sagt: "Christus hat gelitten um unsertwillen und uns ein Vorbild hinterlassen, damit wir Seinen Fußspuren  folgen" (1 Petr 2,21).
 Sodann soll er gerechterweise Folgendes  bedenken: Wenn ein jeder entdeckt, wieviel er dem Gebieter in Wahrheit schuldet und dass er nicht hat, um Ihm alles zurückzuzahlen, wird er in Bescheidenheit soviel darbringen, wie er kann und wozu er sich frei entscheidet, und was den Rest betrifft, so wird er sich demütigen vor Ihm, und indem er durch diese seine Demut Sein Erbarmen auf sich zieht, wird er so das Fehlende ergänzen. Sieht aber einer seinen Gedanken hungern nach Reichtum und vielem Besitz, so wisse er, dass ihn dieser fleischliche Gedanke trennt von Christus, Der gekreuzigt ist in ihm.
 22.  Wie nun fängt er an, diesen Gedanken hinaufzuheben auf die Höhe des Kreuzes? Seine Hoffnung auf Christus setzend, den Spender von allem und Ernährer aller, halte er sich fern von jedem Gewinn, der aus Ungerechtigkeit stammt, und was den Gewinn betrifft, den er aus Gerechtigkeit erworben hat, so hänge er sich nicht zu sehr daran, sondern verwende ihn auf gute Art , indem er soweit wie möglich die Bedürftigen daran teilhaben läßt.
Dasselbe gilt für das Gebot, den Körper zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen. Jene, die zu Gott gehören und nach Seinem Willen leben, haben einen Körper wie alle, doch sie hangen nicht übermäßig daran, sondern gebrauchen ihn als Mitarbeiter für das Unerläßliche. Sollten sie dazu gerufen sein, geben sie ihn bereitwillig preis.
 Wenn einer es so hält mit dem materiellen Besitz und den körperlichen Bedürfnissen, sofern er nicht etwas Besseres zu tun vermag, so handelt er recht und gottgefällig.

Die Kreuzigung des Gedankens der Unzucht
und der anderen Leidenschaften
Hinwiederum, sieht einer, dass der Gedanke der Unzucht mit Heftigkeit in ihm wirkt? Dann wisse er, dass er sich selbst noch nicht gekreuzigt hat. Wie also wird er sich kreuzigen? Er fliehe das neugierige Betrachten der Frauen, die ungehörige Vertraulichkeit und das unziemliche Gespräch mit ihnen. Ferner verringere er den Treibstoff, der diese Leidenschaft nährt, indem er sich enthält von übermäßigem Trinken, Alkoholrausch, Eßlust und zuviel Schlaf. Dieser Enthaltung von Übeln mische er die demütige Gesinnung bei, indem er mit zerknirschtem Herzen den Beistand Gottes anruft gegen diese Leidenschaft. Dann wird  auch er sagen können: "Ich sah den Gottlosen hoch aufragen und sich überheben wie die Zedern des Libanon, doch ich ging an ihm vorüber kraft der Selbstbeherrschung und siehe, er war nicht mehr da, und ich suchte ihn durch das demütige Gebet, doch sein Ort ward nicht mehr gefunden in mir" (s. Ps 36,35-36).
23.   Oder bedrängt dich etwa der Gedanke der Ruhmsucht? Befindest du dich in Versamm-lungen oder an Konferenzen, erinnere dich an den diesbezüglichen Rat, den der Herr in den Evangelien gibt. Im Gespräch suche nicht den anderen zu übertrumpfen, und so du Tugenden hast, übe sie im Verborgenen, indem du zu Gott allein hinsiehst und von Gott allein gesehen wirst, "und der Vater, Der im Verborgenen sieht, wird dir im Offenen vergelten" (Mt 6,6).
Wenn du aber selbst dann, wenn du die Ursachen einer jeden der Leidenschaften beseitigt hast,
noch belästigt wirst vom Gedanken an sie in deinem Inneren, so fürchte dich nicht. Denn dieser verhilft dir zu Kränzen, vermag er doch bloß zu belästigen, nicht aber zu überzeugen, noch auch zu wirken. Er ist eine kraftlose Regung, besiegt von dir durch den Gott gemäßen Kampf.

Die Erhabenheit und Macht des Kreuzes 
24.  Solcherart also ist das Wort vom Kreuz (1 Kor 1,18). Und da es solcherart ist, nicht nur in den Propheten vor seiner Vollstreckung, sondern auch jetzt, nach der Vollstreckung, ist es ein großes und wahrhaft göttliches Mysterium. Wie das?
Oberflächlich betrachtet, scheint es demjenigen, der sich selbst erniedrigt und demütigt in allem, Unehre zu bringen sowie Schmerz und Mühsal demjenigen, der die leiblichen Genüsse meidet, und wer seine Habe verschenkt, scheint Armut über sich selbst zu bringen. Doch durch die Macht Gottes verschaffen diese Armut, dieser Schmerz und diese Unehre ewigen Ruhm,  unaussprechliche Wonne und unerschöpflichen Reichtum, sowohl in der gegenwärtigen Welt als auch in der künftigen.
Jene, die nicht so glauben und ihren Glauben nicht durch Werke beweisen, rechnet Paulus zu denen, die verlorengehen, ja, zu den Heiden, sagt er doch:  "Wir verkünden Christus als Gekreu-zigten, für die Juden ein Ärgernis", weil sie nicht an die heilbringende Passion glauben, "und für die Heiden eine Torheit", weil sie auf Grund ihres völligen Unglaubens gegenüber den göttlichen Verheißungen nichts höher in Ehren halten als das Vergängliche, "für uns aber, die Erwählten, ist Christus Gottes Macht und Gottes Weisheit" (1 Kor 1,23).
Denn dies ist Gottes Weisheit und Macht: durch Schwäche zu siegen, durch Demut zu erhöhen, durch Armut reich zu machen.
25.   Nicht nur das Wort vom Kreuz und sein Mysterium, sondern auch seine Gestalt ist göttlich und verehrungswürdig, denn sie ist ein heiliges und ehrfurchtgebietendes Siegel, das rettet und heiligt und hinführt zu den übernatürlichen und unaussprechlichen Gütern, die Gott dem Menschengeschlecht bereitet hat. Es nimmt  Fluch und Verurteilung hinweg, befreit von Verderben und Tod, verhilft zum ewigen Leben und Segen. Es ist Baum des Heils, königliches Zepter, ein göttliches Siegeszeichen gegen sichtbare und unsichtbare Feinde, selbst wenn die Söhne der Häretiker in ihrem Irrsinn Mißfallen finden daran. Denn sie entbehren des apostolischen Segens, der sie instand setzen würde, mit allen Heiligen zusammen zu begreifen, was die Breite und die Länge,  die Höhe und die Tiefe ist" (Eph 3,18).
Sie begreifen nicht, dass das Kreuz des Herrn die gesamte Heilsökonomie Seines Erscheinens im Fleische sichtbar macht und das ganze hierdurch vollzogene Mysterium in sich birgt, dass es sich ausdehnt bis hin an alle Enden und alles einschließt, was oben ist, was unten, was rundum, was dazwischen. Indem sie einen Vorwand vorschieben, dessentwegen sie, wären sie bei Verstand, das Kreuz mit uns zusammen verehren müßten, wenden sie sich ab vom Symbol des Königs der Herrlichkeit, das der Herr Selbst, als Er Sich anschickte, es zu besteigen, offen als Seine Erhöhung und Verherrlichung bezeichnete (s. Joh  12,32 und 13,31-32). Und in bezug auf Seine künftige Parusie und Epiphanie kündete Er an, dass dieses Zeichen des Menschensohns mit großer Macht und Herrlichkeit erscheinen werde (s. Mt 24,30). 
26.  Die Häretiker jedoch sagen, weil Christus ans Kreuz genagelt worden sei, ertrügen sie es nicht, die Form und das Holz anzuschauen, an dem Er gestorben sei. Der Schuldschein aber, der wider uns ausgestellt worden war wegen des ungehorsamen Essens vom Baum, nach welchem unser Urvater die Hand ausgestreckt hatte, wo wurde er angenagelt und durch was wurde er gelöscht und entfernt, sodass wir wieder eingesetzt wurden in den Segen Gottes? Mit was enteignete und besiegte Christus die Herrschaften und Mächte der Geister der Bosheit, die des Holzes[9] des Ungehorsams wegen Fuß gefaßt hatten in unserer Natur, und beschämte sie durch Seinen Sieg, sodass wir die Freiheit wiedererlangten?  Mit was wurde die Scheidewand entfernt und unsere Feindschaft mit Gott abgeschafft und beseitigt? Durch was wurden wir wieder versöhnt mit Gott und wurde uns Friede verkündet in Ihm,  wenn nicht mit dem Kreuz und durch das Kreuz?
Möchten sie vernehmen, was der Apostel den Ephesern schreibt: "Christus ist unser Friede, Er, Der die trennende Scheidewand entfernte, um in Sich die beiden zu einem einzigen neuen Menschen zu erschaffen und Frieden herbeizuführen, und um beide zu versöhnen mit Gott in einem einzigen Leib durch das Kreuz, mit welchem Er die Feindschaft ertötet hat" (s. Eph 2,14-16). Und den Kolossern: "Da ihr tot wart wegen eurer Verfehlungen und des Unbeschnittenseins eures Fleisches, machte Er euch lebendig mit Ihm zusammen, indem Er uns alle Verfehlungen vergab, den gegen uns gerichteten Schuldschein löschte, hinwegnahm und ans Kreuz heftete. Und nachdem Er die Herrschaften und Mächte entblößt hatte, stellte Er sie  öffentlich an den Pranger durch Seinen Triumph über sie am Kreuz" (s. Kol 2,13-15).

Die Verehrung des Kreuzes Christi
27. Werden wir also dieser göttlichen Trophäe der kollektiven Freiheit des Menschen-geschlechts nicht die Ehre erweisen und nicht Gebrauch machen von ihr, deren bloßer Anblick die unheilstiftende Schlange in die Flucht treibt, erniedrigt und beschämt, indem sie deren Niederlage und Zerschmetterung verkündet, Christus aber verherrlicht, indem sie der Welt Seinen Sieg vor Augen führt?
Ist aber das Kreuz zu verabscheuen [wie die Häretiker meinen], weil Christus auf diesem den Tod erlitten hat, dann ist auch Sein Tod nicht ehrwürdig und erlösend. Wie aber sind wir dann, wie der Apostel sagt, getauft worden in Christi Tod (Röm 6,3)? Und wie werden wir dann teil-haben an Seiner Auferstehung, da dies ja geschehen soll, insoweit wir teilhatten am Abbild Seines Todes (s. Röm 6,5)?
Wollte allerdings jemand eine Form des Kreuzes verehren, die nicht die Inschrift des Namens des Gebieters trägt, so würde er zu Recht beschuldigt, etwas zu tun, das sich nicht ziemt. Denn "beim Namen Jesu Christi beugt sich jedes Knie im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt" (Phil 2,10), und diesen ehrwürdigen Namen trägt das Kreuz. Welcher Widersinn mithin, nicht das Knie zu beugen vor dem Kreuz Christi!
28.  Uns aber laßt mit den Knien auch die Herzen beugen und zusammen mit dem Psalmisten und Propheten David anbeten am Ort, wo Seine Füße standen (Ps 131,7), wo Er Seine Arme ausstreckte, um alles zu umfangen, und wo der lebensspendende Leib für uns zur Schau gestellt wurde. Und indem wir das Kreuz mit Glauben verehren und küssen, laßt uns in Fülle die Heiligung schöpfen, die aus ihm fließt, und sie bewahren. So werden wir, nachdem wir Ihn schon vorher schauten in Seiner Herrlichkeit, auch beim künftigen, allerherrlichsten Erscheinen unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus frohlocken in endlosen Freudensprüngen, als solche, die den Platz zu Seiner Rechten erlangt und die selige Stimme und Segnung, die verheißen waren, vernommen haben, zum Ruhm des um unsertwillen im Fleisch gekreuzigten Sohnes Gottes.
29.   Denn Ihm gebührt die Verherrlichung, zusammen mit Seinem Ursprungslosen Vater und dem Allheiligen und Guten und Lebenspendenden Geist, jetzt und immerdar und in die Ewen der Ewen. Amen.

[1] Dies ist die 11. der  insgesamt 63 erhaltenen Homilien des hl. Gregor Palamas, Erzbischof von Thessaloniki (1296-1359, siehe Das Synaxarion am 14. November sowie seine Biographie in: Hl. Gregor Palamas, Der Weg der Läuterung, Chania 2008). Sie wurde gehalten am Sonntag der Kreuzesverehrung, d.h. am 3. Sonntag der Großen Fastenzeit. Griech. Urtext in EPEGregPal Bd. 9. Deutsche Übersetzung, unter Berücksichtigung der engl. Fassung in St. Gregory Palamas, The Homilies (Mount Thabor Publishing, Waymart PA 2009), vom Kloster des Hl. Johannes d. Vorläufers, Chania 2011.
[2] Dies findet sich insbesondere beim hl. Isaiah von Sketis, siehe Abba Isaїe, Recueil ascétique (Abbaye de Bellefontaine, SO 7bis, 3. Aufl. 1985),  Rede 8,68 / 13,2-3 / 17,4 , sowie beim hl. Barsanuphios d. Großen, Brief 185, s. Barsanuphe et Jean de Gaza, Correspondance (Abbaye de Solesmes 1993).
[3] Praxis nennen die hl. Väter die erste Phase des geistigen Aufstiegs, jene der Läuterung von den Leidenschaften durch
   Askese und Gebet.

[4]  Hl. Arsenios d. Große, Spruch 9, siehe Das Große Gerontikon, S. 402.
[5] Als Figur (gr. τύπος) bezeichnen die hl. Väter eine prophetische Vorgestaltung oder Vorschattung (nach dem Bild des Schattens, den einer vorauswirft, wenn er das Licht im Rücken hat, sodass zuerst sein Schatten sichtbar wird, bevor er selbst in Erscheinung tritt)  verschiedener Aspekte des Heilsmysteriums Christi im Alten Testament, welche mit dem Erscheinen des Erlösers volle Wirklichkeit wurden.
[6] So steht es im griechischen AT, der LXX, mit dem hebräischen Wort "Sabek".
[7] Der hl. Gregor meint hier Barlaam den Kalabrier, Gregor Akinynos und Nikephoros Gregoras, die auf Grund ihres Rastionalismus und humanistisch-säkularen Denkens die Unterscheidung zwischen Wesen und Energie Gottes verwarfen,  die Erkennbarkeit des göttlichen Wesens behaupteten und die Ungeschaffenheit der göttlichen Energien sowie die Möglichkeit der Gottesschau leugneten. Sie wurden durch die Konzile in Konstantinopel der Jahre 1341 und 1351 als Häretiker verurteilt.
[8] Nämlich durch den Stab, mit dem er das Meer öffnete, sodass das vom Pharao verfolgte Volk trockenen Fußes hindurchgehen konnte, worauf er es mit dem Stab wieder schloß, sodass die Verfolger in den Fluten umkamen.
[9]  "Holz" ist in den Väterschriften dem griechischen Bibeltext gemäß oft gleichbedeutend mit "Baum" (gr. ξύλο). 
 http://www.impantokratoros.gr/gregor_palamas_kreuz.de.aspx

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