Gerontas Porphyrios
Aus dem Buch: Dionysios Farasiotis, Die Gurus, der junge Mann und Gerontas Paisios
Aus dem Buch: Dionysios Farasiotis, Die Gurus, der junge Mann und Gerontas Paisios
Über
die lebenden Schätze unserer orthodoxen Tradition besteht eine große
Unkenntnis. Hinzu kommt eine intolerante und arrogante Haltung, die
ihre Herkunft einer systematischen und boshaften Manipulation verdankt
und die bezweckt, die orthodoxen Christen mit allem Bösen der Welt
„geschmückt“ darzustellen. Als dumm, fanatisch, beschränkt, ungebildet,
komplexbeladen, furchtsam, kleinmütig, und andererseits und in krassem
Gegensatz dazu als Heuchler, Hinterlistige, Intriganten, Profiteure,
Schlauberger, Volksverführer, Lügner, „Wunder“-Macher und schädliche
Ausbeuter des einfachen Volkes.
Ein solches Bild ist in eine Welt
geraten, die ohne konkreten Kontakt zu der lebendigen orthodoxen Kirche
steht, der die lebenden Schätze der Orthodoxie, ihre Altväter, ihre
Asketen und ihre Mönche, unbekannt geblieben sind, und die folglich
nicht imstande ist, sich objektives Urteil zu bilden. Die meisten
akzeptieren dieses ohne Ausnahme von allen Zeitungen und den
Massenmedien verbreitete entstellte Bild, ohne irgendeine Persönlichkeit
der Kirche zu kennen, ohne es überprüfen zu können und bleiben daher
bei diesem falschen Eindruck.
So
etwas habe auch ich mitgemacht. Als ich zum ersten Mal in Kontakt mit
der orthodoxen Lebensweise kam, bei meinem ersten Besuch auf dem
Heiligen Berg, erlebte ich eine… Überraschung. Das Bild in meinem Kopf,
die Meinung, die sich hier festgesetzt hatte, und das Leben, das ich in
den Klöstern sah und woran ich teilnahm, befanden sich in einem krassen
Gegensatz, schwarz-weiß. Es kostete mich wirklich Zeit, bis in mir die
Frage auftauchte: „Wieso denn und in welchem Umfang habe ich eine
Meinung über Dinge, die mir unbekannt sind und womit ich mich nicht
beschäftigt habe?“
Ich
kannte keine Leute der Kirche, wo doch niemand von meinen Bekannten
einen Kontakt zur Kirche hatte. Ich habe die Lehren der orthodoxen
Kirche weder studiert, noch wusste ich etwas darüber. Trotzdem habe ich
sie hartnäckig und unbesehen kurzerhand verurteilt. Ich war sehr
ungerecht und dumm. Ich war ein Opfer der Falschinformation geworden,
der heimtückischen Propaganda, die schleichend über Jahre hinweg Stück
für Stück dieses niederträchtige und verlogene Bild in meinem Kopf
aufgebaut hatte. Eines lebendigen Kontaktes von drei Tagen mit dem
Leben auf dem Heiligen Berg hatte es bedurft, um den langjährigen
Prozess in Gang zu setzen, der dieses Bild umwälzte, das Zeitungen,
Radio und Fernsehen geschaffen hatten. Es hatte der außerordentlichen
und freudvollen Erfahrung bedurft, die Altväter der orthodoxen Kirche
kennenzulernen, um das Lügennetz, das meinen Verstand umstrickte und
mich die Wirklichkeit nicht sehen ließ, zerreißen zu können.
Man
hatte mir Lügenbilder aufgezwungen, ohne dass ich mir dieses Zwanges
bewusst geworden wäre. Diese verlogenen Bilder führten mich zu einer
Haltung zum Leben, zu einer Lebensart, die nur zur Katastrophe führen
konnten, voll von Angst und Qual.
Ich
behaupte ja nicht, dass alle Christen… Heilige sind. Sie wollen es aber
werden!! Ich behaupte nicht, dass die Christen keine… Fehler oder
Bosheit haben. Sie versuchen aber, das abzulegen!! Und eben das tun die
„anderen“, die Feinde der Kirche, nicht. Ich behaupte auch nicht, dass
es keine Skandale im Raum der Kirche gibt, und wo gibt es sie nicht?
Gibt es sie nicht bei den politischen Parteien, in den Unternehmen? Gibt
es sie nicht beim Fußball, in den Vereinen? Überall wo Menschen sind,
gibt es sie und wird es sie geben. Das aber, was ich behaupte, ist, dass
die Zeitungen und das Fernsehen nur über das Unschöne der Kirche
berichten, was oft genug von ihnen aufbauscht wird und ebenso oft reine
Erfindung ist. Warum diese unfaire Haltung? Warum beharren sie bewusst
auf diesem fragmentarischen, also verfälschten Bild?
Es
gibt Altväter, die von einem Ende der Welt zum anderen bekannt geworden
sind, von Mund zu Mund, ohne dass jemals eine Zeitung sich mit ihnen
beschäftigt hätte oder Radio oder Fernsehen sie erwähnt hätten. Es gibt
Altväter, um derentwillen Menschen aus Amerika, aus Australien, aus
Deutschland, aus allen Teilen der Welt kommen, um sie zu sehen, um mit
ihnen zu sprechen, um von ihnen Hilfe zu bekommen. Es gibt Tausende
Menschen, die von den Wundern und Wohltaten, die sie persönlich von
ihnen empfangen haben, erzählen, und sie berichten die Umstände
freimütig in allen Einzelheiten und legen dankbar ihr persönliches
Zeugnis ab.
Was
ich aber behaupte, ist, dass es solche Altväter, solche Heilige,
nirgendwo sonst gibt. Was ich behaupte, ist, dass das Schweigen, dem
sich die Mächtigen dieser Welt beim Thema Orthodoxie und ihre Heiligen
verschworen haben, wie Rauch auflöst durch die Macht Gottes. Immer ist
es so geschehen. Immer ist die Kirche bekämpft worden, sei es offen, sei
es heimtückisch. Immer hat die Kirche am Ende triumphiert. So geschieht
es seit 2000 Jahren. So wird es auch in Zukunft geschehen.
Denn
so hat der süßeste Gottmensch, Jesus Christus, der einzig wahre Gott,
ihren triumphalen Weg durch die Jahrhunderte vorgezeichnet. „…auf
diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle
werden sie nicht überwältigen.“ (Matth. 16, 18).
Es
gibt Menschen mit Fehlern in der Gesellschaft, es gibt sie auch in der
Kirche. Gute Menschen gibt es in der Kirche, es gibt sie auch in den
politischen Parteien, in den religiösen Organisationen, in den
Pseudo-Religionen und Pseudo-Philosophien. Auf der ganzen Welt gibt es
gute Menschen, und zum Glück ist es so, denn sie werden Trost und Hilfe
für ihre Umwelt.
Aber Heilige gibt es nirgendwo sonst als nur in der Orthodoxie.
Ein
solcher Altvater war auch Vater Porphyrios. Ich lernte ihn kennen, als
er in der Welt schon sehr bekannt war und sein Name voll Hochachtung von
Mund zu Mund ging. Er lebte in seinen letzten Lebensjahren in der Nähe
von Malakasa, ungefähr eine Stunde entfernt von Athen. Er baute an dem
Ort, wo er lebte, ein Kloster. Jeden Tag kamen Menschen, die ihn sehen
wollten, mit dem eigenen Wagen, mit Bussen oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Der Überlandbus machte sogar einen Extra-Halt
„Gerontas“ für die vielen, die dort täglich aussteigen wollten.
Ich habe viele Menschen kennengelernt und aus ihrem Mund von den wundertätigen Stärkungen gehört, die sie mit dem Segen des Altvaters erfuhren. Einer, der einen Tumor im Kopf hatte, kam zwei Tage vor seiner Operation in England zum Gerontas, um seinen Segen zu erhalten. Der Gerontas bekreuzigte ihn und sagte ihm, er solle ein Bittgebet an die Allheilige Maria richten, damit sie den Tumor von ihm nehme. Zwei Tage später staunten die englischen Ärzte und mein Bekannter nicht wenig, als sie, trotz wiederholter Untersuchungen, den Tumor nicht mehr lokalisieren konnten; er war völlig verschwunden!!
Ich habe viele Menschen kennengelernt und aus ihrem Mund von den wundertätigen Stärkungen gehört, die sie mit dem Segen des Altvaters erfuhren. Einer, der einen Tumor im Kopf hatte, kam zwei Tage vor seiner Operation in England zum Gerontas, um seinen Segen zu erhalten. Der Gerontas bekreuzigte ihn und sagte ihm, er solle ein Bittgebet an die Allheilige Maria richten, damit sie den Tumor von ihm nehme. Zwei Tage später staunten die englischen Ärzte und mein Bekannter nicht wenig, als sie, trotz wiederholter Untersuchungen, den Tumor nicht mehr lokalisieren konnten; er war völlig verschwunden!!
Er
reiste zurück, ohne die Operation gemacht zu haben, und lebt ganz
normal. Das gab den Anstoß dafür, dass er sich ganz von der
hinduistischen Philosophie-Magie löste und ein echter und bewusster
Christ wurde.
Ein
anderer hatte Brustkrebs, der verschwand, als der Altvater betete und
ihn über seiner Brust bekreuzigte. Dieser Mann kündigte seine Arbeit und
widmete sein übriges Leben dem Dienste Christi, zumal er unverheiratet
und ohne Verpflichtungen war.
Eine
nahe Freundin brach sich die Halswirbel bei einem Autounfall. Die
Röntgenaufnahmen zeigten die zertrümmerten Knochen und die Ärzte sagten
ihr, dass das niemals wieder gut werde. Nach mehreren Monaten, als die
Lauferei zu den Krankenhäusern abgenommen hatte, wollte sie den Gerontas
aufsuchen, um seinen Segen zu empfangen. Der Gerontas bekreuzigte sie
und sagte ihr, sie könne den Halskragen, der ihren Kopf stützte,
abnehmen!!! Daraufhin ließ das Mädchen neue Röntgenaufnahmen machen, die
zeigten, dass alles in Ordnung war; dies zur größten Verblüffung der
Ärzte, die, wie zum Besten gehalten, mal die alten und mal die neuen
Aufnahmen betrachteten. Von da an legte sie den Halskragen ab. Es sind
nun fünf Jahre vergangen, das Mädchen ist völlig in Ordnung und preist
Gott und seine Heiligen.
Einem
anderen meiner Freunde gab er genaue Anweisungen, um in seinem
Geburtsdorf, wohin er fahren sollte, an einer Stelle außerhalb des
Dorfes etwas Bestimmtes zu suchen. Der Gerontas hatte niemals in seinem
Leben seinen Fuß in diese Gegend gesetzt, aber er sprach, als ob er
alles haargenau vor sich sähe! Er beschrieb meinem Freund die Felsen,
die Bäume, bis er verstanden hatte, wo genau sich das alte Klösterchen
befand, das, schon von Erde bedeckt, von allen im Dorf vergessen war.
Wirklich ging mein Freund hin, und alles war so, wie es der Gerontas beschrieben hatte.
Wirklich ging mein Freund hin, und alles war so, wie es der Gerontas beschrieben hatte.
Gerontas
Porphyrios hatte viele Gnaden von Gott, und sicherlich haben jetzt nach
seinem Tod viele, denen er geholfen hat, die empfangenen Wohltaten
aufgezeichnet oder werden sie aufzeichnen, zum Ruhme Gottes und Seiner
Heiligen.
Voll
Hochachtung für das Gedächtnis des Gerontas lege auch ich hier mein
persönliches Zeugnis nieder, denn ich bin gepeinigt und empört, wenn die
Orthodoxie verleumdet und entstellt wird, und mit ihr die Heiligen und
durch sie letztlich die Wahrheit und Gott. Ich fühle die Notwendigkeit,
das den wohlmeinenden Menschen zu sagen und um der Wahrheit willen, die
manche begraben wollen, weil sie ihnen nicht … passt, da sie ja ihr
Leben und ihre Taten in Frage stellt.
Ich
war soeben aus Indien zurückgekehrt. Ich war zum Heiligen Berg
gefahren, wo ich für etliche Monate als Gast in der Hütte eines
Hesychasten wohnte. Dort erfuhr ich, dass Vater Porphyrios, über den ich
schon so vieles gehört hatte, auf den Heiligen Berg gekommen war, um
eine Weile in der Skite Kavsokalyvia
zu bleiben. Diese Skite ist eine der besonders abgelegenen auf dem
Heiligen Berg. Sie liegt an einem steilen Hang des Athos, mit großen
schroffen Felsbrocken und vereinzelt da und dort aus dem Granit
herauswachsenden Bäumen. Die Bäume sind hoch und eindrucksvoll. An die
dreißig Häuschen, in lockerem Abstand zueinander, umgeben von kleinen
Gärten, sind oft alle zusammen vom Steinschlag bedroht. Beständig hört
man einige Steine, wie sie hinab rollen. Manchmal richten sie auch
ernste Schäden an den Bauwerken an. Ein abschüssiger, schroffer Fußweg
endet an der Steilküste, wo das Schiff schwer anlegt, und auch nur
dann, wenn das Meer vollkommen ruhig ist.
Das
Leben dort ist hart. Die Menschen leben bescheiden. Man muss auf vieles
verzichten. Die notwendigen Transporte werden auf dem Rücken gemacht
oder, bei vielen Dingen, mit einem Maulesel. Den Fußweg hinaufzusteigen,
ist sehr schwer; folglich sind auch die Mönche dort abgehärtet und
genügsam.
Zwei
Tage brauchte ich für die Bergtour, bis ich ankam, und zwar mit Blasen
an den Füßen. Mein Wunsch, Gerontas Porphyrios zu sehen, war so stark,
dass ich im selben Moment, als ich von seiner Anwesenheit hörte, schon
entschlossen war, hinzugehen, um ihn zu sehen. Ich begriff, dass er eine
Art Gerontas für mich sein würde, und ich wollte die Heiligkeit auch
bei einem anderen Menschen sehen, wollte sehen, wie sie wäre: Auf welche
Weise eine andere Person, ein anderer Charakter, denselben Gott in
sich trug.
Zu
jener Zeit war ich verwöhnt. Weil ich mich in Not befand (ich wurde von
den Gurus geistig noch belästigt und mir passierten verschiedene
dämonische Zeichen), schenkten mir die Altväter recht häufig
verschiedene geistliche Gnaden, um mich zu heilen, zu unterstützen und
mir den Unterschied zwischen den beiden geistigen Zuständen verstehbar
und erlebbar zu machen. Ich sollte einsehen, was die Gnade Gottes ist,
was die authentische geistliche Wirklichkeit bedeutet, um sie von der
dämonischen Energie zu unterscheiden. Damit ich nicht mehr von der
trügerischen dämonischen Kraft getäuscht würde, die ich bis dahin als
Ausdruck der Kraft höherer Menschen (der Gurus) wahrgenommen hatte oder
gar als göttliche Kraft.
Ich dürstete nach diesen geistlichen Gaben und suchte sie allenthalben. Unbewusst hegte ich die Hoffnung, dass auch Vater Porphyrios mir etwas schenken würde.
Ich dürstete nach diesen geistlichen Gaben und suchte sie allenthalben. Unbewusst hegte ich die Hoffnung, dass auch Vater Porphyrios mir etwas schenken würde.
Ich
machte mich also auf die Reise. Unterwegs hörte ich immer wieder von
verschiedenen Leuten, Mönchen und Laien, dass Vater Porphyrios krank sei
und niemanden empfange. Etliche waren hingegangen, um ihn zu sehen und
waren nicht empfangen worden. Ich setzte meine Reise fort, betend so
viel ich konnte, und irgendwann kam ich an der Zelle an, wo sich der
Gerontas befand. Ich rief und es kam ein schwarzhaariger Mönch um die
dreißig heraus.
„Das Väterchen kann dich nicht empfangen“, sagte er, „er ist zu krank.“
„Das Väterchen kann dich nicht empfangen“, sagte er, „er ist zu krank.“
Fast im selben Moment kam noch ein anderer älterer Mönch heraus und sagte mir betrübt dasselbe.
„Nur um seinen Segen zu empfangen“, sagte ich.
„Nur um seinen Segen zu empfangen“, sagte ich.
Während
die Mönche höflich, aber unerbittlich mir jede Hoffnung nahmen, hörte
man von innen Vater Porphyrios rufen, man solle ihm helfen,
herauszukommen. Wahrhaftig, nach kurzem erschienen sie, trugen ein
Väterchen, das nicht auf seinen eigenen Füssen zu stehen vermochte, und
es war ihm anzusehen, dass jede Bewegung, die er machte, ihn heftig
schmerzte.
Kaum
dass ich das Väterchen sah, bebte meine Seele und mich überschwemmte
eine Freude, die überaus groß und friedvoll war. Ich beachtete den Stuhl
nicht, den man mir anbot, ich ging hin und setzte mich auf die Erde
neben seine Füße. Ich spürte große Freude, bei ihm zu sein, und
gleichzeitig fühlte ich mich dessen höchst unwürdig, und so war ich
froh, wie ein Hündchen zu seinen Füßen zu sitzen.
Die
Mönche mochten mich nicht so erniedrigt sehen und bestanden darauf, mir
Achtung zu erweisen und wollten mich auf einen gleichen Stuhl dem
Gerontas gegenüber setzen. Ich hätte mich aber sehr unwohl gefühlt, wenn
ich die Dreistigkeit besessen hätte, vor dem Gerontas zu sitzen, doch
sie ließen nicht locker. Der Gerontas, der mich vollkommen verstand,
rettete mich aus der schwierigen Situation.
„Lasst ihn hier, wo es ihm gut geht“, sagte er, und sie hörten mit den gesellschaftlichen Förmlichkeiten auf.
Ich
war so froh, so friedlich, so sicher, als befände ich mich in den Armen
Gottes, und ich war es ja tatsächlich durch die Gebete und die Gnade
des Väterchens.
Ich
spürte, dass der Gerontas mich sehr liebte und mich umarmte, nicht
körperlich, sondern geistig. Ich spürte eine riesige geistige Kraft, die
in diesem hinfälligen Körper war. Ich spürte ein unerschöpfliches und
unendliches Leben, das aus diesem todesnahen Körper flutete und zu mir
kam und meine todesnahe Seele wiederbelebte.
Er
atmete aus wirklichem Leben und ich war fast tot aus geistlichem
Hunger. Er tränkte und nährte mich geistig, und ich empfing mit
Dankbarkeit und Freude. Was zwischen uns geschah, verstanden wir beide
sehr gut und jedes Wort war überflüssig.
Ein
Paradox fand statt: Der dem Tode nahe Greis schenkt dem
fünfundzwanzigjährigen jungen Mann Leben, biologisch und geistig. Das
Lebensende des Gerontas glich einer Befreiung vom strapazierten Körper
und dem Beginn eines wirklichen, wahren, großen und ewigen Lebens,
wohingegen ich, der ich doch über beträchtliche biologische Kräfte
verfügte, verzweifelt nah dem geistigen Tod war und von seiner Quelle
bewässert wurde und wieder erstarkte.
Ich
erinnere mich, dass wir ein wenig über Indien sprachen. Er sagte mir,
dass ich achtgeben muss, damit mich der Teufel nicht noch einmal zum
Besten hält. Es war sehr gefährlich, was ich durchlebt hatte. Es waren
keine Worte nötig. Ich verstand ihn durch das, was ich in seiner
Gegenwart erlebte. Nur wenige Sätze wechselten wir, aber von welcher
Tiefe! Ich erinnere mich an ihn, mit der Wollmütze auf dem großen Kopf,
mit dem Gesichtsausdruck, der körperlichen Schmerz verriet, mit seinem
schwachen, verfallenden Körper, ich erinnere mich, wie er wirkte, mit
Ruhe, Herrlichkeit und Schlichtheit regierte.
Seine
Gegenwart offenbarte die wirkliche Tiefe dieser Welt und ihre geistigen
Ausmaße, zeigte die Vorläufigkeit und Vergänglichkeit der Materie. Er
war ein geistiger König.
Es
gab hier keine ideologischen Diskussionen oder rationale Analysen, wir
versuchten hier nicht, etwas zu entdecken oder zu enträtseln oder zu
folgern. Hier erlebte ich die tatsächliche Anwesenheit der geistigen
Welt, hier erlebte ich die geistige Dimension und nahm an ihr teil. Ich
sprach nicht von der Gnade des Heiligen Geistes und hörte nicht von der
Gnade Christi. Ich lebte sie und war froh.
„Ich
werde für dich beten, und komm mich wieder besuchen“, sagte der
Gerontas zu mir. Ich empfing seinen Segen froh und traurig zugleich,
grüßte und ging.
Ich
begann den Pfad bergan zu steigen und meine Freude vermehrte sich.
Nicht nur meine Seele, sondern auch mein Körper war wiederbelebt und ich
hatte eine solche Kraft bekommen, dass ich den sehr steilen und
schwierigen Pfad fast laufend hinaufging. Ich fühlte ihn nicht neben
mir. Er war in mir, oder eher war ich in ihm. Alle Tage danach war meine
„Gesellschaft“ der Gerontas und seine „Anwesenheit“ versüßte,
verschönte, vertiefte und befriedete mir jeden Moment.
Als ich ihn nach mehreren Tagen wiedersah, fragte er mich: „Ich war in all diesen Tagen bei dir, hast du das verstanden?“
Ganz erstaunt antwortete ich: „Wie sollte ich das nicht verstanden haben, Geronta!“ und meinte damit, dass es einfach ganz unmöglich war, das nicht zu verstehen! So ein intensives Erlebnis! Es wäre einfacher, die Sonne nicht wahrzunehmen als das!!!… Und alles geschah auf eine solch natürliche Weise und lag so weit über der natürlichen Ebene…
Ganz erstaunt antwortete ich: „Wie sollte ich das nicht verstanden haben, Geronta!“ und meinte damit, dass es einfach ganz unmöglich war, das nicht zu verstehen! So ein intensives Erlebnis! Es wäre einfacher, die Sonne nicht wahrzunehmen als das!!!… Und alles geschah auf eine solch natürliche Weise und lag so weit über der natürlichen Ebene…
Den
Gerontas sah ich nach einem Jahr wieder, während ich meinen
Militärdienst in Athen absolvierte. Ich fuhr nach Malakasa und besuchte
ihn häufig. Oft spürte ich seine Gnade, noch bevor ich an seinem
Kloster ankam. Sein Segen schützte mich und machte mich mild. Damals
empfand ich diesen unsäglichen Frieden, wenn er mich bekreuzigte. Auf
wunderbare und paradoxe Weise lösten sich alle meine Bedürfnisse, sogar
die materiellen, auf ganz einfache Art.
Zum Beispiel gab es eine Verkehrsverbindung zum Kloster hin, aber keine zurück. Jedes Mal war es ein Problem, und ich riskierte, in der Garnison mit Ausgangssperre bestraft zu werden. Aber immer fand sich ein Auto, das mich nach Athen mitnahm, und oft brachte man mich sogar bis zur Kaserne. Ich vertraute mein Ich dem Segen des Gerontas an, und dieser sorgte für mich. Er war krank und lag fast unbeweglich auf seinem Bett.
Zum Beispiel gab es eine Verkehrsverbindung zum Kloster hin, aber keine zurück. Jedes Mal war es ein Problem, und ich riskierte, in der Garnison mit Ausgangssperre bestraft zu werden. Aber immer fand sich ein Auto, das mich nach Athen mitnahm, und oft brachte man mich sogar bis zur Kaserne. Ich vertraute mein Ich dem Segen des Gerontas an, und dieser sorgte für mich. Er war krank und lag fast unbeweglich auf seinem Bett.
Und
ich spreche von einer sehr wenig befahrenen Landstraße, insbesondere am
Abend zur Stunde, wo ich zurückmusste. Es geschah so vieles mit dem
Gerontas, was man nicht leicht beschreiben kann.
Dies
und vieles andere, was fast täglich passierte und ich mittlerweile
vergessen habe, erzählte ich meinem Beichtvater auf dem Heiligen Berg.
Er hörte mir kommentarlos zu. Einmal sagte er zu mir:
„Wo du doch Vater Porphyrios so sehr liebst, warum bittest du ihn eigentlich nicht, dein Bein wieder gesund zu machen?“
Ich
hatte ein Problem mit dem rechten Knie. Früher war ich regelmäßig zum
Karatetraining gegangen. Ein Tritt aber, den ich einstecken musste,
hatte zu einer andauernden Behinderung geführt. Das Gelenk hatte sich
gelockert, das Knie war dick geworden und es sammelte sich Flüssigkeit,
während ich unterhalb dieser Stelle das Gefühl hatte, als ob ein
Steinchen eingedrungen wäre, das mich zwickte und die Beweglichkeit des
Knies beeinträchtigte. Mit den Übungen und den Märschen beim Militär
hatte sich die Sache verschlimmert. Ich ging zum Militärkrankenhaus, um
untersucht zu werden und bereitete mich auf eine Operation vor. Da ich
jetzt nun mal in Athen war, wo es ein gutes Krankenhaus gab, und ich
einen Monat Krankenurlaub bekommen würde, war ich entschlossen, die
Operation machen zu lassen. Auch die Ärzte waren dafür. Einmal, als ich
beim Väterchen war, erinnerte ich mich an die Worte meines Beichtvaters.
„Geronta, mein Beichtvater hat mir gesagt, Sie könnten mein Knie wieder gut machen.“
„E … gut … wenn es der Beichtvater sagt.“
Er
hob, während er auf seinem Bett lag, seine kraftlose Hand, machte das
Segenszeichen und bekreuzigte mein Knie. Ich empfand eine süße, heitere
Kraft, die mein Knie bis ins Knochenmark streichelte und umflutete.
Zweifel und eine unverschämte Neugier bedrängten meinen Verstand. „Gut,
und was passiert mit den Zellen der Flüssigkeit …. werden sie
verschwinden? Wie wird die Energie Gottes wirken?“ Dieses
„wissenschaftliche“ Interesse ließ mich andauernd mein Knie beobachten…
Ich ging und mein Verstand war beim Knie. Dort… Ich diskutierte und
mein Verstand war beim Knie. Ich wollte den Moment „einfangen“, wollte
es „erleben“, wenn Gott eingriff. So vergingen drei Tage und mein Knie
wurde nicht gut… Ich fing an mir Gedanken zu machen… Ob da wohl was
draus wird? … Ich fing an zu zweifeln … Immerzu beobachtete ich das
Knie. Nichts … Es tat mir weh … Das störende „Steinchen“ war da.
Irgendwann empörte ich mich gegen mich selbst und gegen meine Zweifel
und brachte mich auf Vordermann. „Gib‘ s doch auf, du Versager, jetzt
willst du auch noch Wunder haben. Ausgerechnet du bist für solche
Sachen!“ und ich vergaß es. Ich hörte einfach auf, mich mit meinem Bein
zu beschäftigen.
Ich
erinnere mich an den Morgen, als ich im Schlafsaal der Kaserne wach
wurde. Ich streckte mich auf dem Bett aus. „He, du“, sagte ich zu mir,
„dein Bein hat dich seit langem nicht mehr gestört.“ Ich bewegte das
Bein und empfand nichts Unangenehmes. Ich stand auf und begann auf der
Stelle zu springen. „Normalerweise“ hätte sich mein Bein nach zwei, drei
Sprüngen gemeldet. Nichts, keine Störung. Ich ging hinaus auf den
Kasernenhof und machte einen Hundertmeterlauf… Nichts, keine Störung…
Freude überflutete mich und Tränen der Dankbarkeit traten mir in die
Augen… Also hat Gott mich geheilt, als ich aufhörte zu glauben, dass ich
geheilt würde… damit ich verstand, dass es ein „Geschenk Gottes“ war
und nicht das Erzeugnis meines eigenen Glaubens, wie es die Yogis
sagten! ... Ich begann mein Bein in den folgenden Tagen zu beobachten.
Keinerlei Störung. Es vergingen viele Tage. Keine Störung. Ich war
geheilt!!! Ohne Operation, ohne Aufsehen… im Verborgenen. Unmerklich…
wie die Gnade Gottes wirkt.
Ich hatte nichts Seltsames wahrgenommen, keine Veränderung… doch es war eine Tatsache. Ich war wieder in Ordnung.
Jahre sind seither vergangen und mein Bein hat mich nie wieder gestört. Die geplante Operation hat nie stattgefunden. Ich werde bis an mein Lebensende an meinem Körper das lebende Zeugnis tragen, dass Vater Porphyrios ein begnadeter Gerontas war, ich werde mein Knie streicheln in Momenten der Kleingläubigkeit und mich an die Allmacht und das süßeste Erbarmen Gottes und Seiner Heiligen erinnern.
Jahre sind seither vergangen und mein Bein hat mich nie wieder gestört. Die geplante Operation hat nie stattgefunden. Ich werde bis an mein Lebensende an meinem Körper das lebende Zeugnis tragen, dass Vater Porphyrios ein begnadeter Gerontas war, ich werde mein Knie streicheln in Momenten der Kleingläubigkeit und mich an die Allmacht und das süßeste Erbarmen Gottes und Seiner Heiligen erinnern.
So
wird mir diese körperliche Wohltat zur geistlichen Unterstützung werden
und ein ehrwürdiges Andenken von einem zeitgenössischen Heiligen
unserer orthodoxen Kirche sein. Ich glaube, dass Vater Porphyrios sich
auch meiner erinnern wird, wenn er beim Herrn für seine geistlichen
Kinder bittet. Er war nie mein Beichtvater oder mein Gerontas, wenn er
mich auch eine Zeitlang unterstützt hat, wenn er mir auch einmal
vorgeschlagen hat, bei ihm zu bleiben. (Ich hatte aber meinen Gerontas
auf dem Heiligen Berg und wollte zu ihm gehen). Aber ich liebte ihn und
empfinde ihn als eine mir sehr teure Person.
Er
ist auch mein Vater, der mich nicht „verwirft“, wenn ich ihn um seine
Hilfe bitte, auch wenn ich kein „Anrecht“ darauf habe wie seine anderen
geistlichen Kinder.
Δεν υπάρχουν σχόλια:
Δημοσίευση σχολίου