Hl. Johannes von Kronstadt
Aus dem Tagebuch
„Mein Leben in Christus“ [1]
Wie das Reich Gottes suchen
Aus dem Tagebuch
„Mein Leben in Christus“ [1]
Wie das Reich Gottes suchen
Sucht zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, und alles übrige wird euch dazugegeben werden“ (Mt 6,33). Wie bringt man das zustand, zuerst das Reich Gottes zu suchen? Nun, zum Beispiel auf folgende Art.
Nehmen
wir an, du willst irgendwohin gehen, zu Fuß, im Wagen, per Schiff, um
irgendeine Angelegenheit zu erledigen. Bevor zu aufbrichst, bitte den
Herrn, die Wege deines Herzens zu läutern und ebenso jenen Weg, den zu
nehmen du dich anschickst, deinen Lebensweg Seinen Geboten gemäß
auszurichten. Begehre dies aus ganzem Herzen und erneuere dein Gebet
viele Male. Und indem der Herr die Aufrichtigkeit deines Begehrens
sieht, dein fortgesetztes Bemühen, Seinen Geboten gemäß zu wandeln, wird
Er nach und nach alle deine Wege begradigen.
Oder
wenn du zum Beispiel dein Zimmer lüften oder draußen Luft schnappen
willst. erwäge die Reinheit oder Unreinheit deines Herzens. Viele lieben
es, ihr Zimmer zu lüften oder in der reinen Luft zu wandern (und dies
ist eine vorzügliche Gewohnheit), doch sie kommen gar nicht auf den
Gedanken, dass es auch notwendig ist, ihren Geist und ihr Herz zu
reinigen. Sie wandern in der reinen Luft und geben sich unreinen
Gedanken hin, unreinen Regungen des Herzens, unreinen Worten, unreinen
fleischlichen Taten.
Oder
wiederum, wenn du das natürliche Licht suchst, erinnere dich an das
geistige Licht, das unentbehrlich ist für die Seele, ohne welches die
Seele in der Finsternis der Leidenschaf-ten bleibt, in der Finsternis
des geistigen Todes. „Ich bin in die Welt gekommen als Licht“, sagt der Herr, „damit keiner, der an Mich glaubt, in der Finsternis bleibe“ (Joh 12,46).
Wenn
du das Toben des Sturmes siehst und sein Tosen hörst, wenn du von einem
Schiffbruch liest, denk an den hohen Wellengang, den der Sturm der
Leidenschaften tagtäglich in den Herzen der Menschen entfesselt und das
geistige Schiff der Seele zum Kentern bringt, den Schiffbruch der
Gesellschaft herbeiführt. Bitte den Herrn mit innigem Gebet, den Sturm
der Sünden zu besänftigen, so wie Er einst durch Sein Wort den Sturm des
Meeres besänftigte (s. Mt 8,26ff), und die Leidenschaften zu entwurzeln
aus unseren Herzen und ihnen stattdessen fortwährenden Frieden
einzupflanzen.
Wenn du Hunger oder Durst empfindest, wenn du essen oder trinken willst, denk an den Hunger
und den Durst deiner Seele, denn sie hungert nach Gerechtigkeit,
Wahrheit und Rettung, sie dürstet nach Christus, nach Heiligkeit. Speist
du sie nicht, besteht die Gefahr, dass sie stirbt vor Hunger, dass sie,
geschwächt und erschöpft, von den Leidenschaften erdrückt wird. Wenn du
den Hunger deines Körpers stillst, vergiß nicht, auch und vor allem
deinen geistigen Hunger zu stillen durch den häufigen Umgang mit Gott,
durch aufrichtige Metanie, durch das Lesen des Evangeliums und der
Lehren des Herrn, und vor allem durch den Empfang der Mysterien des
Leibes und des Blutes Jesu Christi.
Wenn
du es liebst, dich elegant zu kleiden, wenn du dich anziehst, denk an
das Gewand der Gerechtigkeit, mit dem unsere Seelen bekleidet sein
sollen, an Jesus Christus, Der unser geistiges Gewand ist, wie
geschrieben steht: Ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen
(Gal 3,27). Die Leidenschaft der schönen Kleider vertreibt nur zu oft
jeden Gedanken an das unvergängliche Gewand der Seele aus dem Herzen und
macht das ganze Leben zu einem frivolen Streben nach Eleganz.
Die höchste Wissenschaft ist, ein wahrer Christ zu sein
Ob du Student seist an irgendeiner Hochschule, Staatsbeamter, Offizier in einem Armeekorps, Ingenieur, Künstler, Bildhauer, Industrieller oder Fabrikarbeiter – halte dir stets vor Augen, dass die höchste Wissenschaft darin besteht, ein wahrer Christ zu sein, aus ganzem Herzen an die Heilige Dreiheit zu glauben, jeden Tag Zwiesprache zu halten mit Gott im Gebet, an den liturgischen Diensten teilzunehmen, die Gesetze und Gebote der Kirche einzuhalten und in deinem Herzen allezeit, vor der Arbeit, während der Arbeit und nach der Arbeit, den Namen Jesu zu tragen, denn Er ist unser Licht, unsere Kraft, unsere Heiligung und unser Helfer.
Die höchste Wissenschaft ist, ein wahrer Christ zu sein
Ob du Student seist an irgendeiner Hochschule, Staatsbeamter, Offizier in einem Armeekorps, Ingenieur, Künstler, Bildhauer, Industrieller oder Fabrikarbeiter – halte dir stets vor Augen, dass die höchste Wissenschaft darin besteht, ein wahrer Christ zu sein, aus ganzem Herzen an die Heilige Dreiheit zu glauben, jeden Tag Zwiesprache zu halten mit Gott im Gebet, an den liturgischen Diensten teilzunehmen, die Gesetze und Gebote der Kirche einzuhalten und in deinem Herzen allezeit, vor der Arbeit, während der Arbeit und nach der Arbeit, den Namen Jesu zu tragen, denn Er ist unser Licht, unsere Kraft, unsere Heiligung und unser Helfer.
Ach!
Wir haben alle Wissenschaften studiert, doch wir haben nicht gelernt,
die Sünde zu meiden. In dieser Wissenschaft erweisen wir uns oftmals als
völlig unbewandert. Daraus folgt, dass die einzigen wirklich Weisen,
die einzigen wirklichen Wissenschafter die Heiligen sind, die wahren
Schüler des wahren Lehrers, Christus. Wir aber, die man uns gebildet
nennt, wir sind alle unwissend, und je gebildeter wir sind, desto größer
ist unsere Unwissenheit, denn wir wissen nicht und tun nicht das
einzige Notwendige (s. Lk 10,42).
Es
überrascht zu sehen, wie sehr wir Menschen uns sorgen um unsere
Gesundheit, wie sorgfältig wir bedacht sind, gesunde und bekömmliche
Nahrung zu uns zu nehmen, gesunde Getränke zu trinken, frische Luft zu
atmen, und letzten Endes dennoch der Krankheit und der Verwesung
anheimfallen. Während die Heiligen, die ihr Fleisch verachteten und es
unablässig aufrieben durch Fasten und Enthaltsamkeit, Schlafen auf dem
harten Boden, Nachtwachen, Arbeit und ununterbrochenes Gebet, sowohl
ihre Seele als auch ihren Körper unsterblich machen.
Unsere
wohlgenährten Körper verfaulen und stinken nach dem Tod, während die
ihrigen duften und prangen, sowohl in diesem Leben als auch nach dem
Tod. Welch erstaunliche Sache! Indem wir unsere Gesundheit zu fördern
suchen, verderben wir sie. Und die Heiligen, die sich nur um den
Wohlgeruch ihrer Seele vor Gott kümmern, empfangen außerdem den
Wohlgeruch ihres Körpers!
Meine
Brüder, begreift das Problem und den Zweck eures Daseins! Wir sind
gerufen, den Körper mit allen seinen fleischlichen Leidenschaften zu
bezähmen durch Enthaltsamkeit, Arbeit und Gebet, und nicht, ihn und
seine Leidenschaften zu reizen durch Raffinesse, Sattheit und Trägheit.
Christ!
Erinnere dich, dass Christus, der Meister deines Glaubens, gekreuzigt
worden ist und dir das Kreuz hinterlassen hat. Warum also lebst du in
Luxus, Erleichterung, Weichlichkeit und Nachlässigkeit? Er hat die
Schmach erduldet und dir geboten, nicht zurückzuscheuen davor, geschmäht
zu werden um Seines Namens willen. Doch du strebst nach menschlichen
Ehren. Schau häufiger hin zum Gekreuzigten und lerne deine Pflicht.
Diejenigen, die Christus angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt mitsamt den Leiden-schaften und den Begierden (Gal 5,24).
Wer
sich eine Wohnstatt gebaut hat, der hat auch jedes Recht, darin zu
wohnen. Wir sind die Wohnstatt unseres Schöpfers. Er hat uns erschaffen
für Sich, denn alle Dinge hat Er zu Seinem Ruhm erschaffen. Deshalb ist
Er es, Der in uns wohnen soll und nicht der Dämon, jener Mörder, Dieb
und Lügner. „Komm und nimm Wohnung in uns.“ [2] „Wir werden zu ihm kommen und Wohnung nehmen in ihm“ (Joh 16,23). Wißt ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? (1 Kor 3,16).
Was es heißt, Christ genannt zu werden
Wie nennt man dich gemäß dem Glauben? Man nennt mich „Christ“. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass ich Glied des Leibes Christi bin, der Kirche Christi, dass ich ein Diener Christi bin. Zu was verpflichtet dich der Name des Christen? Er verpflichtet mich, Christus allezeit gegenwärtig zu haben in meinen Gedanken und in meinem Herzen, in Seinem Geist zu leben in jedem Augenblick meines Lebens, so zu leben, wie Er gelebt hat hienieden, und Seine heiligen Gebote zu halten. Es verpflichtet mich, zu streben nach dem, was oben ist, dort wo Christus zur Rechten Gottes sitzt (Kol 3,1).
Was es heißt, Christ genannt zu werden
Wie nennt man dich gemäß dem Glauben? Man nennt mich „Christ“. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass ich Glied des Leibes Christi bin, der Kirche Christi, dass ich ein Diener Christi bin. Zu was verpflichtet dich der Name des Christen? Er verpflichtet mich, Christus allezeit gegenwärtig zu haben in meinen Gedanken und in meinem Herzen, in Seinem Geist zu leben in jedem Augenblick meines Lebens, so zu leben, wie Er gelebt hat hienieden, und Seine heiligen Gebote zu halten. Es verpflichtet mich, zu streben nach dem, was oben ist, dort wo Christus zur Rechten Gottes sitzt (Kol 3,1).
Christ, erinnere dich, bewahre in deinem Denken und in deinem Herzen die erhabenen Worte des Gebets des Herrn:
„Vater unser, Der du bist in den Himmeln...“
Erinnere dich: Wer ist unser Vater? Gott ist unser Vater, unsere Liebe.
Wer sind wir? Wir sind die Kinder Gottes, Brüder alle. Wie müssen die
Kinder eines solchen Vaters leben? „Wäret ihr Kinder Abrahams, würdet ihr die Werke Abrahams tun“ (Joh 8,39). Welche Werke also müssen wir tun?
„Geheiligt sei Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe... Gib uns heute unser täglich Brot“ - unser
Brot, das allen gemeinsam ist, nicht jeder für sich! Der Egoismus muss
vertrieben werden aus dem Herzen der Kinder Gottes, denn wir sind eins.
„Vergib uns unsere Schulden, wie
auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wenn du willst, dass Gott dir
deine Sünden vergebe, dann gewöhne dich daran, auch selbst die Sünden
jener zu vergeben, die sich vergehen gegen dich, im Bewusstsein, dass
die Liebe nachsichtig und barmherzig ist.
„Und laß uns nicht in Versuchung fallen...“ Auch du selbst, laß nicht die Versuchung eintreten in dein Inneres, steht doch geschrieben: Er
wird nicht erlauben, dass dein Fuß stolpert. Siehe, Er schläft nicht,
Jener Der wacht über dich. Der Herr ist dein Schutz zu deiner Rechten (Ps 120,3-5).
„Sondern erlöse uns von dem Bösen“- überlaß dich nicht freiwillig dem Bösen, dann wird auch der Herr dich nicht verlassen.
„Denn Dein ist das Reich“ – anerkenne den einzigen König, Gott, diene nur Ihm allein,
„und die Macht“ – verlasse dich auf diese souveräne Macht,
„und die Herrlichkeit“ – stell dich bereitwilligst in den Dienst dieser Herrlichkeit, mit allen deinen Kräften, dein ganzes Leben lang
„in Ewigkeit“ – Er ist König auf immer, während das Reich Satans, des Diebs und Lügners, bald vergehen wird.
„Amen.“
Dies
ist die Wahrheit. Behalte dieses Gebet immerzu in deinem Gedächtnis,
wiederhole es innerlich, indem du achtest auf den Sinn jedes Wortes,
jedes Begriffs, jeder Bitte.
Nicht von dieser Welt
Sie sind nicht von der Welt, so wie auch Ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16). Das ist, was Jesus von Seinen Aposteln sagt. Es ist ein großes Lob. Worin besteht es? In der Tatsache, dass die Apostel, obwohl sie in der Welt lebten, derselben fremd waren, fremd ihren Verführungen, und in ihr weder Ruhm, noch Reichtum, Glück oder Ruhe suchten. Sie waren wie von einer anderen Welt, der Welt des Himmels. Sie beschäftigten sich nur mit den Dingen des Himmels und sorgten sich allein um sie. Sie suchten den unvergänglichen Ruhm des Himmels und die Ruhe in Gott, die Vereinigung mit Gott.
Nicht von dieser Welt
Sie sind nicht von der Welt, so wie auch Ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16). Das ist, was Jesus von Seinen Aposteln sagt. Es ist ein großes Lob. Worin besteht es? In der Tatsache, dass die Apostel, obwohl sie in der Welt lebten, derselben fremd waren, fremd ihren Verführungen, und in ihr weder Ruhm, noch Reichtum, Glück oder Ruhe suchten. Sie waren wie von einer anderen Welt, der Welt des Himmels. Sie beschäftigten sich nur mit den Dingen des Himmels und sorgten sich allein um sie. Sie suchten den unvergänglichen Ruhm des Himmels und die Ruhe in Gott, die Vereinigung mit Gott.
Wir
Sünder jedoch, wir sind von dieser Welt, denn wir suchen den Ruhm
dieser Welt, materiellen Reichtum, Gesundheit, ein langes Leben, den
Genuss der Güter dieser Welt, Ruhe auf Erden, Freuden der Erde. All
unser Unglück, alle unsere Leidenschaften, Versuchungen und Misserfolge
im christlichen Leben kommen von dieser Fesselung an die Welt und ihre
Güter.
Warum
müssen wir beten, in die Kirche gehen, an den Gottesdiensten
teilnehmen? Frage ebenso: Warum müssen wir jeden Tag essen und trinken,
frische Luft einatmen, arbeiten? Um das Leben des Körpers zu unterhalten
und zu stärken. So auch müssen wir unbedingt beten, um das Leben der
Seele zu unterhalten und zu entwickeln, die kranke Seele zu stärken, sie
zu reinigen, so wie man mit Hilfe gewisser Nahrungsmittel oder Getränke
den Körper entschlackt von seinen schädlichen Säften und Unreinheiten.
Wenn
du mithin nicht betest, verhältst du dich unbesonnen und unvernünftig,
denn während du zwar deinen Körper in jeder Hinsicht pflegst, ihn
ernährst und stärkst, läßt du deine Seele ohne jede Pflege. Doch der
Mensch ist von zweifacher Natur: er setzt sich zusammen aus Leib und
Seele.
Da
wir Fremdlinge sind hienieden, Pilger und Wanderer auf dem Weg zum
Reich der Himmel, dürfen wir uns nicht belasten mit den Sorgen dieser
Welt, uns nicht fesseln lassen von den Vorzügen dieser Welt, ihren
Reichtümern, ihren Vergnügungen, ihren Ehren. Möchten wir nicht zur
Stunde des Auszugs aus diesem irdischen Dasein gehindert und beschämt
werden von solchen Sorgen und Fesseln.
Der
Christ muss sich von hienieden, von der Erde an daran gewöhnen, das
Leben des Himmels zu leben, in Fasten, Entsagung, Gebet, in Liebe,
Demut, Sanftmut, Geduld, Tapfer-keit und Barmherzigkeit.
Wie
hart wird der Tod sein für einen Menschen, der sein Leben lang den
Götzen des Geldes, des Essens und Trinkens, der Ehren dieser Welt
angebetet hat! Zu jener Stunde wird ihm nichts von alledem von Nutzen
sein, und sein Herz wird entblößt sein vom wahren Schatz, der zum Leben
verhilft, das heißt von der Tugend.
Deshalb,
wenn wir es leichter haben wollen beim Sterben – und wir werden alle
sterben -, dann laßt uns nichts lieben von dieser Welt. Haben wir Nahrung und Bekleidung, laßt uns mit diesen zufrieden sein (1 Tim 6,8).
Der
wahre Christ führt sein Leben hienieden so, dass es eine Vorbereitung
ist für das künftige Leben und nicht bloß ein irdisches Dasein. In
allem, was er tut, denkt er nicht daran, was man hienieden über ihn
sagen wird, sondern daran, was man über ihn sagen wird im Himmel. Er
hält sich vor Augen, dass er immerzu vor Gott, den Engeln und allen
Heilgen steht, und vergißt nicht, dass sie dereinst Zeugnis ablegen
werden über seine Worte, seine Gedanken und seine Taten.
Gott lieben bedeutet,
sich an nichts Irdisches zu binden
Gott aus ganzem Herzen lieben (s. Lk 10,27/Deut 6,5) bedeutet, sich an nichts Irdisches zu binden und sein Herz zur Gänze Gott dem Herrn zu geben, in allem Seinen Willen zu tun und nicht den unsrigen.
sich an nichts Irdisches zu binden
Gott aus ganzem Herzen lieben (s. Lk 10,27/Deut 6,5) bedeutet, sich an nichts Irdisches zu binden und sein Herz zur Gänze Gott dem Herrn zu geben, in allem Seinen Willen zu tun und nicht den unsrigen.
Gott aus ganzer Seele lieben (ebenda)
bedeutet, den Geist in Gott zu bewahren, das Herz in Ihm zu verankern,
den eigenen Willen unter jedwelchen Umständen, seien sie glücklich oder
schmerzlich, Seinem Willen unterzuordnen.
Gott mit allen Kräften lieben (ebenda)
bedeutet, Ihn so zu lieben, dass keine gegnerische Macht, keine
Lebensumstände, weder Bedrängnis noch Bangigkeit, Verfolgung, Gefahr,
das Schwert, weder Höhe noch Tiefe uns zu trennen vermögen von Gott (s.
Röm 8,35-39).
Gott mit dem ganzen Denken lieben (ebenda)
bedeutet, nachzusinnen über Gott, über Seine Barmherzigkeit, Seine
Langmut, Seine Heiligkeit, Seine Weisheit, Seine Macht, Seine Werke, und
sich mit allen Mitteln abzuwenden von nichtigen Gedanken und bösen
Erinnerungen.
Gott lieben heißt, die Gerechtigkeit lieben mit ganzer Seele und das Unrecht hassen, wie geschrieben steht: Du hast die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt (Ps 44,8). Gott lieben heißt, sich selbst hassen, das heißt unseren fleischlichen alten Menschen. „Wenn einer zu Mir kommt und nicht seine eigene Seele haßt, kann er nicht Mein Jünger sein“ (Lk 14,26).
In
uns, in unseren Gedanken, ist eine außergewöhnlich lebendige und aktive
böse Macht, die sich ohne Unterlaß, jeden Tag, jeden Augenblick bemüht,
uns von Gott zu entfernen, indem sie uns nichtige Gedanken, Begehren,
Sorgen, Absichten, Unterfangen, Worte und Taten suggeriert und die
Leidenschaften aufreizt und uns gleichsam gegen unseren Willen dazu
treibt, nämlich zu Bosheit, Neid, Habsucht, Hochmut, Ehrgeiz, Eitelkeit,
Faulheit, Widersetzlichkeit, Eigensinn, Hinterlist und Ausschweifung.
Gott lieben heißt, Seine Gebote erfüllen. „Wenn einer Mich liebt, wird er Mein Wort bewahren. Wer Mich nicht liebt, bewahrt nicht Meine Worte“ (Joh 14,23-24).
Die Frage des Besitzes – alles gehört Gott.
Was der Mensch wirklich nötig hat.
Warum habe ich Recht auf Besitz? Um meine eigenen Bedürfnisse zu decken, jene meiner Familie und der mir Nahestehenden, und um den Armen zu helfen. Jedoch gewiß nicht, um anzuhäufen. Gib reichlich, damit auch Gott dir reichlich gebe, mit demselben Maß, mit dem du selbst gegeben hast. Mehr noch, all unser Besitz, alles, was wir haben, um zu überleben, gehört Gott und nicht uns. Gott ist Herr über das Leben. Er sorgt für unsere Bedürfnisse, sei es durch uns selbst, sei es durch andere, sei es direkt. „Übergeben wir uns selbst und einer den anderen und unser ganzes Leben Christus unserem Gott.“[3]
Die Frage des Besitzes – alles gehört Gott.
Was der Mensch wirklich nötig hat.
Warum habe ich Recht auf Besitz? Um meine eigenen Bedürfnisse zu decken, jene meiner Familie und der mir Nahestehenden, und um den Armen zu helfen. Jedoch gewiß nicht, um anzuhäufen. Gib reichlich, damit auch Gott dir reichlich gebe, mit demselben Maß, mit dem du selbst gegeben hast. Mehr noch, all unser Besitz, alles, was wir haben, um zu überleben, gehört Gott und nicht uns. Gott ist Herr über das Leben. Er sorgt für unsere Bedürfnisse, sei es durch uns selbst, sei es durch andere, sei es direkt. „Übergeben wir uns selbst und einer den anderen und unser ganzes Leben Christus unserem Gott.“[3]
Wir
sind gerufen zum Leben, und unser Leben ist Gott. Deshalb gibt uns Gott
die Mittel zum Leben und wird sie uns immerdar geben.
Was habe ich nötig? Auf Erden habe ich nichts weiter nötig als das Lebensnotwendige.
Was
habe ich nötig? Den Herrn habe ich nötig, Seine Gnade, Seine
Königsherrschaft in mir. Auf Erden, an diesem zeitweiligen und
vorläufigen Ort meines Lernens, besitze ich nichts. Alles gehört Gott,
und alles ist vergänglich, bestimmt zu meinem einstweiligen Gebrauch.
Mein Überfluß ist der Mangel meiner ärmeren Brüder.
Was
habe ich nötig? Wahre Liebe habe ich nötig, christliche, lebendige,
tätige Liebe. Ein liebendes Herz habe ich nötig, erfüllt von Erbarmen
gegenüber meinen Brüdern. Ich habe nötig, mich zu freuen über ihr
Wohlbefinden und Wohlergehen und mitzuleiden an ihrem Leid, ihren
Krankheiten, ihren Sünden, ihren Schwächen, ihren Mängeln, ihrem
Unglück, ihrer Armut. Glühendes und aufrichtiges Mitgefühl für sie unter
jedwelchen Umständen ihres Lebens habe ich nötig, um mich zu freuen mit
den Frohen und zu weinen mit den Weinenden (s. Röm 12,15).
Wir haben nicht zu leben, sondern zu sterben
Es ist an der Zeit, dass wir keinen Raum mehr lassen in uns für die Selbstliebe, den Egoismus. Es ist an der Zeit, dass wir nicht länger ausschließlich für uns selbst leben, nicht länger Reichtümer, Genüsse und weltliche Ehren zusammenraffen für uns selbst. Wir haben nicht zu leben, sondern zu sterben. Wir haben uns nicht zu freuen, sondern zu weinen – wir, die wir in uns das Gift der Selbstliebe tragen, denn die Selbstliebe ist ein Gift, das der Teufel unablässig in unsere Herzen träufelt.
Wir haben nicht zu leben, sondern zu sterben
Es ist an der Zeit, dass wir keinen Raum mehr lassen in uns für die Selbstliebe, den Egoismus. Es ist an der Zeit, dass wir nicht länger ausschließlich für uns selbst leben, nicht länger Reichtümer, Genüsse und weltliche Ehren zusammenraffen für uns selbst. Wir haben nicht zu leben, sondern zu sterben. Wir haben uns nicht zu freuen, sondern zu weinen – wir, die wir in uns das Gift der Selbstliebe tragen, denn die Selbstliebe ist ein Gift, das der Teufel unablässig in unsere Herzen träufelt.
Oh, könnte ich doch mit dem Psalmisten ausrufen: Was
gibt es für mich im Himmel außer Dir? Und auf Erden, was hätte ich
anderes begehrt als Dich? Mein Herz und mein Fleisch verzehrten sich
nach Dir, o Gott meines Herzens. Gott ist mein Anteil auf immer (Ps
72,25-26). Herr, Du kennst mein Herz und alle seine Regungen. Gewähre
mir, was ich von Dir erbitte! Mir ist es unmöglich, doch Dir ist alles
möglich. Schenke mir das wahre Leben, vertreib die Finsternis der
Leidenschaften, vernichte ihre Macht durch Deine Macht!
Wo
einen Christen finden, der durch seine Werke die anderen lehrt, das
Fleisch zu verachten, das bald vergeht, und sich um die unsterbliche
Seele zu kümmern? Wo einen Menschen so erhabenen Geistes finden? Es ist
schwer, einen solchen zu finden auf Erden, obwohl es gewiss einige davon
gibt, doch in der Kirche der Erstgeborenen, die eingeschrieben sind in den Himmeln (Hebr 12,23), sind sie so zahlreich wie die Sterne am Firmament.
Sich
selbst entsagend, jenem verderbten, verlorenen alten Menschen, jenem
zerbrochenen Krug, der nicht imstand ist, das Wasser zu halten, nahmen
sie ihr Kreuz auf sich und folgten Christus. Sie übergaben Ihm ihr
ganzes Leben, nicht achtend des Fleisches und der Welt, die nur da sind,
um zu verschwinden. Sie hörten auf die Stimme, Die sagt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden nimmt an seiner Seele?“ (Mt 16,26).
Sie
wußten, dass das Fleisch und die Welt vergehen und bald nicht mehr sein
werden, unsere Seele hingegen unschätzbaren Wert hat, weil sie nach
dem Bilde Gottes erschaffen und unsterblich ist. Dass die Welt daher im
Vergleich zur Seele weniger ist als nichts, denn sie vergeht, nach dem
Wort des Erlösers Selbst: „Himmel und Erde werden vergehen...“ (Mt 24,35).
Wo
auf Erden wahre Christen finden, die alles Irdische verachten, weil es
vergänglich ist, und sich von ganzem Herzen bemühen, Gott zu gefallen,
ihrem ewigen Vater, und ihre Seele zu retten? Wo einen Geist finden, der
so erhaben ist, dass er auf königliche, auf göttliche Weise jedes
irdische Ding beiseite schiebt um der Liebe Gottes willen und mannhaft
alle Leidenschaften und Lockungen der Welt seiner Vernunft und dem
Gesetz Gottes unterwirft? Der brennt vom Eifer Gottes Selbst für das
Heil seiner Brüder und sich darum bemüht, sie zu erleuchten, zu
läutern, zu stärken im Glauben und in der Tugend?
O
Herr, entzünde solche Lichter auf dem Leuchter Deiner Kirche, damit sie
Deine Herrlichkeit verkünden, voller Glut für Deine Majestät und für
die Rettung Deines Volkes! Herr, für Dich ist alles möglich! Wie lange
noch, Herr, wird die Eitelkeit das Zepter führen in der Welt? Wie lange
noch werden wir uns abwenden von Dir, unserem Schöpfer und Erlöser? O
Herr, möge uns alles geschehen nach Deinem Willen!
Die
Prüfungen sind ein großer Lehrmeister. Sie enthüllen uns unsere
Schwächen, unsere Leidenschaften, die Notwendigkeit der Metanie. Die
Prüfungen reinigen die Seele, ernüchtern sie, entreißen sie dem Rausch.
Sie verhelfen ihr zur Gnade Gottes. Sie besänftigen das Herz, pflanzen
uns Ekel ein vor der Sünde, stärken in uns den Glauben, die Hoffnung und
die Tugend.
Der Mensch – eine wunderbare Schöpfung
Der Mensch ist eine wunderbare, herrliche, überaus geniale Schöpfung Gottes, des Perfekten Künstlers. Ursprünglich war er nicht besudelt, sondern unverweslich und rein. Doch die Sünde, jene ungeheuerliche Ausgeburt des Geistes der Finsternis, jener abscheulichen, absurden und bösen Macht, hat ihn besudelt und unrein gemacht, krank und verweslich, sowohl in seinem Geist als auch in seinem Leib, entsprechend seiner zweifachen Natur.
Der Mensch – eine wunderbare Schöpfung
Der Mensch ist eine wunderbare, herrliche, überaus geniale Schöpfung Gottes, des Perfekten Künstlers. Ursprünglich war er nicht besudelt, sondern unverweslich und rein. Doch die Sünde, jene ungeheuerliche Ausgeburt des Geistes der Finsternis, jener abscheulichen, absurden und bösen Macht, hat ihn besudelt und unrein gemacht, krank und verweslich, sowohl in seinem Geist als auch in seinem Leib, entsprechend seiner zweifachen Natur.
Doch
der Göttliche Künstler, der Allweise, Allmächtige und Allerbarmende,
hat unserem Feind nicht erlaubt, Sein wunderbares und herrliches
Geschöpf zur Gänze zu zerstören. Er machte Sich einen Leib wie der
unsrige und eine Seele im Schoß der Allreinen Jungfrau. Durch Seine
Inkarnation, Seine Lehre, Seine Wunder, Seine Passion, Seinen Tod und
Seine Auferstehung, durch Seinen ganzen wunderbaren und höchst weisen
Plan, stellte Er das Werk Seiner Hände in seiner ursprünglichen
Herrlichkeit und Schönheit wieder her, ja sogar noch wunderbarer, als es
war. Er gab ihm die Unverweslichkeit, die Heiligkeit, die
unvergleich-liche göttliche Schönheit zurück und erhob es zur höchsten
Seligkeit. Er vergöttlichte die menschliche Natur und setzte sie neben
Sich auf den Thron der Gottheit. Verherrlicht seist Du, o Allmächtiger
Schöpfer, du Allerbarmender und Allweiser!
Verwechselt
nicht den Menschen, das Abbild Gottes, mit dem Bösen, das in ihm ist,
denn das Böse ist etwas, das ihm zugefallen ist, ein Unglück, eine
Krankheit, ein Betrug des Teufels. Doch sein wahres Wesen, das
Gottesbild, bleibt immerdar in ihm.
Wenn du in deinem Nächsten Fehler und Leidenschaften siehst, bete für ihn. Bete für alle, selbst für die Feinde. Siehst du,
dass dein Bruder stolz und starrsinnig ist, dass er sich gegen dich oder andere arrogant benimmt, bete für ihn, damit Gott seinen Geist erleuchte und sein Herz erwärme am Feuer Seiner Gnade. Sag: „Herr, lehre Deinen Diener, der in den Hochmut des Satans gefallen ist, Sanftmut und Demut. Nimm die Finsternis von seinem Herzen und befreie ihn von der Bürde dieses bösen Stolzes.“
dass dein Bruder stolz und starrsinnig ist, dass er sich gegen dich oder andere arrogant benimmt, bete für ihn, damit Gott seinen Geist erleuchte und sein Herz erwärme am Feuer Seiner Gnade. Sag: „Herr, lehre Deinen Diener, der in den Hochmut des Satans gefallen ist, Sanftmut und Demut. Nimm die Finsternis von seinem Herzen und befreie ihn von der Bürde dieses bösen Stolzes.“
Siehst
du einen jähzornigen Bruder bete so: „Herr, durch Deine Gnade mach,
dass dein Diener gütig wird!“ Oder bei einem, der käuflich und
habgierig ist, sag: „Herr, Der Du der unverderbliche Schatz und
unerschöpfliche Reichtum bist, mach, dass Dein Diener, der nach Deinem
Bild erschaffen ist, den Trug des materiellen Reichtums erkennt und
sieht, dass dieser wie alle irdischen Dinge nichtig, unbeständig und
trügerisch ist. Denn wie Gras sind die Tage des Menschen (Ps 102,15), wie Spinnengewebe (Ps 89,9). Du allein bist unser Reichtum, unser Friede und unsere Freude.“
Siehst
du einen neidischen Menschen, bete so: „Herr, erleuchte den Geist und
das Herz deines Dieners, damit er die unzähligen und reichen Gaben
erkennt, die er von Deiner unerschöpflichen Großmut empfangen hat. Blind
gemacht durch seine Leidenschaft, hat er Dich und Deine kostbaren Gaben
vergessen, und obwohl er reich ist an Deinen Wohltaten, glaubt er arm
zu sein und schaut mit Mißgunst auf die Güter, die Du jedem Deiner
Diener gewährst, und dies, o unvergleichlicher Wohltäter, oftmals wider
ihren Willen, doch stets gemäß Deinem Heilsplan. Reiß weg, o
allerbarmender Meister, die Binde, mit welcher der Dämon die Augen
seines Herzens verbunden hat, gewähre ihm Zerknirschung, Tränen der Reue
und der Dankbarkeit, damit der Feind, der ihn lebendig in seinen Netzen
gefangen hat, sich nicht brüsten kann, ihn Deinen Händen entrissen zu
haben.“
Siehst
du einen Betrunkenen, sag in deinem Herzen: „Herr, wirf einen gütigen
Blick auf deinen Diener, der verführt wurde durch die Begierde des
Bauches und die fleischlichen Genüsse. Laß ihn die Wohltat der
Enthaltsamkeit und des Fastens erkennen, die Süße der geistigen Frucht,
die sie hervorbringen.“
Siehst
du einen Menschen, der mit Leidenschaft der Feinschmeckerei ergeben ist
und darin sein ganzes Glück findet, sag: „Herr, Du bist unsere Speise,
Jene, Die nicht vergeht, sondern bleibt zum ewigen Leben (s.
Joh 6,27). Reinige Deinen Diener vom Unrat der Eßlust, die dermaßen
fleischlich ist, dermaßen fern von Deinem Heiligen Geist. Gewähre ihm,
die Süße Deiner geistigen und lebenspendenden Speise zu kosten, das
heißt Deines Leibes und Deines Blutes und Deines heiligen,
lebendigmachenden und wirksamen Worts.“
Auf
diese oder ähnliche Weise bete für alle Sünder und erlaube dir nicht,
irgendwen zu verachten seiner Sünde wegen oder ihn auf harte Art
berichtigen zu wollen. Dies würde seine Wunden nur vertiefen. Berichtige
ihn vielmehr durch Ratschläge, Warnungen oder Maßnahmen, die dazu
angetan sind, das Übel zu bremsen oder es in den Grenzen der Mäßigung zu
halten.
Vom Nutzen des Fastens
Das Fasten ist unerläßlich für den Christen, um seinen Geist zu läutern, seine geistige Empfindung zu wecken und zu entwickeln, seinen Willen zu stimulieren. Diese Fähigkeiten des Menschen verfinstern und ersticken wir hauptsächlich durch das Übermaß an Essen und Trinken sowie durch die Alltagssorgen.
Vom Nutzen des Fastens
Das Fasten ist unerläßlich für den Christen, um seinen Geist zu läutern, seine geistige Empfindung zu wecken und zu entwickeln, seinen Willen zu stimulieren. Diese Fähigkeiten des Menschen verfinstern und ersticken wir hauptsächlich durch das Übermaß an Essen und Trinken sowie durch die Alltagssorgen.
So
lösen wir uns von Gott, der Quelle des Lebens, und fallen in Verderben
und Nichtigkeit, womit wir das Gottesbild in uns entstellen und
beflecken. Zügellosigkeit und Sinnlichkeit nageln uns an den Erdboden
und schneiden unserer Seele gewissermaßen die Flügel ab.
Sieh,
wie hoch oben sie flogen, die Faster und Asketen! Wie Adler schwebten
sie in großen Höhen. Obwohl erdgeboren, lebten sie mit dem Geist und mit
dem Herzen in den Himmeln. Sie vernahmen unaussprechliche Worte und
erlernten die göttliche Weisheit.
Wie
häßlich macht sich der Mensch durch Gefräßigkeit und Trunkenheit! Er
pervertiert seine Natur, die nach dem Bilde Gottes erschaffen ist, und
wird den Tieren gleich oder noch schlimmer. Wehe uns mit unseren
Leidenschaften, unseren lasterhaften Gewohnheiten! Sie hindern uns, Gott
zu lieben und unseren Nächsten, die Gebote Gottes zu erfüllen. Sie
pflanzen uns einen verbrecherischen Egoismus ein, dessen Endergebnis die
ewige Verdammnis sein wird.
So
scheut der Trinker vor keiner Ausgabe zurück, wenn es um das Vergnügen
seines Fleisches geht, um seine eigene Verdummung. Doch er tut sich
schwer, einem Armen ein paar Kopeken zu geben. Der Spieler wirft
Dutzende, Hunderte von Rubel in den Wind, doch er weigert sich, einige
Kopeken zu schenken, die seine Seele hätten retten können. Diejenigen,
die es lieben, sich mit Luxus zu kleiden, Stilmöbel oder kostbares
Porzellan zu sammeln, geben enorme Summen aus für ihr Steckenpferd, doch
an den Bettlern gehen sie mit Kälte und Verachtung vorüber. Und was die
Feinschmecker angeht, so reut es sie nicht, Hunderte von Rubel
auszugeben für Bankette, doch wenn es um die Armen geht, reut sie sogar
noch eine Kupfermünze!
Das
Fasten ist notwendig für den Christen auch deshalb, weil wir jetzt,
nachdem die menschliche Natur durch die Inkarnation des Sohnes Gottes
vergeistigt und vergöttlicht worden ist, unterwegs sind zum Gottesreich,
das nicht Essen und Trinken ist, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17). Die Speisen sind da für den Bauch und der Bauch für die Speisen, doch Gott wird den einen wie die anderen abschaffen (1 Kor 6,13).
Essen
und Trinken, das heißt das Streben nach fleischlichen Genüssen, taugt
für die Ungläubigen, die, weil sie die himmlischen, geistigen Freuden
nicht kennen, ihr ganzes Leben auf die Genüsse des Fleisches gründen.
Deshalb verurteilt der Herr im Evangelium diese zerstörerische
Leidenschaft so oft.
Das
Fasten ist ein hervorragender Pädagoge. Zuallererst lehrt es jeden, der
fastet, über kurz oder lang, dass der Mensch nur sehr wenig Speise und
Trank benötigt und dass wir im allgemeinen Vielfraße sind und weit mehr
essen und trinken, als nötig ist, das heißt mehr, als die Natur
erfordert.
Sodann
offenbart das Fasten sämtliche Gebrechen der Seele, alle ihre Schwächen
und Mängel, ihre Sünden und Leidenschaften. Geradeso wie bei der
Reinigung eines Teichs die Reptilien und der ganze Schmutz zutage
gefördert wird, die darin waren.
Ferner
zeigt es uns die Notwendigkeit, aus ganzem Herzen zu Gott
zurückzukehren, Sein Erbarmen zu suchen, Seine Hilfe und Sein Heil.
Schließlich
offenbart das Fasten die ganze Hinterlist, Verschlagenheit und Bosheit
der körperlosen Geister, denen wir bisher untertan waren, ohne es zu
merken. Denn jetzt, wo wir erleuchtet sind vom Licht der Gnade Gottes,
wird ihre List offenkundig, und nun verfolgen sie uns wütend, weil wir
ihre Wege verlassen haben.
Die Notwendigkeit der Stärkung
durch den Hl. Geist
Lange Zeit war mir nicht recht bewusst, wie sehr unsere Seele nötig hat, gestärkt zu werden vom Heiligen Geist. Doch jetzt hat mir der Allerbarmende Herr gewährt, zu erkennen, wie sehr sie dies nötig hat. Ja, es ist nötig in jedem Augenblick unseres Lebens, ebenso nötig wie das Atmen. Es ist nötig sowohl im Gebet als auch in allem anderen, was wir tun.
Die Notwendigkeit der Stärkung
durch den Hl. Geist
Lange Zeit war mir nicht recht bewusst, wie sehr unsere Seele nötig hat, gestärkt zu werden vom Heiligen Geist. Doch jetzt hat mir der Allerbarmende Herr gewährt, zu erkennen, wie sehr sie dies nötig hat. Ja, es ist nötig in jedem Augenblick unseres Lebens, ebenso nötig wie das Atmen. Es ist nötig sowohl im Gebet als auch in allem anderen, was wir tun.
Wenn
nicht der Heilige Geist unsere Seele stärkt, wird sie ständig zu
allerlei Sünden hingerissen, das heißt zum geistigen Tod. Des Bösen
wegen, das in das Herz eindringt, wird sie schwach, verliert ihre Kraft
und wird unfähig zum Tun des Guten. Ohne die Kraft des Heiligen Geistes
spürt man, wie das Herz untergraben wird von Übeln aller Art, dass es
jederzeit in den Abgrund zu stürzen droht. Deshalb ist es höchst
notwendig, dass wir unser Herz fest gründen auf den Fels. Dieser Fels
ist der Heilige Geist.
Der
Heilige Geist stärkt alle unsere Fähigkeiten. Wenn der Mensch betet,
stärkt der Heilige Geist sein Herz mit Glauben und Hoffnung auf den
Empfang dessen, worum er bittet. Er läßt die Seele in Liebe entbrennen
zu Gott. Er erfüllt sie mit lichten und guten Gedanken. Er festigt den
Geist des Menschen und sein Herz. Wenn ein Mensch ein Werk zu tun
gerufen ist, überzeugt Er sein Herz von der Wichtigkeit und
Notwendigkeit, es zu tun, und stärkt ihn mit unumstößlicher Geduld, die
ihn alle Schwierigkeiten überwinden läßt.
Der
Paraklet, der alle Dinge erfüllt, tritt ein in die Seele aller
gläubigen, demütigen, sanften, einfachen und gütigen Menschen. Er bleibt
in ihnen, gibt ihnen das Leben und stützt sie. Er wird ein Geist mit
ihnen und wird für sie zu allem – Kraft, Frieden, Freude, Erfolg in
allem, was sie unternehmen, vor allem in ihrem geistigen Leben, kurz
gesagt jede Art des Guten. Alle gottesfürchtigen Menschen sind getränkt
mit dem Geist Gottes wie ein Schwamm mit Wasser.
Was es heißt, arm zu sein im Geiste
Arm sein im Geiste (s. Mt 5,3) heißt, sich selbst als nicht-existent und Gott als den Einzig Existierenden zu betrachten. Es bedeutet, Gottes Worte höher zu stellen als alles in der Welt und nichts zu schonen, um sie zu vollstrecken, nicht einmal das eigene Leben. Es bedeutet, in allem auf den Willen Gottes zu achten betreffend die eigene Person und die anderen und dem eigenen Willen zur Gänze zu entsagen.
Was es heißt, arm zu sein im Geiste
Arm sein im Geiste (s. Mt 5,3) heißt, sich selbst als nicht-existent und Gott als den Einzig Existierenden zu betrachten. Es bedeutet, Gottes Worte höher zu stellen als alles in der Welt und nichts zu schonen, um sie zu vollstrecken, nicht einmal das eigene Leben. Es bedeutet, in allem auf den Willen Gottes zu achten betreffend die eigene Person und die anderen und dem eigenen Willen zur Gänze zu entsagen.
Der Mensch, der arm ist im Geiste, begehrt und sagt aus ganzem Herzen: „Geheiligt sei Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ (Mt
6,9-10). Er selbst verschwindet sozusagen. Überall und in allem will er
Gott sehen, in sich selbst und ebenso in den anderen. „Alles gehöre
Dir, o Herr, und nichts mir selbst.“
Ein
solcher Mensch sehnt sich danach, in sich selbst und in den anderen die
Heiligkeit Gottes zu sehen, Sein Reich, Seinen Willen. Er sehnt sich
danach, zu sehen, dass Gott das Herz des Menschen zur Gänze erfüllt, wie
es sich gehört, denn Er allein ist die absolute Barmherzigkeit und die
absolute Vollkommenheit, der Spender des Lebens. Der Feind im Gegenteil,
der Teufel und seine Handlanger, sind Diebe im Reiche Gottes und
Widersacher Gottes.
Für
denjenigen, der arm ist im Geiste, ist die ganze Welt nichts. Überall
sieht er nur Gott allein, Der allem Leben gibt und über alles herrscht.
Für ihn gibt es keinen Ort, wo Gott nicht wäre, noch auch einen
Augenblick ohne Gott. Überall und immer ist er bei Gott, allein mit Gott
allein.
Wer
arm ist im Geiste, erkühnt sich nicht, den Anspruch zu erheben, er
versuche das Unbegreifliche zu begreifen, in die Mysterien Gottes
einzudringen, zu philosophieren über die Anfänge. Er glaubt an das
lebenspendende Wort des Herrn, im Wissen, dass dieses Wort Wahrheit ist,
Geist und ewiges Leben. Er glaubt den Lehren der Kirche, die selbst
immerdar belehrt wird in aller Wahrheit vom Heiligen Geist. Er glaubt
so, wie ein Kind seinem Vater oder seiner Mutter glaubt, ohne Beweise zu
verlangen, in gänzlichem Vertrauen in sie.
Derjenige,
der arm ist im Geiste, betrachtet sich selbst als den letzten und
sündigsten von allen, und er ist überzeugt, dass er verdient, von allen
Menschen mit Füssen getreten zu werden.
Quelle: www.prodromos-verlag.de
[1] Die russische Originalausgabe des Tagebuchs des hl. Johannes von Kronstadt (1829-1908, s. Das Synaxarion am 20. Dezember) erschien 1891 in 3 Bänden unter dem Titel Moja schisn wo Christe („Mein Leben in Christus“) bei A. D. Stoupia in Moskau. Engl. Übersetzung My life in Christ London 1897, re-print vom Holy Trinity Monastery in Jordanville N.Y. 1911 (vergriffen, on-line lesbar auf www.ccel.org/kronstadt/christlife) Dt. Teilübersetzung Mein Leben in Christo, München 2008. Die hier wiedergegebenen Auszüge wurden übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011, aus dem französischen Auswahl-Band Jean de Cronstadt, Ma Vie en Christ, Abbaye de Bellefontaine, SO 27, 1979.
[2] Aus dem Gebet an den Heiligen Geist.
[3] Schlußgebet der Litanie (Ektenie) im Orthodoxen Gottesdienst.
Quelle: www.prodromos-verlag.de
[1] Die russische Originalausgabe des Tagebuchs des hl. Johannes von Kronstadt (1829-1908, s. Das Synaxarion am 20. Dezember) erschien 1891 in 3 Bänden unter dem Titel Moja schisn wo Christe („Mein Leben in Christus“) bei A. D. Stoupia in Moskau. Engl. Übersetzung My life in Christ London 1897, re-print vom Holy Trinity Monastery in Jordanville N.Y. 1911 (vergriffen, on-line lesbar auf www.ccel.org/kronstadt/christlife) Dt. Teilübersetzung Mein Leben in Christo, München 2008. Die hier wiedergegebenen Auszüge wurden übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011, aus dem französischen Auswahl-Band Jean de Cronstadt, Ma Vie en Christ, Abbaye de Bellefontaine, SO 27, 1979.
[2] Aus dem Gebet an den Heiligen Geist.
[3] Schlußgebet der Litanie (Ektenie) im Orthodoxen Gottesdienst.
http://www.impantokratoros.gr/668E7BC9.de.aspx
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