Hl. Johannes Chrysostomos
1.
Hoch türmen sich die Wellen, heftig braust der Sturm. Doch wir fürchten
nicht, unterzugehen, stehen wir doch auf dem Fels. Mag das Meer auch
toben, den Fels kann es nicht zerbrechen. Mögen die Wellen sich
überschlagen, das Schiff Jesu können sie nicht zum Kentern bringen. Was
sollten wir fürchten, sag mir? Den Tod? "Leben ist für mich Christus, und Sterben Gewinn" (Phil 1,21). Das Exil? "Dem Herrn gehört die Erde, und alles, was auf ihr ist" (Ps 23,1). Die Beschlagnahme von Besitztümern?
"Nichts brachten wir mit in diese Welt, und es liegt auf der Hand, dass
wir auch nichts mitnehmen können, wenn wir sie verlassen" (1 Tim
6,7). Was die Welt erschreckt, ist mir nicht der Rede wert, woran sie
sich erfreut, verspotte ich. Weder fürchte ich die Armut, noch begehre
ich Reichtum. Der Tod erschreckt mich nicht, noch auch wünsche ich zu
leben, es sei denn um eures Fortschritts willen. Deshalb erinnere ich
euch an diese Dinge und bitte eure Liebe, zuversichtlich zu sein.
Keiner
kann uns trennen. Denn was Gott verbunden hat, vermag der Mensch nicht
zu trennen. Wenn schon über Frau und Mann geschrieben steht: "Daher
wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau
anhängen, und die beiden werden ein Fleisch sein. Was nun Gott verbunden
hat, das soll der Mensch nicht trennen" (Gen 2,24 / Mt 19,6),
wenn somit die Ehe nicht aufgelöst werden kann, wieviel weniger noch
kannst du die Kirche Gottes auflösen! (vgl. Eph 5,31-32). Du bekämpfst
sie zwar, doch du kannst Demjenigen, Den du bekämpfst, nicht schaden.
Mir selbst aber verhilfst zu größerem Glanz, während du deine eigenen
Kräfte erschöpfst im Kampf gegen mich, denn "hart ist es für dich, gegen den Stachel auszuschlagen"
(Apg 26,14). Du machst den Stachel damit nicht stumpf, sondern schlägst
dir deine Füße blutig. So auch können die Wogen den Fels nicht brechen,
sondern zerlösen sich in Schaum.
Es
gibt nichts Stärkeres als die Kirche, o Mensch! Laß ab vom Krieg, damit
er nicht deine Kraft erschöpfe. Laß dich nicht ein auf einen Krieg
gegen den Himmel! Wenn du einen Men-schen bekriegst, wirst du entweder
siegen oder besiegt werden. Führst du aber Krieg gegen die Kirche, ist
Siegen für dich unmöglich. Denn Gott ist der Stärkste von allen. "Wollen wir vielleicht den Herrn herausfordern? Sind wir etwa stärker als Er?" (1 Kor 10,22).
Gott hat sie festgegründet. Wer macht sich anheischig, sie ins Wanken zu bringen? Ihr kennt Seine Macht nicht. "Er schaut auf die Erde und macht sie zittern"
(Ps 103,32). Er gebietet, und was wankte, findet festen Halt. Wenn Er
die Stadt stützte, die ins Wanken geraten war, ist Er dann nicht auch
imstand, die Kirche zu stützen? Die Kirche ist stärker als der Himmel,
denn "Himmel und Erde werden vergehen, Meine Worte aber werden nicht vergehen" (Mt 24,35). Welche Worte? "Du
bist Petros [Fels], und auf diesen Fels will Ich Meine Kirche bauen,
und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18).
Die Ohnmacht der Widersacher
Die Ohnmacht der Widersacher
2. Wenn
du dem Wort nicht glaubst, glaub den Fakten. Wieviele Tyrannen
versuchten, die Kirche zu bezwingen? Wieviele Foltern wandten sie an?
Wieviele Brenneisen? Wieviele Glutöfen, Raubtierzähne, scharfe
Schwerter? Und sie wurde nicht bezwun-gen. Wo sind jene, die sie
bekriegten? Sie sind verstummt und dem Vergessen anheimgefallen. Wo ist
die Kirche? Sie strahlt heller als die Sonne. Die Lampen jener sind
erloschen, die der Kirche ist unsterblich. Wenn die Wenigen damals nicht
besiegt wurden, wie könnte die Kirche jetzt besiegt werden, wo die
besiedelte Erde erfüllt worden ist vom rechten Glauben?
"Himmel und Erde werden vergehen, doch Meine Worte werden nicht vergehen
(Mt 24,35). Und das völlig zu Recht, denn Gott liebt die Kirche mehr
als den Himmel. Nicht einen himmlischen Körper nahm Er an, sondern
Fleisch der Kirche nahm Er an. Um der Kirche willen existiert der
Himmel, nicht die Kirche um des Himmels willen.
Deshalb
laßt euch nicht erschrecken durch das, was geschehen ist. Dies macht
mir zum Ge-schenk: unwandelbaren Glauben. Habt ihr nicht gesehen, wie
Petrus, als er auf dem Wasser dahinschritt und ein wenig zweifelte,
beinahe versunken wäre? Nicht etwa des heftigen Wellengangs wegen,
sondern wegen der Schwäche seines Glaubens. Sind wir etwa auf Grund
menschlicher Beschlüsse hier?[2] Hat uns etwa ein Mensch eingesetzt,
sodass auch ein Mensch absetzen könnte?
Dies
sage ich nicht etwa, weil ich verzweifelt wäre, Gott bewahre, noch auch
aus Arroganz, sondern um zu festigen, was bei euch erschüttert worden
ist. Denn weil die Stadt widerstand, suchte der Teufel die Kirche ins
Wanken zu bringen. Du schmutziger und abscheulicher Teufel, die Mauern
vermochtest du nicht zu überwinden und hoffst, die Kirche der Gläubigen
ins Wanken zu bringen? Ist die Kirche etwa in Mauern? In der Vielzahl
der Gläubigen ist die Kirche. Sieh wieviele feste Säulen, nicht
zusammengehalten durch Eisen, sondern verbunden durch den Glauben![3]
Ich sage nicht, dass eine solche Menge mächtiger lodert als das Feuer,
aber auch nicht, dass du auch nur einen einzigen von ihnen überwältigen
könntest. Du weißt selbst, wieviele Wunden dir die Martyrer zugefügt
haben. Oftmals trat eine zarte Jungfrau in die Arena, weicher als Wachs,
und sie wurde härter als Stein. Du zerfetzest ihr zwar die Seiten, doch
ihren Glauben vermochtest du ihr nicht zu nehmen. Die Kraft des
Fleisches schwand dahin, doch die Macht des Glaubens ließ nicht nach.
Der Körper erschöpfte sich, doch die Gesinnung wurde erneuert. Die
körperliche Substanz löste sich auf, doch die Gottesfurcht blieb
bestehen. Nicht eine einzige Frau besiegtest du, und du hoffst, soviel Volk zu überwältigen?
Christus ist bei mir, was sollte ich fürchten?
Hörst du nicht, was der Herr sagt: "Wo zwei oder drei vereint sind in Meinem Namen, dort bin Ich in ihrer Mitte" (Mt 18,20)? Wo aber soviel Volk in Liebe verbunden ist, da sollte Er nicht gegenwärtig sein? Ich habe Sein Pfand. Vertraue ich etwa auf meine eigene Kraft? Ich bin im Besitz Seines verbrieften Worts. Dieses ist mein Stab, dieses ist meine Sicherheit, dieses ist mir sturmfreier Hafen. Sollte selbst die ganze Welt in Aufruhr geraten, ich habe Sein verbrieftes Wort. Dieses lese ich. Jene geschriebenen Worte sind mir Mauer und Sicherheit. Welche sind das? "Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt" (Mt 28,20).
Hörst du nicht, was der Herr sagt: "Wo zwei oder drei vereint sind in Meinem Namen, dort bin Ich in ihrer Mitte" (Mt 18,20)? Wo aber soviel Volk in Liebe verbunden ist, da sollte Er nicht gegenwärtig sein? Ich habe Sein Pfand. Vertraue ich etwa auf meine eigene Kraft? Ich bin im Besitz Seines verbrieften Worts. Dieses ist mein Stab, dieses ist meine Sicherheit, dieses ist mir sturmfreier Hafen. Sollte selbst die ganze Welt in Aufruhr geraten, ich habe Sein verbrieftes Wort. Dieses lese ich. Jene geschriebenen Worte sind mir Mauer und Sicherheit. Welche sind das? "Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt" (Mt 28,20).
Christus
ist bei mir, was sollte ich fürchten? Selbst wenn Stürme sich erheben
gegen mich, wogende Meere, der Zorn der Mächtigen - all das ist für mich
geringer als Spinnengewebe. Und wäre es nicht um eurer Liebe willen,
hätte ich mich nicht geweigert, schon heute wegzugehen. Denn allezeit
sage ich: "Herr, Dein Wille geschehe". Nicht was dieser oder
jener will, sondern was Du willst, Herr. Dies ist meine Burg, dies ist
mein unverrückbarer Fels. Dies ist mein zuverlässiger Stab. Wenn Gott
will, dass dies geschehe, so geschehe es. Will Er, dass ich hier sei, so
ist es mir recht. Wo immer Er will, dass ich sei, ich sage Ihm Dank.
Ein Leib sind die Getreuen in Christus
Ein Leib sind die Getreuen in Christus
3. Laßt
euch von niemandem beunruhigen. Verharrt in den Gebeten. Diese Dinge
hat der Teufel heraufbeschworen, um euren Eifer bei den Fürbitten zu
lähmen. Doch er hat keinen Erfolg damit, finde ich euch doch im
Gegenteil mit noch glühender Hingabe am Werk. Morgen werde ich zur
Prozession mit euch hinausgehen. Wo ich bin, da seid auch ihr. Wo ihr
seid, da bin auch ich. Wir sind ein Leib. Weder ist der Leib vom Haupt
getrennt, noch das Haupt vom Leibe. Zwar sind wir getrennt durch den
Ort, doch vereint durch die Liebe. Nicht einmal der Tod kann uns
scheiden. Denn selbst wenn mein Körper stirbt, lebt die Seele und
gedenkt des Volkes.
Ihr
seid mir Väter. Wie könnte ich euch vergessen? Ihr seid für mich Väter,
ihr seid für mich Leben, ihr seid für mich Bewährung. Denn indem ihr
Fortschritte macht, bewähre ich mich. Deshalb ist Leben für mich der in
eurem Schatz hinterlegte Reichtum. Ich bin bereit, mich tausendmal zur
Abschlachtung hinzugeben um euretwillen – womit ich keineswegs eine
Gunst erweise, sondern vielmehr meine Pflicht erfülle, denn "der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe" (Joh
10,11) –, ja, möge man mich tausendmal hinschlachten, mir tausendmal
den Kopf abschlagen. Ein solcher Tod ist für mich Fundament der
Unsterblichkeit. Solche Anschläge sind für mich Anlaß zur Sicherheit.
Der wahre Grund seiner Verfolgung
Werde ich etwa Geldes wegen angegriffen, damit ich bereue? Etwa irgendwelcher Sünden wegen, damit ich Schmerz empfinde? Wegen meiner Liebe zu euch werde ich angegriffen. Weil ich alles tue, um euch in Sicherheit zu bewahren, damit keiner einbreche in die Herde, damit die Herde unversehrt bleibe. Der Gegenstand dieser Kämpfe genügt mir als Siegeskranz. Was ist schon daran, wenn ich leide für euch? Ihr seid mir Mitbürger, ihr seid mir Väter, ihr seid mir Brüder, Kinder seid ihr mir, Glieder und Leib, ihr seid mir Licht, und zwar ein süßeres als dies Sonnenlicht. Denn was könnte mir dieser Strahl verschaffen, das eurer Liebe gleichkäme? Das Sonnenlicht ist mir nützlich im gegenwärtigen Leben, doch eure Liebe windet mir einen Kranz für das künftige.
Werde ich etwa Geldes wegen angegriffen, damit ich bereue? Etwa irgendwelcher Sünden wegen, damit ich Schmerz empfinde? Wegen meiner Liebe zu euch werde ich angegriffen. Weil ich alles tue, um euch in Sicherheit zu bewahren, damit keiner einbreche in die Herde, damit die Herde unversehrt bleibe. Der Gegenstand dieser Kämpfe genügt mir als Siegeskranz. Was ist schon daran, wenn ich leide für euch? Ihr seid mir Mitbürger, ihr seid mir Väter, ihr seid mir Brüder, Kinder seid ihr mir, Glieder und Leib, ihr seid mir Licht, und zwar ein süßeres als dies Sonnenlicht. Denn was könnte mir dieser Strahl verschaffen, das eurer Liebe gleichkäme? Das Sonnenlicht ist mir nützlich im gegenwärtigen Leben, doch eure Liebe windet mir einen Kranz für das künftige.
All das sage ich für die Ohren von solchen, die hören. Und welche Ohren wären bereitwilliger
zum Hören als die eurigen? Soviele Tage schon verharrt ihr in Nachtwachen, und keiner von euch ist erschlafft. Noch auch hat euch die Länge der Zeit weich zu machen vermocht, ebensowenig die Einschüchterungen und Drohungen. Allem gegenüber habt ihr euch als tapfer erwiesen. Und was sage ich "als tapfer erwiesen"? Was ich von jeher für euch wollte, das habt ihr getan. Ihr habt die Dinge dieses vergänglichen Daseins verachtet, habt euch gelöst von der Erde und seid hinaufgestiegen in den Himmel. Ihr habt euch befreit von den Banden des Fleisches und euch hingestreckt zu jener seligen Philosophie.[4] Diese Dinge sind es, die für mich Kränze bedeuten, die mir Trost, Linderung und Balsam spenden. Sie sind mir Leben und Fundament der Unsterblichkeit.
zum Hören als die eurigen? Soviele Tage schon verharrt ihr in Nachtwachen, und keiner von euch ist erschlafft. Noch auch hat euch die Länge der Zeit weich zu machen vermocht, ebensowenig die Einschüchterungen und Drohungen. Allem gegenüber habt ihr euch als tapfer erwiesen. Und was sage ich "als tapfer erwiesen"? Was ich von jeher für euch wollte, das habt ihr getan. Ihr habt die Dinge dieses vergänglichen Daseins verachtet, habt euch gelöst von der Erde und seid hinaufgestiegen in den Himmel. Ihr habt euch befreit von den Banden des Fleisches und euch hingestreckt zu jener seligen Philosophie.[4] Diese Dinge sind es, die für mich Kränze bedeuten, die mir Trost, Linderung und Balsam spenden. Sie sind mir Leben und Fundament der Unsterblichkeit.
Die Vorwände der Verfolger
4. Doch
ich sehe, dass einige mich anhand meiner eigenen Lehren zu überzeugen
suchen, mich zu ergeben. Eine Vielzahl von Gunsterweisen pflegt in ihr
Gegenteil umzuschlagen, und so fiel ich bei denen, die mich als Zeloten
betrachten, in Ungnade. Andere schieben jeden Anstand beiseite und
gewinnen den Sieg durch Verzerrung der Tatsachen. Sie drohten nicht,
doch sie stifteten an. Es ist nämlich jetzt an der Zeit, dass ich meine
Betrübnis zum Ausdruck bringe.
Das
Gesetz gibt es zwar, doch der Gesetzgeber wird übergangen. Kinder, bei
eurer Liebe, ich sehe eine Intrige, die Krieg führt gegen uns und Gott
beleidigt. Ich sehe den guten Kampf erlahmen und den Kampfrichter
bekümmert. Ich sehe den Glauben an die Wahrheit dahinwelken und die
Intrige blühen. Sie sagen zu mir: "Du hast zuerst gegessen und danach
getauft." Wenn ich solches getan habe, möge ich Anathema sein, möge man
mich nicht zum Stamm der Bischöfe rechnen, möge ich nicht in
Gesellschaft der Engel sein, möge ich Gott nicht gefallen. Doch selbst
dann, wenn ich gegessen und danach getauft hätte, würde ich nichts
Ungehöriges getan haben. Höre genau hin auf das, was ich sage, und ich
werde nicht aufhören, es zu sagen. Denn für mich ist es nicht lästig, es
immer wieder zu sagen, und euch gereicht es zum Schutz.
Doch
kommen wir zurück auf das Thema. Jene sagen, ich habe gegessen und
danach getauft. Mögen sie also Paulus absetzen, denn nach dem Essen
spendete er dem Gefängniswärter die Taufe. Ich wage sogar zu sagen,
setzt Christus Selbst ab, denn nach dem Abendmahl reichte Er den Jüngern
die Kommunion. Doch es ist recht, dass solches für uns große Bedeutung
hat. Dies sind die erfreulichen Dinge des Friedens, und sie gereichen
dem Volk zum Lob. Mir gehört der Kranz, euch gehört die Frucht.
Doch
wißt ihr, Geliebte, warum sie mich absetzen wollen? Weil ich keinen
Teppich ausbrei-tete, noch auch seidene Gewänder trug und ihre Eßsucht
nicht ermutigte. Die Nachkommen der Schlange sind zur Blüte gelangt.
Noch ist die Nachkommenschaft der Jezabel am Leben (s. 3 Kön 16,29ff).
Doch auch die Gnade des Elias ist nach wie vor am Werk.
Die Verderbtheit der Mächtigen - Beispiel der Herodias
Bringen wir auch den wunderbaren und wahrhaft reichen Verkünder des Lebens herbei, Johannes meine ich, den Armen, der nicht einmal ein Öllämpchen hatte, denn er besaß das helle Licht Christi. Das Haupt des Johannes begehrte jene, die das gleiche tat wie Eva,[5] die Heiligen hinderte, die Propheten verfolgte, das böse Fasten verkündete, die des Tanzes der Giftnatter Kundige, die tanzte an jenem nichtigen Festmahl. Nicht das Leben begehrte sie, noch auch Reichtum, königliche Würde oder irgendeinen anderen Besitz. Sondern was, sag mir, o Mensch, begehrte sie? Das Haupt eines Menschen. Und was sage ich? Nicht irgendeines Mensch, sondern eines Evangelisten. Als sie sein Haupt empfing, war dies kein Sieg für sie. Das verlangte Haupt wurde zwar abgehauen und die Erfüllung des frevlerischen Begehrens auf einem Teller sogleich hergebracht. Doch sieh und bewundere Gottes Macht: Der Unschuldige hatte strengen Tadel ausgesprochen und wurde enthauptet. Doch der Enthauptete steht zur Rechten Christi, während jene die unausweichliche Züchtigung empfängt.
Bringen wir auch den wunderbaren und wahrhaft reichen Verkünder des Lebens herbei, Johannes meine ich, den Armen, der nicht einmal ein Öllämpchen hatte, denn er besaß das helle Licht Christi. Das Haupt des Johannes begehrte jene, die das gleiche tat wie Eva,[5] die Heiligen hinderte, die Propheten verfolgte, das böse Fasten verkündete, die des Tanzes der Giftnatter Kundige, die tanzte an jenem nichtigen Festmahl. Nicht das Leben begehrte sie, noch auch Reichtum, königliche Würde oder irgendeinen anderen Besitz. Sondern was, sag mir, o Mensch, begehrte sie? Das Haupt eines Menschen. Und was sage ich? Nicht irgendeines Mensch, sondern eines Evangelisten. Als sie sein Haupt empfing, war dies kein Sieg für sie. Das verlangte Haupt wurde zwar abgehauen und die Erfüllung des frevlerischen Begehrens auf einem Teller sogleich hergebracht. Doch sieh und bewundere Gottes Macht: Der Unschuldige hatte strengen Tadel ausgesprochen und wurde enthauptet. Doch der Enthauptete steht zur Rechten Christi, während jene die unausweichliche Züchtigung empfängt.
Und
abermals begehrt und eifert ihre Nachkommenschaft, der dornenreiche
Same. Abermals verlangt Herodias das Haupt des Johannes mit Hilfe des
Tanzes, diesmal nicht desjenigen, der mit den Füßen vollführt wird,
sondern jenes der Maria.[6] Und wiederum ruft und sagt Johannes: "Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben" (Mk 6,18).
Das Vorbild des heiligen Königs David
5. Doch
was soll ich sagen? Die gegenwärtige Epoche ist zum Weinen. Alles artet
aus in Ruhmlosigkeit, und alles richtet die Zeit. Das Gold überzieht
das Ganze mit Glanz. Doch bringt mir den heiligen David her, der sagt
und mit lauter Stimme ruft: "Wenn das Gold in Strömen fließt, hängt nicht euer Herz daran" (Ps 61,11).
Sag
mir, wer war jener, der dies sagte? Besaß er nicht die höchste Würde im
Reich? Gebot er nicht kraft königlicher Vollmacht? Doch er schaute
nicht aus nach Raub, er sann nicht auf Niederreißen der Gottesfurcht,
seine Sorge galt nicht dem Anhäufen von Schätzen, sondern der
Aufstellung von Heeren zum Kampf (s. 1 Kön 30,1ff).[7] Er suchte nicht
die Zustimmung einer Frau (s.2 Kön 6,21ff).[8] So flieht denn, o ihr
Frauen, die fremden Gedanken. Gebt euren Männern nicht schlechten Rat,
sondern seht euch vor kraft dessen, was gesprochen worden ist.
Haben
wir euren Brand jetzt gelöscht? Ist euer Herz jetzt besänftigt? Ich
weiß, dass ihr, Töchter der Maria, Nutzen finden werdet. Den anderen
aber, die voll sind ohne Wein, berauscht von der Geldgier, ruft der
selige Paulus zu und verkündet ihnen: "Wurzel aller Übel ist die Geldgier" (1
Tim 6,10). Doch die unverständigen unter den Frauen verstopfen sich die
Ohren, und statt guten Samens bringen sie Dornen hervor.
Deshalb bitte ich: Möge unser Same nicht auf Gestein fallen. Wir sind der Acker Christi. Möchten wir doch von Ihm hören: "Gut so, du treuer Knecht, komm herein in Mein Haus" (s. Mt 25,23) und nicht etwa jene anderen Worte: "du böser Knecht"
(Mt 25,26). Ich bitte euch - euer Lebenswandel leuchte vor den
Menschen, lassen wir unser Salz nicht schal werden, sondern
verherrlichen wir Christus, danken wir Ihm, die Reichen dem Reichen,
die Bedürftigen dem Freund der Menschen und der Armen, die Mächtigen
Seiner starken Hand.
Soviel,
was euch betrifft. Was mich angeht, so erlaubt Gott, dass ich erleide,
was man gegen mich ausgeheckt hat, vielleicht deshalb, weil Er mich
durch unglückliche Geschehnisse prüfen will. Denn in Leiden ist
jedwelcher Sieg hinterlegt, und mit Kämpfen wird der Kranz bereitet.
Sagte doch auch der wunderbare Paulus: "Den Weg habe ich vollendet, den Glauben bewahrt. Nun liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit" (2 Tim 4,7). Dieses Kranzes möchtet ihr gewürdigt werden von Ihm, Der Gebieter ist über alles in die Ewen. Amen.
Quelle: prodromos-verlag.de
[1] Diese Botschaft richtete der hl. Johannes Chrysostomos, Erzbischof von Konstantinopel (ca. 350-407, siehe Das Synaxarion am 13. November), kurz nach seiner Verurteilung durch das Pseudo-Konzil bei der Eiche im Jahr 403, bevor er die Reise ins Exil antrat, an seine geistige Herde, die tief betroffen war von diesem ungerechten Entscheid. Die Homilie des großen Kirchenvaters zeigt, zusammen mit seinem ganzen Leben, auch uns heutigen, dass die Kirche Christi niemals repräsentiert werden kann durch ungerechte Entscheidungen und dass sie Konzile nicht auf Grund formaler Merkmale als gültig anerkennt, sondern auf Grund ihrer Wahrhaftigkeit und ihrer Übereinstimmung mit der ganzen Heiligen Tradition. Griech. Urtext in EPE JohChrys Bd. 33, unter dem Titel " Ὁμιλία πρὸ τῆς ἐξορίας" ("Homilie vor dem Exil "). Dt. Übersetzung Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011.
[2] Der hl. Johannes bezieht sich hier auf seine Einsetzung an die Spitze der Kirche von Konstantinopel.
[3] Hier zeigt der hl. Johannes Chrysostomos das orthodoxe Prinzip der Einheit der Kirche: nicht irgendein Zwang, nicht irgendeine institutionelle Struktur, sondern der gemeinsame, lebendige Glaube.
[4] Als "Philosophie" bezeichnen die heiligen Väter jener Zeit das Leben in Christus, das gelenkt und erleuchtet ist vom Heiligen Geist, von der wahren Weisheit, nämlich der göttlichen.
[5] Gemeint ist Herodias, die Frau des Herodes, zusammen mit ihrer Tochter Salome, die auf Rat ihrer Mutter von König Herodes das Haupt des hl. Johannes des Vorläufers und Täufers verlangte als Lohn für ihren unzüchtigen Tanz (s. Mk 6,14ff).
[6] Der hl. Johannes spielt hier an auf die Zügellosigkeit am Hof von Kaiser Arkadios und Kaiserin Eudoxia, die ihn verfolgen, weil er sie tadelt dafür. Mit Maria ist die Kaiserin gemeint, vom hl. Johannes gleichgesetzt mit Maria (oder Miriam), der Schwester des Mose, die den Propheten verleumdete und deshalb von Aussatz befallen wurde (s. Num 12,1ff).
[7] David besiegte Amalek und alle Nachbarvölker, die sich dem Willen Gottes widersetzten.
[8] Davids Frau Michal verachtete ihn dafür, dass er vor dem Herrn tanzte, als die Arche nach Jerusalem überführt wurde, doch er machte ihr klar, dass er weiterhin tanzen würde vor dem Herrn, ohne auf ihre Mißbilligung zu achten.
Quelle: prodromos-verlag.de
[1] Diese Botschaft richtete der hl. Johannes Chrysostomos, Erzbischof von Konstantinopel (ca. 350-407, siehe Das Synaxarion am 13. November), kurz nach seiner Verurteilung durch das Pseudo-Konzil bei der Eiche im Jahr 403, bevor er die Reise ins Exil antrat, an seine geistige Herde, die tief betroffen war von diesem ungerechten Entscheid. Die Homilie des großen Kirchenvaters zeigt, zusammen mit seinem ganzen Leben, auch uns heutigen, dass die Kirche Christi niemals repräsentiert werden kann durch ungerechte Entscheidungen und dass sie Konzile nicht auf Grund formaler Merkmale als gültig anerkennt, sondern auf Grund ihrer Wahrhaftigkeit und ihrer Übereinstimmung mit der ganzen Heiligen Tradition. Griech. Urtext in EPE JohChrys Bd. 33, unter dem Titel " Ὁμιλία πρὸ τῆς ἐξορίας" ("Homilie vor dem Exil "). Dt. Übersetzung Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011.
[2] Der hl. Johannes bezieht sich hier auf seine Einsetzung an die Spitze der Kirche von Konstantinopel.
[3] Hier zeigt der hl. Johannes Chrysostomos das orthodoxe Prinzip der Einheit der Kirche: nicht irgendein Zwang, nicht irgendeine institutionelle Struktur, sondern der gemeinsame, lebendige Glaube.
[4] Als "Philosophie" bezeichnen die heiligen Väter jener Zeit das Leben in Christus, das gelenkt und erleuchtet ist vom Heiligen Geist, von der wahren Weisheit, nämlich der göttlichen.
[5] Gemeint ist Herodias, die Frau des Herodes, zusammen mit ihrer Tochter Salome, die auf Rat ihrer Mutter von König Herodes das Haupt des hl. Johannes des Vorläufers und Täufers verlangte als Lohn für ihren unzüchtigen Tanz (s. Mk 6,14ff).
[6] Der hl. Johannes spielt hier an auf die Zügellosigkeit am Hof von Kaiser Arkadios und Kaiserin Eudoxia, die ihn verfolgen, weil er sie tadelt dafür. Mit Maria ist die Kaiserin gemeint, vom hl. Johannes gleichgesetzt mit Maria (oder Miriam), der Schwester des Mose, die den Propheten verleumdete und deshalb von Aussatz befallen wurde (s. Num 12,1ff).
[7] David besiegte Amalek und alle Nachbarvölker, die sich dem Willen Gottes widersetzten.
[8] Davids Frau Michal verachtete ihn dafür, dass er vor dem Herrn tanzte, als die Arche nach Jerusalem überführt wurde, doch er machte ihr klar, dass er weiterhin tanzen würde vor dem Herrn, ohne auf ihre Mißbilligung zu achten.
http://www.impantokratoros.gr/55D68DC6.de.aspx
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