Abba Isaak der Syrer
Über die drei Arten
von Wissen [1]
von Wissen [1]
[Rede 62]
Wissen und Glaube
1.
Die Seele, die in ihrer Lebensführung dem Weg des Glaubens folgt, macht
oft große Fortschritte hierin. Wendet sie sich aber wieder zurück zu
den Methoden des Wissens, beginnt sie sogleich zu hinken im Glauben, und
dessen noetische Kraft –dank des göttlichen Beistands in seinen
verschiedenen Formen präsent in der reinen Seele, die fraglos, in aller
Einfachheit, darauf zurückgreift in allem, was sie betrifft –weicht von
ihr.
2. Denn
die Seele, die sich ein für allemal vertrauensvoll Gott übergeben und
durch vielfache Erfahrung Seine Hilfe gekostet hat, sorgt sich nicht
länger um sich selbst, sondern sie ist verstummt, sprachlos geworden vor
Verwunderung, und es ist ihr nicht länger erlaubt, sich zurückzuwenden
zu den Weisen ihres eigenen Wissens und von diesen Gebrauch zu machen,
damit ihr nicht etwa durch dessen Widerspruch die Fürsorge Gottes
entzogen werde, die sie unablässig im Verborgenen beschützt und behütet
und ununterbrochen auf jede Weise für sie sorgt. Es wäre in der Tat
Torheit von ihr, sich für fähig zu halten, kraft dieses ihres eigenen
Wissens für sich selbst vorzusorgen.
Diejenigen nämlich, in denen das
Licht des Glaubens aufgegangen ist, sind nicht länger so unverschämt,
für sich selbst zu bitten, von Gott zu verlangen: "Gib uns dieses" oder
"Nimm jenes von uns", oder sich in irgendeiner Weise um sich selbst zu
sorgen. Sehen sie doch mit den noetischen Augen des Glaubens zu jeder
Zeit die väterliche Fürsorge, die sie überschattet vom wahren Vater her,
Der in Seiner unermeßlich großen Liebe jede [menschliche] Vaterliebe
übertrifft, Der allein fähig und mächtig ist, uns in Fülle alles zu
verschaffen, weit mehr als das, worum wir zu bitten oder was wir uns
auszudenken und vorzustellen vermögen.
3. Wissen
ist dem Glauben entgegengesetzt, doch der Glaube, durch all das, was
ihm eigen ist, hebt die Gesetze des Wissens auf (wir reden hier nicht
vom geistigen Wissen). Die Satzung des Wissens ist, dass man nichts tun
soll ohne Prüfung und Untersuchung, sondern dass man prüfen muß, ob das,
was man begehrt und will, möglich und machbar sei. Was aber den Glauben
betrifft, so gilt dies: Wenn sich ihm jemand nicht in rechter Weise
nähert, wird er sich nicht herbeilassen, in einem solchen zu verweilen.
4.
Wissen ohne Untersuchung und ohne Methoden der Überprüfung ist gar
nicht denkbar, und hier ist der Punkt, wo die Bezweiflung der Wahrheit
ansetzt. Glaube aber erfordert eine reine und einfache Gesinnung, fern
von jedem Argwohn und von der Sorge um Methoden. Sieh, wie sehr die
beiden einander entgegengesetzt sind! Das Haus des Glaubens ist ein
kindlicher Sinn und ein einfaches Herz. "In Einfachheit des Herzens", steht geschrieben, "lobpriesen sie Gott" (Apg 2,46), und: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht hineinkommen in das Reich der Himmel" (Mt 18,3). Das Wissen aber ist diesen beiden feind und entgegengesetzt.
5. Wissen
bleibt innerhalb der Grenzen der Natur und bewahrt dieselbe auf allen
seinen Wegen. Der Glaube aber geht seinen Weg über der Natur. Das Wissen
läßt kein Ding an sich herankommen, das die Natur aufhebt, sondern hält
sich fern davon. Doch der Glaube läßt es bereitwillig zu und sagt: "Auf Natter und Kobra wirst du treten und Löwen und Drachen niedertreten" (Ps 90,13).
6. Dem
Wissen folgt die Angst, dem Glauben aber die Zuversicht. Denn in dem
Maß, wie einer auf den Wegen des Wissens wandelt, wird er von der Angst
gefesselt und kann sich davon nicht befreien. Doch wer dem Glauben
folgt, ist sogleich frei und selbständig und macht wie ein Sohn Gottes
von allen Dingen freien Gebrauch, wie er will. Der Mensch, der die
Schlüssel des Glaubens gefunden hat, macht wie Gott Gebrauch von allen
Kräften der Schöpfung. Denn der Glaube hat die Macht, nach dem Vorbild
Gottes eine neue Schöpfung hervorzubringen. "Du wolltest", so steht geschrieben, "und alles stand vor Dir" (s. Ps 148,5, Hiob 23,13). Und oftmals vermag er aus dem Nichts alles zu erschaffen.
Das
Wissen aber kann nichts erschaffen ohne Materie. Was der Natur nicht
gegeben ist, wagt das Wissen nicht zu tun. Wie könnte es auch? Die
flüssige Natur des Wassers läßt sich nicht mit den Füssen beschreiten,
und wer sich dem Feuer nähert, wird verbrannt, und sollte einer tollkühn
solches unternehmen, setzt er sich Gefahren aus.
7.
Deshalb hütet sich das Wissen sorgfältig vor solchem und läßt sich
nicht überzeugen, diese Grenze zu überschreiten. Der Glaube hingegen
setzt sich souverän hinweg darüber und sagt: "Wenn du durchs Feuer gehst, wird es dich nicht brennen, und wenn durch Ströme, werden sie dich nicht ertränken" (Is
43,2). Oftmals hat der Glaube solches gewirkt, vor den Augen der ganzen
Schöpfung. Gäbe man aber dem Wissen die Gelegenheit, solches zu
versuchen, würde es sich in keiner Weise dazu bringen lassen. Durch die
Macht des Glaubens traten viele in die Flammen, zügelten die brennende
Kraft des Feuers und kamen unversehrt wieder heraus, und durch die Macht
des Glaubens schritten sie auf dem Wasser wie auf festem Boden. All das
ist über der Natur und den Regeln des Wissens entgegengesetzt, und es
zeigt, wie nichtig dieses ist in allen seinen Methoden und Gesetzen.
8. Siehst
du, wie das Wissen innerhalb der Grenzen der Natur verharrt und wie der
Glaube seinen Weg geht über der Natur? Fünftausend Jahre lang, oder
etwas mehr oder weniger, beherrschten die Methoden des Wissens die Welt,
und der Mensch vermochte sein Haupt nicht im geringsten von der Erde zu
erheben, um die Macht Seines Schöpfers wahrzunehmen, bis schließlich
unser Glaube aufstrahlte und uns befreite von der Finsternis der
irdischen Werke und von der Sklaverei eitler Überhebung. Und nun, da wir
das ruhige Meer und den unerschöpflichen Reichtum gefunden haben,
begehren wir abermals abzuirren zu armseligen Brunnen! Es gibt kein
Wissen, das nicht dürftig wäre, wie sehr es sich auch bereichern mag.
Die Schätze des Glaubens aber vermögen Himmel und Erde nicht zu fassen.
Wessen Herz sich auf die Zuversicht des Glaubens stützt, der wird nie
irgendeines Dings entbehren, und selbst wenn er nichts hat, besitzt er
kraft des Glaubens alles, wie geschrieben steht: "Um was immer ihr bittet im Gebet mit Glauben, werdet ihr empfangen" (Mt 21,22), und: "Der Herr ist nahe, sorgt euch um nichts" (Phil 4,5).
9. Das Wissen sucht allezeit nach Mitteln und Wegen zur Beschützung jener, die es besitzen. Der Glaube aber sagt: "Wenn
nicht der Herr das Haus erbaut, mühen sich die Bauleute vergeblich, und
wenn nicht der Herr die Stadt behütet, wacht der Wächter umsonst" (Ps
126,1). Derjenige, der mit Glauben betet, hat keine solchen Methoden
nötig, noch auch gibt er sich ab damit. Das Wissen preist allerorts das
Fürchten, wie der Weise sagt: "Wer in seinem Herzen fürchtet, ist selig" (s. Sir 34,15). Der Glaube aber sagt: "Er fürchtete sich und begann zu sinken" (Mt 14,30), sowie: "Ihr aber habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, sondern den Geist der Sohnschaft" (Röm 8,15), zur Freiheit des Glaubens und der Zuversicht in Gott, und wiederum: "Fürchte sie nicht" (Mt 10,26), und ergreif nicht die Flucht vor ihnen.
10. Die
Furcht folgt stets aus dem Zweifel, auf diesen folgt das Untersuchen,
das Untersuchen erfordert Mittel und Wege, und diese wiederum
erfordern Wissen. Im Erforschen und Untersu-chen erfährt einer immerdar
Furcht und Zweifel. Denn wie wir eingangs aufzeigten, erreicht das
Wissen nicht immer und in allem sein Ziel. Oftmals nämlich begegnet die
Seele widrigen Geschehnissen und Entwicklungen, mancherlei Situationen
voller Gefahren, bei denen das Wissen und die Methoden der Weisheit
keinerlei Hilfe zu bieten vermögen. Der Glaube hingegen wird niemals
besiegt von solchen Schwierigkeiten, die keine Kraft innerhalb der
Grenzen des menschlichen Wissens zu überwinden vermag. Wie in der Tat
könnte das menschliche Wissen ausreichen, um zu helfen im offenen Krieg
gegen die unsichtbaren Naturen und die körperlosen Mächte und vieles
andere dieser Art?
11. Siehst
du, wie schwach die Macht des Wissens ist und wie stark die Macht des
Glaubens? Das Wissen hindert seine Jünger daran, sich irgendetwas zu
nähern, was der Natur fremd ist. Doch beachte die Macht des Glaubens
hierin und was er den in ihm bewährten Jüngern verheißt: "In Meinem
Namen werdet ihr Dämonen austreiben, ihr werdet Schlangen aufheben, und
wenn ihr Gift trinkt, wird es euch nicht schaden" (Mk 16,17).
12. Das
Wissen gebietet allen, die seinem Weg folgen, entsprechend seinen
Gesetzen in jeder Sache vor dem Anfang das Ende zu prüfen und erst dann
anzufangen, damit nicht etwa das Ende der Sache sich als etwas erweise,
das die Grenzen der menschlichen Macht überschreitet, und der Mensch
sich vergeblich bemühe, da sein Ziel schwer oder unmöglich zu erreichen
ist. Der Glaube aber sagt: "Alles ist möglich für den, der glaubt" (Mt 9,23), denn "nichts ist unmöglich für Gott" (Mk 10,27).
13. O
welch unsäglicher Reichtum, welcher Ozean des Reichtums ergießt sich in
endlosen Wellen wunderbarer Schätze aus der Macht des Glaubens! Von
welchem Mut, von welcher Wonne und Hoffnung ist die Wanderung in der
Gesellschaft des Glaubens erfüllt! Wie leicht ist seine Bürde und wie
süß sein Werk!
14. Frage: Derjenige,
der gewürdigt worden ist, die Süße des Glaubens zu kosten, und sich
danach wieder dem natürlichen Wissen zuwendet, mit wem ist der zu
vergleichen?
Antwort: Mit
einem, der eine kostbare Perle gefunden hat und sie eintauscht gegen
eine Kupfermünze. Oder mit einem, der seine Freiheit und
Selbstbestimmung aufgibt und sich einem Bettlerdasein zuwendet, das
erfüllt ist von Angst und Sklaverei.
15. Nicht
dass das Wissen an sich tadelnswert wäre, doch der Glaube ist höher als
jenes. Wenn wir es tadeln, so nicht um seinetwillen - bewahre! -,
sondern seiner verschiedenen verzerrten Formen wegen, in denen es seiner
eigenen Natur zuwiderläuft und sich den Legionen der Dämonen ebenbürtig
macht. Wie dies geschieht, werden wir im Folgenden deutlich machen.
Wir werden darlegen, auf wievielen Stufen sich das Wissen bewegt, wie es
sich unterscheidet auf jeder davon; ferner durch welche Vorstellungen
es angeregt wird in jeder seiner Formen, wenn es darin verweilt; in
welchen dieser Formen es sich dem Glauben entgegenstellt und herausfällt
aus seiner eigenen Natur, wenn es diesen folgt; welches seine
Unterscheidungen sind; durch welche Ordnung es, wenn es sich wieder
seinem ursprünglichen Ziel zuwendet, zurückkehrt zu seiner Natur und
durch rechte Lebensführung zum Sprungbrett wird für den Glauben; bis
wohin die Unterscheidungen dieser Ordnung es führen können und wie es
von diesen weiterschreitet zu dem, was höher ist als diese; welches
wiederum die Formen jener anderen Ordnung sind, das heißt der höheren,
und wann das Wissen sich mit dem Glauben vereint und eins wird mit ihm
und von diesem her durchdrungen wird mit feurigen Erkenntnissen, sodass
es entrückt wird im Geist und Flügel der Leidenschaftslosigkeit erwirbt
und sich erhebt vom Dienst des Irdischen in die Sphäre seines Schöpfers;
ferner andere Formen des Wissens.
16. Vorerst
aber ziemt sich für uns zu begreifen, dass der Glaube und sein Werk
höher ist als das Wissen. Das Wissen selbst findet seine Vollendung im
Glauben und erwirbt erst durch diesen die Kraft, sich in die Höhe zu
schwingen und wahrzunehmen, was höher ist als alle Wahrnehmung, und
jenes Licht zu schauen, das unbegreiflich ist für den Verstand und
jenseits der Erkenntnis des Geschaffenen. Das Wissen ist eine Stufe, die
hinaufführt zur Höhe des Glaubens, und wenn es sich derselben nähert,
wird es überflüssig. "Teilweise nur wissen wir jetzt", steht geschrieben, "kommt aber das Vollkommene, wird das Teilwissen abgelegt werden" (1
Kor 13,9). Der Glaube mithin ist es, der uns jetzt schon wie in einer
Vision die Wahrheit in ihrer Vollkommenheit zeigt, und kraft des
Glaubens erfahren wir jenes Unbegreifliche, und nicht kraft des
Untersuchens und der Macht des Wissens.
17. Dies
sind die Werke der Gerechtigkeit: Fasten, Mildtätigkeit, Wachen,
Heiligung[2] und das übrige von dem, was mit Hilfe des Körpers gewirkt
wird. Sodann Liebe zum Nächsten, Demut des Herzens, Vergeben der Sünden
der anderen, Erinnerung an das Gute, das man empfangen hat, Betrachtung
der in den Heiligen Schriften verborgenen Mysterien, Beschäftigung des
Denkens mit den höheren Dingen, Zügelung der Leidenschaften der Seele
und die übrigen Tugendwerke, die in der Seele vollbracht werden. All
das bedarf des Wissens, denn dieses ist es, das diese Dinge überwacht
und ihre Reihenfolge lehrt. Sie sind weitere Stufen, über welche die
Seele emporklimmt zur höchsten Höhe des Glaubens, und sie werden
Tugenden genannt.
18. Die
Lebensweise des Glaubens aber ist höher als die Tugend. Ihr Werk ist
nicht Mühsal, sondern vollkommene Erquickung und Tröstung, und es
vollzieht sich im Herzen und in den Wahrnehmungen der Seele. All die
wunderbaren Weisen der geistigen Lebensweise, deren Werk geistige
Empfindung bringt, Wonne, Nutzen für die Seele, Liebe und Freude in Gott
und alles übrige, was diese Lebensweise der Seele verschafft, die der
Gnade jener Seligkeit würdig geworden ist, und was die Heiligen
Schriften verhüllt andeuten - all das mithin wird kraft des Glaubens von
Gott her gewirkt, Der Seine Gnadengaben in Fülle schenkt.
19. Einwand: Es
könnte aber jemand einwenden: Wenn all diese guten Dinge, die
vorerwähnten Werke der Tugend, die Enthaltung vom Bösen, die
Unterscheidung der in der Seele aufsprießenden subtilen Gedanken, der
Kampf mit den Gedanken und der Kampf gegen die von diesen erregenden
Leidenschaften und das übrige, ohne welche der Glaube selbst seine Macht
in der Tätigkeit der Seele nicht zu entfalten vermag, wenn mithin all
dies vom Wissen gewirkt wird, wie kann man da das Wissen als dem Glauben
entgegengesetzt betrachten?
20. Antwort: Wir
sagen, dass es drei Denkweisen gibt, durch die das Wissen aufsteigt und
absteigt, und entsprechend der Verschiedenheit dieser Denkweisen, worin
es sich bewegt, ändert sich auch das Wissen, sei es zum Schaden, sei es
zum Nutzen. Diese drei Denkweisen sind jene des Fleisches, der Seele
und des Geistes. Obwohl das Wissen eins ist in seiner Natur, wird es je
nachdem, ob es im Bereich des Sinnlichen oder des Noetischen verharrt,
gröber oder feiner, und dementsprechend ändert sich auch das, wovon es
gespiesen wird, und die Art, in der es von seinen Wahrnehmungen Gebrauch
macht.
21. Vernimm
mithin, welches die Ordnung des Wirkens des Wissens ist und aus welchen
Gründen es entweder schadet oder hilft. Das Wissen ist ein Geschenk
Gottes an die Natur der vernunftbegabten Geschöpfe, und es wurde ihnen
vom Anfang ihrer Erschaffung an gegeben. Es ist von Natur aus einfach
und ungeteilt, geradeso wie auch das Sonnenlicht ungeteilt ist, doch im
Verlauf seines Wirkens erfährt es Veränderungen und Teilungen.
[Rede 63]
Die erste Art von Wissen -
jenes des Fleisches
jenes des Fleisches
22.
Wenn das Wissen den fleischlichen Gelüsten folgt, sucht es folgende
Dinge zu erlangen: Reichtum, eitlen Ruhm, Schmuck, leibliches
Wohlergehen, die Weisheit des Intellekts, die nützlich ist zur Regierung
dieser Welt und ständig Neuerungen hervorbringt im Bereich der
Erfindungen, der Künste und Wissenschaften, sowie alles weitere, das dem
Körper in dieser sichtbaren Welt zu Kronen verhilft. Auf Grund dieser
Dinge stellt es sich dem Glauben entgegen, wie wir schon sagten und
darlegten. Diese Art von Wissen wird leeres Wissen[3] genannt,
weil es entblößt ist von jedem Gedanken an Gott und im Verstand eine
widersinnige Schwäche bewirkt, denn es ist beherrscht vom Körper und
strebt nach nichts anderem als dieser Welt.
23. Auf
dieser Stufe des Wissens denkt einer überhaupt nicht daran, dass es im
Menschen eine noetische Kraft und einen verborgenen Lenker gibt, dass
die göttliche Fürsorge über ihn wacht und ihn schützt, dass die
Voraussicht Gottes die menschlichen Angelegenheiten steuert. Sondern er
meint, dass alles Gute, das der Mensch hat, die Rettung aus Gefahren,
die Behütung vor Unheil und vor den vielen Widrigkeiten, die unsere
Natur im Verborgenen oder offen bedrohen, seinen eigenen Bemühungen und
klugen Methoden zu verdanken seien.
24. Auf
dieser Stufe meint das Wissen, alles sei seiner eigenen Voraussicht und
Fürsorge zuzuschreiben, wie es jene Menschen tun, die sagen, dass es
keine höhere Lenkung der sichtbaren Dinge gebe. Deshalb vermag es sich
nie zu befreien von der ständigen Sorge und Furcht um den Körper. Es ist
im Griff des Kleinmuts, der Betrübnis und Verzweiflung. Es fürchtet die
Dämonen und die Menschen und zittert bei der Kunde von Räubern und
Todesfällen, beunruhigt sich wegen Krankheit, Armut und Mangel am
Notwendigen, es fürchtet den Tod, das Leiden, die wilden Tiere und
dergleichen mehr, sodass dieses Wissen einer stürmischen See gleicht,
aufgepeitscht von den Winden zu jeder Stunde des Tages und der Nacht.
Denn es weiß seine Sorge nicht auf den Herrn zu werfen (s. Ps 54,23),
mit der Zuversicht des Glaubens an Ihn. Deshalb ist es ständig
beschäftigt mit dem Ausdenken von Schutzmaßnahmen und klugen Manövern.
Doch wenn seine Bemühungen aus irgendeinem Grund fruchtlos bleiben,
während es fortfährt, die unsichtbare Fürsorge zu ignorieren, kämpft es
gegen die Menschen, als wären sie es, die es hindern und sich ihm
entgegenstellen.
25. Dieser
Art von Wissen ist der Baum des Wissens von Gut und Böse eingepflanzt,
der die Liebe entwurzelt. Solches Wissen untersucht die kleinen
Verfehlungen der anderen Menschen, ihre Schuld und Schwächen, und es
bereitet im Menschen den Boden für Dickköpfigkeit, Streitsucht,
Hinterlist, Schurkerei und die übrigen Dinge, die den Menschen entehren.
Diese Art von Wissen gebiert und nährt Aufgeblasenheit und Hochmut,
denn es schreibt alles Gute sich selbst zu, statt es auf Gott
zurückzuführen.
26. Der Glaube aber schreibt seine Werke der göttlichen Gnade zu. Deshalb kann er sich nicht überheben, sondern sagt: "Alles vermag ich in Christus, Der mich stärkt" (Phil. 4,13), und: "Nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die bei mir ist" (1 Kor 15,10). Wenn der selige Apostel sagt: "Wissen bläht auf" (1
Kor 8,1), so meint er diese Art von Wissen, die keine Beziehung hat zum
Glauben und zur Hoffnung auf Gott, und nicht etwa das wahre Wissen,
bewahre!
27. Das
wahre Wissen, die Erkenntnis der Wahrheit, vollendet diejenigen, die es
erlangen, durch die Demut, wie es mit Moses, David und Isaiah geschah,
mit Petrus und Paulus und all den anderen Heiligen, die dieses
vollkommenen Wissens gewürdigt wurden, in dem Maß, wie es der
menschlichen Natur möglich ist. Denn weil ihr eigenes Wissen
verschlungen wird von den aufeinanderfolgenden Visionen und göttlichen
Offenbarungen, von der erhabenen Betrachtung der geistigen Dinge und der
unaussprechlichen Mysterien, erachten sie sich selbst allezeit als
Staub und Asche.
28. Doch
jenes andere Wissen bläst zwangsläufig auf, wandelt es doch im
Finsteren und beurteilt alles nach dem Kriterium der irdischen Dinge,
und es weiß nicht, dass es etwas Höheres gibt als es selbst. All jene,
die sich an dieses Wissen halten, werden von der Überheblichkeit
gepackt, sind sie doch der Erde zugewandt, richten ihr Leben nach dem
Willen des Fleisches und verlassen sich auf ihre eigenen Werke, ohne je
nachzusinnen in ihrem Geist über die unbegreiflichen Dinge. Und dies
erleiden sie, solange sie auf diesen Wellen segeln.
29.
Die Heiligen hingegen erfüllen in ihrem Leben die herrliche Tugend der
Gottheit. Ihr Werk ist in der Höhe, und sie weichen nicht ab in ihrer
Gesinnung, um sich abzugeben mit Erfindungen und Nichtigkeiten. Denn wer
im Licht wandelt, kann nicht in die Irre gehen. All jene aber, die
abgeirrt sind vom Licht der Erkenntnis des Sohnes Gottes und sich
abgewandt haben von der Wahrheit, wandeln auf jenen Pfaden der
Finsternis.
30. Dies
mithin ist die erste Art von Wissen, bei welcher einer zur Gänze den
Gelüsten des Fleisches folgt. Dieses Wissen tadeln wir und erklären es
als Widersacher nicht nur des Glaubens, sondern jedwelchen Tugendwerks.
[Rede 64]
Die zweite Art von Wissen -
jenes der Seele
jenes der Seele
31. Wenn
einer sich abwendet von dieser ersten Art von Wissen und sich hinwendet
zu den Gedanken und Sehnsüchten der Seele, beginnt er die obenerwähnten
guten Werke zu vollbringen, durch das Zusammenwirken der Wahrnehmungen
der Seele, im Licht ihrer eigenen Natur, mit den Körpersinnen. Diese
Werke sind: Fasten, Gebet, Mildtätigkeit, Lesen der Heiligen Schriften,
Üben der verschiedenen Arten der Tugend, Kampf gegen die Leidenschaften
und das Weitere. All die guten Werke dieser zweiten Art von Wissen, die
Vielfalt der guten Dinge, die hier in der Seele zu beobachten sind, die
wundersamen Arten und Weisen, die am Königshof Christi ihren Dienst
erbringen, werden vom Heiligen Geist zur Vollendung gebracht durch die
Einwirkung Seiner Kraft. Er ist es, Der dem Herzen Pfade bahnt zum
Glauben, aus dem wir Proviant sammeln für die Wanderung zum wahren Äon.
32. Bis
zu diesem Punkt ist das Wissen nach wie vor körperhaft und
zusammengesetzt, obwohl darin ein Weg ist, der uns zum Glauben führt und
lenkt. Doch es gibt noch eine höhere Art von Wissen als diese, und wenn
einer voranschreitet, wird er mit der Hilfe Christi kraft des Glaubens
aufsteigen zu derselben, sofern er dies Werk gründet auf den Rückzug von
den Menschen in die Stille, das Lesen der Schriften, das Gebet und die
übrigen guten Dinge, durch welche die zweite Art von Wissen zur
Vollendung gebracht wird. In diesem nämlich werden alle Tugendwerke
vollbracht, weshalb es als Wissen des Tuns[4] bezeichnet wird,
denn durch konkretes Tun auf der äußeren Ebene der Sinnendinge
vollbringt es mit Hilfe der Körpersinne sein Werk. Amen.
[Rede 65]
Die dritte Art von Wissen -
jenes des Geistes
jenes des Geistes
33. Vernimm
nun, wie einer sich verfeinert und den geistigen Zustand erlangt und in
seiner Lebensweise den unsichtbaren Mächten gleich wird, welche ihren
Dienst nicht durch das Tun von Werken auf der Ebene der Sinnendinge
vollziehen, sondern durch die Tätigkeit, die im Denken[5] geschieht,
durch fürsorgende Gedanken..
Wenn
das Wissen sich erhebt über die irdischen Dinge und über das Sorgen um
dieselben und beginnt, mit seinen Gedanken inwendig zu erforschen, was
den Augen verborgen ist, und die Dinge, aus welchen die Perversion der
Leidenschaften ersteht, irgendwie zu ignorieren vermag, wenn es sich
nach oben ausstreckt und kraft des Glaubens beharrlich fortfährt im
Streben nach dem künftigen Äon, im Sehnen nach den uns verheißenen
Dingen und in der Erforschung der verborgenen Mysterien, dann
verschlingt der Glaube selbst jenes Wissen, verwandelt es und gebiert es
von neuem, sodass es ganz und gar Geist wird.
34. Nun
ist es fähig, sich hinaufzuschwingen in die Gefilde der Körperlosen und
hinabzu-tauchen in die Tiefe des unergründlichen Ozeans und
nachzusinnen über die wunderbare göttliche Lenkung der noetischen und
der körperlichen Wesen und die geistigen Mysterien zu erforschen, die
nur ein einfacher und subtiler Verstand [6] zu begreifen vermag. Dann
erwachen die inneren Sinne zum Werk des Geistes,[7] gemäß der Ordnung
jener [künftigen] Lebensweise der Unsterblichkeit und Unverweslichkeit,
denn von hienieden an hat es wie in einem Mysterium die noetische
Auferstehung empfangen, als wahres Zeugnis der Erneuerung aller Dinge.
35. Dies
mithin sind die drei Arten von Wissen, in denen der ganze Weg des
Menschen im Fleisch, in der Seele und im Geist zusammengefaßt ist. Von
dem Augenblick an, wo ein Mensch anfängt, zu unterscheiden zwischen Gut
und Böse, bis zum Augenblick seines Auszugs aus dieser Welt ist das
Wissen seiner Seele bestimmt von einer dieser drei Ordnungen. In ihnen
ist das Vollmaß jeder Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit enthalten,
ebenso wie das Vollmaß der Gerechtigkeit und der Ergründung der Tiefe
aller Mysterien des Heiligen Geistes. Ein einziges Wissen ist am Werk in
diesen drei Ordnungen, und in ihm geschieht jede Bewegung des Denkens,
sei hinauf zu den Höhen oder hinab in die Tiefen, sei es im Guten oder
im Schlechten oder in dem, was dazwischen liegt.
36.
Die Heiligen Väter nennen diese drei Arten "widernatürlich",
"natürlich" und "übernatürlich".[8] Dies sind die drei Richtungen, in
welche das Denken der vernunftbegabten Seele aufsteigt oder absteigt,
wie gesagt worden ist - indem ein Mensch entweder seiner Natur gemäß
Gerechtigkeit wirkt oder indem er im Geist über seine Natur hinaus
entrückt wird in die Gottesschau oder indem er herausfällt aus seiner
Natur und die Schweine weidet, wie jener Jüngling, der den Reichtum
seiner Unterscheidungsgabe verschleuderte und mit den Horden der Dämonen
zusammenarbeitete (s. Lk 15,11ff).
Rekapitulation der drei Arten von Wissen
37.
Die erste Art von Wissen macht die Seele frostig gegenüber den Werken
des Wegs, der zu Gott führt. Die zweite Art befeuert sie auf dem Weg,
auf dem sie rasch voranschreitet durch die Werke, die zur Stufe des
Glaubens erheben. Die dritte Art aber ist Ruhe von allen Werken und
insofern Abbild des künftigen Äons, denn nun ergibt sich die Seele
allein der geistigen Beschäftigung und schwelgt in den Mysterien der
kommenden Güter. Doch weil die Natur hienieden der Ordnung der
Sterblichkeit und der Bürde des Fleisches noch nicht zur Gänze enthoben
ist, sodass sie jene Vollkommenheit der geistigen Ordnung erlangen
würde, die höher ist als der Zustand, wo eine Abweichung noch möglich
ist, vermag sie weder jene Vollendung zu erlangen, die keinen Augenblick
nachläßt, noch in der Welt der Sterblichkeit zu verharren, noch die
Natur des Fleisches zur Gänze abzulegen, solange sie noch in diesem
lebt.
38. So
wechselt der Mensch auf dieser Stufe ständig von einem zum anderen.
Einmal bewegt sich seine Seele wie arm und bedürftig in der zweiten
Ordnung, der mittleren, hingegeben an die der Natur gemäßen Tugendwerke,
die durch den Körper vollbracht werden. Ein andermal erfreut sie sich,
gemäß dem Stand jener, die im Mysterium der Freiheit den Geist der
Sohnschaft empfangen haben, der Gnade des Heiligen Geistes, in dem Maß,
wie ihr Spender es will. Dann wieder kehrt sie zurück zur Niedrigkeit
ihrer eigenen Werke, das heißt jener, die durch den Körper vollzogen
werden. Und sie hält an diesen fest, damit sie nicht etwa
gefangengenommen werde vom Widersacher durch die Köder, die ausgelegt
sind in dieser bösen Welt, sowie durch beunruhigende und abweichende
Gedanken. Denn solange der Mensch umschlossen ist von der Hülle des
Fleisches, kann er seiner nicht völlig sicher sein, ist doch in diesem
unvollkommenen Äon keine vollkommene Freiheit möglich.
39. Das
ganze Werk des Wissens ist eine Angelegenheit des Handelns und der
Beschäftigung, doch das Werk des Glaubens vollzieht sich nicht durch
Handlungen, sondern durch geistige Einsichten, durch reines Wirken der
Seele, und es ist höher als jenes die Sinne. Denn der Glaube ist
subtiler als das Wissen, geradeso wie das Wissen subtiler ist als die
Sinnendinge. Alle Heiligen, die gewürdigt wurden, jene Lebensweise zu
entdecken, die Entrückung ist zu Gott,[9] gelangten zur Seligkeit dieser
übernatürlichen Lebensweise durch die Kraft des Glaubens.
40. Wenn
wir hier von Glauben reden, meinen wir nicht denjenigen, kraft welchem
einer an den Unterschied zwischen den angebeteten und göttlichen
Hypostasen glaubt, an die einzige Natur und das einzige Wesen der
Gottheit und an das wunderbare Heilswerk für das Menschengeschlecht
durch Annehmen unserer Natur, obwohl auch dieser Glaube sehr erhaben
ist. Sondern wir meinen jenen Glauben, der in der Seele aufstrahlt aus
dem Licht der Gnade und das Herz festigt durch das Zeugnis des
Verstands, [10] sodass es unerschütterlich wird in der Gewißheit der
Hoffnung, fernab von jeder Überheblichkeit. Dieser Glaube wird nicht
übermittelt [von außen] durch Hören, sondern er enthüllt den geistigen
Augen [von innen] die Mysterien, die in der Seele verborgen sind, und
den göttlichen Reichtum, der den Augen der Söhne des Fleisches entzogen
ist, aber vom Heiligen Geist denen offenbart wird, die am Tisch Christi
speisen dank der Einhaltung Seiner Gesetze, wie Er Selbst sagte: "Wenn
ihr Meine Gebote haltet, werde Ich euch den Paraklet senden, den Geist
der Wahrheit, Den die Welt nicht empfangen kann, und Er wird euch die
ganze Wahrheit lehren" (s. Joh 14,15-17 und 16,13).
41. Der
Paraklet ist es, Der dem Menschen die heilige Macht offenbart, die
allezeit in ihm wohnt, den Schutz, die noetische Kraft, die den Menschen
immerdar behütet und alles Schädliche wegtreibt von ihm, damit es sich
weder seiner Seele noch seinem Körper nähere. Diese Kraft nimmt der
erleuchtete und immaterielle Geist[11] auf unsichtbare Weise wahr mit
den Augen des Glaubens, und die Heiligen lernen sie genauer kennen durch
die Erfahrung.
42. Jene
Macht ist der Paraklet Selbst, Der mit der Kraft des Glaubens die Seele
insgesamt wie mit Feuer durchglüht. Und so drängt die Seele mit
Ungestüm voran, im Vertrauen auf Gott jede Gefahr verachtend, und erhebt
sich mit den Flügeln des Glaubens über die sichtbare Schöpfung hinaus.
Sie wird wie trunken und außer sich durch ihre unablässige Hingabe an
Gott. Und durch die einfache, unvermischte Betrachtung, durch die
bildlosen Wahrnehmungen bezüglich der göttlichen Natur gewöhnt sie ihr
Denken daran, nachzusinnen über die Mysterien derselben. Denn bis das
kommt, was die Vollstreckung der Mysterien ist, und wir ihrer vollen
Offenbarung gewürdigt werden, ist der Glaube Diener unaussprechlicher
Mysterien zwischen Gott und den Heiligen.
Möchten
wir derselben gewürdigt werden durch die Gnade Christi, hienieden als
Unterpfand, dort aber, im Reich der Himmel, durch die Hypostase der
Wahrheit, zusammen mit all denen, die Ihn lieben. Amen.
[1] Aus den 86 Asketischen Reden von
Abba Isaak dem Syrer (6./7. Jh.). Übersetzt vom Kloster des Hl.
Johannes des Vorläufers Chania aus dem griechischen Text in
EPE-Philokalia Bd. 8Γ', unter Berücksichtigung der engl. Übers. des
Holy Transfiguration Monastery in The Ascetical Homilies of Saint Isaac the Syrian, Boston
1984, welche zurückgreift auf die handschriftliche Überlieferung in
Griechisch und Syrisch, sowie der franz. Übers. von Archimandrit
Placide Deseille in: Saint Isaac le Syrien, Discours Ascétiques, Monastères
Orthodoxes St Antoine et Solan 2006. Der vorliegende Text besteht aus
den Reden 62-65 der griechischen Ausgabe. Dies entspricht Rede 52 der
englischen Ausgabe und Reden 25-28 der russischen Ausgabe (Sergiev
Posad 1911). Der ganze Titel lautet: "Über die drei Arten von
Wissen und den Unterschied in ihren Werken und Wahrnehmungen. Ferner
über den Glauben der Seele und den darin verborgenen geistigen Reichtum
sowie darüber, wie sehr das Wissen dieser Welt sich unterscheidet von
der Einfachheit des Glaubens." Die Paragraphen-Einteilung folgt jener der griechischen Vorlage.
Die handschriftliche Überlieferung der Reden des hl. Isaak ist äußerst komplex und hat im Laufe der Jahrhunderte manche Veränderungen und Havarien am Text mit sich gebracht, nicht nur durch Kopierfehler, sondern auch durch die Bestrebungen der Nestorianer und Origenisten, den Heiligen für die Verbreitung ihrer Häresien einzuspannen. Die griechische Übersetzung, im 8. Jh. anhand einer westsyrischen Vorlage erstellt von zwei Mönchen der Großen Lavra des Hl. Sabas in Palästina, ist das älteste erhaltene Textzeugnis der Asketischen Reden. Auf diese griechische
Fassung, in viele Sprachen weiterübersetzt, stützt sich denn auch ihre Akzeptanz in der orthodoxen Welt und die Anerkennung von Abba Isaak als großer Lehrer orthodoxer Spiritualität durch viele heilige Väter unserer Kirche. In jüngster Zeit veröffentlichte Schriften, die Abba Isaak zugeschrieben werden, sind dagegen, obwohl sie einige Passagen aus den authentischen Schriften enthalten mögen, eindeutig nestorianisch-origenistischer Herkunft und als Pseudoepigraphen oder Fälschungen abzulehnen.
Die handschriftliche Überlieferung der Reden des hl. Isaak ist äußerst komplex und hat im Laufe der Jahrhunderte manche Veränderungen und Havarien am Text mit sich gebracht, nicht nur durch Kopierfehler, sondern auch durch die Bestrebungen der Nestorianer und Origenisten, den Heiligen für die Verbreitung ihrer Häresien einzuspannen. Die griechische Übersetzung, im 8. Jh. anhand einer westsyrischen Vorlage erstellt von zwei Mönchen der Großen Lavra des Hl. Sabas in Palästina, ist das älteste erhaltene Textzeugnis der Asketischen Reden. Auf diese griechische
Fassung, in viele Sprachen weiterübersetzt, stützt sich denn auch ihre Akzeptanz in der orthodoxen Welt und die Anerkennung von Abba Isaak als großer Lehrer orthodoxer Spiritualität durch viele heilige Väter unserer Kirche. In jüngster Zeit veröffentlichte Schriften, die Abba Isaak zugeschrieben werden, sind dagegen, obwohl sie einige Passagen aus den authentischen Schriften enthalten mögen, eindeutig nestorianisch-origenistischer Herkunft und als Pseudoepigraphen oder Fälschungen abzulehnen.
[2] Gr. ἁγιασμός. Gemeint ist die eigene Heiligung durch Reinheit, Keuschheit usw.
[3] Gr. γνώσις ψιλή (wörtlich: nackt, kahl, leer, entblößt).
[4] Oder praktisches (tätiges, aktives) Wissen.
[5] Gr. διάνοια.
[6] Gr. διάνοια.
[7] Gr. τοῦ πνεύματος.
[8]
"Widernatürlich", d.h. der menschlichen Natur entgegengesetzt, ist die
1. Art von Wissen, jenes des Fleisches. "Natürlich", d.h. der
menschlichen Natur gemäß, ist die 2. Art von Wissen, jenes der Seele.
"Übernatürlich", d.h. über der menschlichen Natur, ist die 3. Art von
Wissen, jenes des Geistes.
[9] Gr. ἔκπληξης εἰς Θεόν, "heilige Verwunderung in Gott". Wie Abba Isaak an anderer Stelle darlegt, ist diese Verwunderung der Seele über das, was sie sieht, von solcher Intensität, dass sie alles Geschöpfliche vergißt und ganz in Gott versunken bleibt (Rede 17,4).
[9] Gr. ἔκπληξης εἰς Θεόν, "heilige Verwunderung in Gott". Wie Abba Isaak an anderer Stelle darlegt, ist diese Verwunderung der Seele über das, was sie sieht, von solcher Intensität, dass sie alles Geschöpfliche vergißt und ganz in Gott versunken bleibt (Rede 17,4).
[10] Gr.
διάνοια, was hier selbstverständlich nicht den Verstand in seinem
unerleuchteten, dem Fleischlichen verhafteten Zustand bezeichnet,
sondern in seinem höheren, vom Hl. Geist erleuchteten Zustand.
[11] Gr. νοῦς.
http://www.impantokratoros.gr/wissen_drei_arten.de.aspx
http://www.impantokratoros.gr/wissen_drei_arten.de.aspx
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